Duisburg. Zoo Zajac hat den Abverkauf gestartet: Das größte Tiergeschäft der Welt erlebt einen Massenandrang. Worauf es Rabatte gibt und was einige Kunden ärgert.

Wenn das laut Guinessbuch der Rekorde größte Zoofachgeschäft der Welt das letzte Kapitel seiner Firmengeschichte aufschlägt, ist auch der Ansturm zum Abverkauf einer der Superlative: Als Zoo Zajac am Montag um 14 Uhr seine Türen zum Ausverkauf öffnet, drängen allein in den ersten fünf Minuten mehr als 1000 Menschen in die als „Supermarkt der Tiere“ bekannt gewordene Tierhandlung. Es gibt in Neumühl 20 Prozent auf alles – auch auf Tiernahrung. Einzige Ausnahme: Auf die Tiere selbst gibt es keinen Rabatt, erklärt Joachim Hinderfeld, Tierarzt der Zoo Zajac GmbH, umringt von Kamerateams.

Ansturm auf Zoo Zajac: „Jetzt geht‘s los“, ruft ein Kunde, und mehr als 1000 Menschen drängen in das (noch) größte Zoofachgeschäft der Welt. Die Tierhandlung in Duisburg-Neumühl muss bald schließen.
Ansturm auf Zoo Zajac: „Jetzt geht‘s los“, ruft ein Kunde, und mehr als 1000 Menschen drängen in das (noch) größte Zoofachgeschäft der Welt. Die Tierhandlung in Duisburg-Neumühl muss bald schließen. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Die Kunden sind dennoch im Kaufrausch. Rund um den Parkplatz am Konrad-Adenauer-Ring bilden sich Staus, darin stehen sogar Autos aus Köln, Hamm und Märkischem Kreis. Auf dem Parkplatz herrscht zeitweise Stillstand. Nichts fährt mehr. An den drei Kassen bilden sich ab 14.10 Uhr lange Menschenschlangen, eine halbe Stunde später sind alle drei über 50 Meter lang. Wartezeit: geschätzte 30 Minuten.

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So viele Besucher hat das Geschäft zuletzt gesehen, bevor Ende 2022 Norbert Zajac starb, der Gründer, das Aushängeschild, die für nicht wenige Besucher größte Attraktion. Seit drei Wochen steht nun fest: Zoo Zajac ist bald Geschichte (wir berichteten).

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Dirk Küppers ist aus Duisburg-Baer gekommen, um ein finales Schnäppchen zu machen: Auf seinem Einkaufswagen schiebt er sechs 20 bis 25 Kilogramm schwere Säcke mit Fischfutter für Störe und Kois vor sich her. Normalerweise müsste er dafür 130 Euro zahlen, heute nur 104. Noch mehr spart Jason Langer: Er ist extra aus Köln gekommen, um das telefonisch reservierte 350-Liter-Aquarium abzuholen. Statt 879 kostet ihn das Becken 703,20 Euro.

Säckeweise Fischfutter: Dirk Küppers in der Warteschlange.
Säckeweise Fischfutter: Dirk Küppers in der Warteschlange. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Katja Sturm aus Röttgersbach kauft hier heute einen letzten Katzenbaum (Normalpreis: 480 Euro). Sie ist traurig: „Es ist sehr schade, dass das Geschäft nicht wie früher weitergeführt werden konnte. Wir waren oft mit den Kindern hier, als die noch klein waren. Es war immer ein Erlebnis, ein Abenteuer. Und die Auswahl war riesig.“

Katja Sturm wird Zoo Zajac vermissen.
Katja Sturm wird Zoo Zajac vermissen. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Kundinnen berichten von Katzenfutter besonderer Marken, das sie fortan im Internet bestellen müssen, manch Aquarianer trauert dem Lebendfutter nach. „Meine Meerschweinchen haben sich an die getrockneten Kräuter von hier gewöhnt“, erklärt Sandra Mattulat. „Woher soll ich das nun herbekommen?“ Nur noch drei Beutel hat sie bekommen.

Sandra Mattulats Meerschweinchen werden die getrockneten Kräuter fehlen.
Sandra Mattulats Meerschweinchen werden die getrockneten Kräuter fehlen. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Unzufriedene Kundin: „Ich hatte auf mehr Ware und größere Rabatte gehofft“

Es gibt aber auch Unzufriedene in der Schlange: „Viele Regale sind ja leer, vor allem die mit dem Futter“, ärgert sich Simone Hahn aus Bottrop. Sie konnte nur noch einen Beutel vom Premium-Hundefutter ergattern. „Ich hatte auf viel mehr Ware und größere Rabatte gehofft. So hat es sich für mich nicht gelohnt.“

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Tatsächlich sind auf den 13.000 Quadratmetern Verkaufsfläche viele Regale bereits am ersten Tag des Schlussverkaufs leergefegt. „Alles muss raus“, bekräftigt Insolvenzverwalterin Sarah Wolf, das gilt auch fürs Inventar. Aber die Verkäufer müssen Interessenten oft vertrösten. Die meisten Volieren etwa haben sich bereits Züchter reservieren lassen. Zubehör für Hunde und Katzen gibt es dagegen noch reichlich, mit den wuseligen Kunden wirkt die Abteilung wie ein einziger großer Wühltisch.

Für Aquarianer Frank Schierenbeck aus Castrop-Rauxel ist heute ein ganz besonderer Tag: Er war 50 Jahre lang Stammkunde und darf nun vier Fische kaufen, die bis zum Insolvenzantrag der Zoo Zajac GmbH unverkäuflich waren – vom Aussterben bedrohte Buntbarsche aus Afrika. Das ist für Insolvenzverwalterin Sarah Wolf, neben dem großen Medieninteresse, das besondere an diesem Insolvenzverfahren: „Normalerweise holen wir nur für die Gläubiger das Beste heraus, hier aber geht es auch ums Tierwohl.“

Vom Aussterben bedrohte Fische – gehören nun Frank Schieren.
Vom Aussterben bedrohte Fische – gehören nun Frank Schieren. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Wo die Exoten weiterleben, soll geheim bleiben

Viele Tiere aber sind in den Hallen nicht mehr zu sehen. Weniger als 100 „Verkaufstiere“ seien es noch, sagt Geschäftsführerin Kathi Geven, vor allem Nager und Reptilien. Hinzu kommen noch die Zierfische. Aber auch viele der 1000 Becken sind bereits leergefischt.

Die Verkäufer würden die Tiere „weiterhin nur mit fachkundiger Beratung an kundige Käufer abgeben“, versichert Tierarzt Hinderfeld. Die etwa 50 „Bestandstiere“, darunter „unvermittelbare“ Exoten, seien allesamt über ein „großes Netzwerk in die Hände erfahrener und sachkundiger Einrichtungen gelangt. Wir vermitteln jedes Tier. Dafür stehe ich mit meinem Namen gerade.“ Er betont: Die zuständigen Ämter seien in „alle Abläufe involviert“.

Aber in welchem Tierpark oder Zoo zum Beispiel Norbert Zajacs drei Faultiere Frieda, Lennox und Fridolin ein neues Zuhause gefunden haben, verraten die Verantwortlichen nicht – „auch aus Rücksicht auf die Zoos“, erklärt Insolvenzverwalterin Wolf.

Tierarzt Joachim Hinderfeld hat die eigentlich unvermittelbaren Exoten an Zoos und Tierparks vermittelt.
Tierarzt Joachim Hinderfeld hat die eigentlich unvermittelbaren Exoten an Zoos und Tierparks vermittelt. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

„Wir waren hier eine große Familie“

Je schneller der Abverkauf über die Bühne geht, desto schnelle wird das Amtsgericht das Insolvenzverfahren eröffnen. Gut möglich also, dass die 108 verbliebenen Mitarbeiter noch vor Ende März ihre Kündigung erhalten. Viele von ihnen wirken niedergeschlagen, gegenüber der Presse möchte niemand über die eigene Gefühlslage sprechen. Nur eine Angestellte sagt mit brüchiger Stimme: „Wir waren hier wie eine große Familie.“ Sie winkt ab. „Jetzt ist alles nur noch Scheiße.“

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  • Für den Zeitraum des Schlussverkaufs gelten neue Öffnungszeiten: Zoo Zajac hat von Montag bis Samstag nur noch von 14 bis 18.30 Uhr geöffnet.
  • Die Insolvenzverwalterin hatte die Suche nach einem Investor für das Geschäft einstellen müssen, nachdem die Zoo Zajac Grundbesitz GmbH (zuletzt war Norbert Zajacs Tochter Katja Banaszak deren Geschäftsführerin) überraschend das 25.900 Quadratmeter große Grundstück verkauft hat. Die Zoo Zajac GmbH war nur Mieter (wir berichteten).