Essen-Altenessen. Eine Glasfaser-Baustelle von Ruhrfibre sorgt in Essen-Altenessen für Ärger. Anwohner Thomas Sterner spricht von einer „echten Gefahrenquelle“.

Der Altenessener Thomas Sterner kann nur den Kopf schütteln: „Wenn ich derart schlechte Arbeit abgeliefert hätte, wäre ich nicht lange am Markt tätig gewesen.“ Was den Fachmann so erzürnt, sind Mitte November im Auftrag von Ruhrfibre verlegte Glasfaserkabel auf dem Grundstück seines Vaters Karl-Heinz Sterner an der Kohlbergstraße. Die beauftragten Unternehmen würden offenbar nach dem Motto „schnell und billig“ ausgewählt: „Unqualifizierte Mitarbeiter graben die Straßen um und hinterlassen an vielen Stellen Chaos.“

Sterner weiter: „Ich war 30 Jahre lang selbstständig tätig, unter anderem im Bereich Abbruch und Tiefbau. Mein Vater hat die Firma 1961 gegründet. Wir können die Qualität der Arbeiten beurteilen.“ Als Selbstständiger habe er für etwaige Regressansprüche Bürgschaften aufbringen müssen: „Wenn Schäden entstanden wären, was Gottseidank nie passiert ist, wäre mein Geld weg gewesen.“    

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Essener über Beschwerde bei Ruhrfibre: „Rückrufe wurden signalisiert, kamen aber nicht“

Hier sei „unprofessionell und äußerst schlampig“ gearbeitet worden, so Sterner: „Bereits am Folgetag sackte ein Bereich ab. Das glich einem Tagebruch. Ich konnte den Zollstock 80 Zentimeter tief in den Hohlraum stecken. Es wurde das falsche Material verwendet, bei dem eine ordnungsgemäße Verdichtung unmöglich gewesen ist. Anschließend bildete sich durch das anfallende Regenwasser ein Hohlraum, so dass das Pflaster einbrach.“

Ein Bild vom 20. Dezember: Die Pflastersteine an der Kohlbergstraße in Essen-Altenessen sind abgesackt.
Ein Bild vom 20. Dezember: Die Pflastersteine an der Kohlbergstraße in Essen-Altenessen sind abgesackt. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Das Loch wurde mit Mülltonnen und Flatterband gesichert. „Ich habe das Onlineformular von Ruhrfibre ausgefüllt. Es spricht doch Bände, dass eigens ein Formular zur Schadensregulierung eingerichtet werden musste“, so Sterner. Auch telefonisch habe er es versucht, sei jedoch mehrfach vertröstet worden: „Rückrufe wurden signalisiert, kamen aber nicht.“

Glasfaserbaustelle in Essen: Einen Tag nach Schadensbeseitigung sackt Stelle wieder ein

Am 4. Dezember wurde der Schaden endlich beseitigt. Dachten die beiden Sterners jedenfalls. Doch schon am 5. Dezember sank die Stelle erneut ein: „In diesem Zustand eine echte Gefahrenquelle.“ Die Kohlbergstraße ist recht schmal und die Autos müssen sich an der Stelle vorbeischlängeln.

Nach einem Treffen vor Ort fragte diese Zeitung bei Ruhrfibre nach und bekam auch prompt Antwort. Man nehme die Angelegenheit sehr ernst: „Nach Eingang Ihrer Nachricht haben wir uns umgehend mit dem zuständigen Generalunternehmer in Verbindung gesetzt, den Fall geprüft und die notwendigen Schritte eingeleitet.“ Der Generalunternehmer sei angewiesen worden, den Schaden sofort ordnungsgemäß zu beheben.

Ruhrfibre bittet um Verständnis und will Zustand der Straße verbessern

Ein Ruhrfibre-Mitarbeiter habe sich vor Ort ein umfassendes Bild der Lage gemacht: „Die Sicherheit und Zufriedenheit der Anwohner haben für uns höchste Priorität, weshalb wir die Reparaturarbeiten nun engmaschig überwachen werden, um sicherzustellen, dass diese fachgerecht durchgeführt werden.“ Man bitte um Verständnis: „Wir versichern, dass wir alles in unserer Macht Stehende tun, um den Zustand der Straße schnellstmöglich zu verbessern und weitere Verzögerungen zu vermeiden.“

Doch plötzlich habe er es mit mehreren Subunternehmen und Bauleitern zu tun gehabt, berichtet Thomas Sterner: „Als ich einen meiner Ansprechpartner fragte, warum die Fahrzeuge seiner Kolonne belgische Kennzeichen hätten, sagte er mir, dass die von einem anderen Subunternehmen seien, welches hier für seine Firma arbeite.“ Was für ein Durcheinander. Hier sieht Sterner auch die Stadt Essen in der Pflicht, die sei schließlich über ihre Tochtergesellschaft EVV mit 25,1 Prozent an Ruhrfibre beteiligt. Die Stadt müsse härter durchgreifen.

Essener kritisiert falsch verwendetes Material

Doch weiter im munteren Wirrwarr: „Ich fuhr zu meinem Vater und traf zwei Bauleiter an. Wir besprachen das weitere Vorgehen.“ Inzwischen sei noch ein weiterer Bauleiter erschienen, der auch als Subunternehmer für Ruhrfibre arbeite. Zwei Arbeiter hätten derweil damit angefangen, die Pflastersteine aufzunehmen: „Ich war nur kurz weg, um mir Mittagessen zu holen.“

Gerade noch rechtzeitig sei er zurückgekommen und habe mit Schrecken erkannt, dass das Loch einfach mit Splitt aufgefüllt werden sollte: „Ich bestand darauf, das ordnungsgemäß auszuschachten. Zum Vorschein kam nicht verdichtungsfähiges Material, überwiegend bestehend aus Sand, durchsetzt mit Asphaltstücken und sogar einer Zementtüte.“ Was seine Ahnung bestätigte, dass hier gepfuscht wurde. Er habe vehement darauf gedrängt, dieses Material bis zum festen Untergrund auszuheben: „Anschließend wurde lagenweise vernünftiger Schotter eingebaut und verdichtet. Darauf wurde Splitt gegeben, um das Pflaster zu verlegen.“ Da er noch einen Termin hatte, habe er die Baustelle verlassen.

Die Glasfaser-Baustelle in Essen-Altenessen: Anwohner Thomas Sterner sagt, hier sei nicht verdichtungsfähiges Material verwendet worden.
Die Glasfaser-Baustelle in Essen-Altenessen: Anwohner Thomas Sterner sagt, hier sei nicht verdichtungsfähiges Material verwendet worden. © Privat | Sterner

Bürger aus Essen-Altenessen ärgert sich: Pflaster immer noch nicht korrekt verlegt

Nach einer Stunde sei ein Anruf gekommen: „Die Arbeiten seien fertiggestellt und ich solle mich bitte von der Richtigkeit der Ausführung überzeugen. Als ich ankam, war bereits niemand mehr vor Ort. Die Pflastersteine waren aber nicht durchgängig im Gefälle verlegt, sondern mit leichter Absenkung.“ Sterner rief also den Bauleiter erneut an und vereinbarte mit diesem, sich – aufgrund seiner Urlaubsabwesenheit – am 6. Januar kurzzuschließen. Sterner deutete an, die Arbeiten selbst durchführen zu wollen, damit die Oberfläche wieder ordentlich hergestellt werde. 

Am nächsten Tag, also Heiligabend, habe er von Ruhrfibre eine E-Mail erhalten: „Ich solle innerhalb von fünf Tagen bestätigen, dass der Mangel behoben sei. Ansonsten gehe Ruhrfibre davon aus, dass der Mangel behoben sei und die Akte geschlossen werden könne.“ Was Thomas Sterner so nicht stehenlassen wollte: „Ich habe sofort geantwortet, mit dem Hinweis auf das immer noch nicht korrekt verlegte Pflaster. Das ist der derzeitige Stand.“

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