Duisburg. Der Welpenhandel bei Zoo Zajac ist umstritten. Wie haben sich im Zoogeschäft verkaufte Hunde entwickelt? Vier Halter geben ungeschönte Einblicke.

Nach mehr als elf Jahren endet schon bald bei Zoo Zajac in Duisburg der Verkauf von Hundewelpen. Seit dem 20. Januar 2012 haben im größten Zoofachgeschäft der Welt viele Dackel, Labradore, Pudel sowie andere Rassen und Mischlinge am Konrad-Adenauer-Ring eine Familie gefunden. Tierschützer beäugten den Handel stets kritisch und warnten vor Verhaltensstörungen.

Diese Redaktion hat mit vier Hundebesitzerinnen gesprochen, die ihre Vierbeiner bei Zoo Zajac gekauft haben. Sie erzählen von ihren Erfahrungen und der Betreuung im Zoofachgeschäft sowie von dem Zusammenleben mit den Tieren. Für die vier Frauen steht dabei bedingungslos fest: Sie lieben ihre Hunde.

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Labrador „Buddy“: „Wir haben einen tollen Hund bekommen“

Schon lange hat Anja* aus Huckingen mit dem Gedanken gespielt, einen Hund aufzunehmen. Bei Zoo Zajac erlebt sie diesen magischen Moment: Hinter Glas sitzt ein brauner Labrador. „Es war Liebe auf den ersten Blick“, sagt die Duisburgerin, die bislang keine Erfahrung mit Hunden hat.

Bis „Buddy“ zur Familie gehört, ist es ein langer Weg. Nach dem ersten Gespräch gibt es ein Kennenlernen mit dem Hund in einem Begegnungsraum. Es ist ein separater Termin, ein weiterer folgt. „Sie haben uns mit Fragen bombardiert“, sagt Anja. So möchten die Mitarbeiter etwa wissen, ob der Hund viel alleine gelassen wird und wie die Wohnsituation ist. „Es gab insgesamt vier Verkäufer, die uns ausgequetscht haben“, schildert Anja den für sie gewissenhaften Verkaufsprozess. Bevor Buddy mit in den Duisburger Süden darf, wird er von einem der Tierärzte gründlich untersucht. „Wir haben uns super betreut gefühlt.“

Heute ist Buddy zehn Monate alt. „Wir haben einen tollen Hund bekommen“, sagt Anja glücklich. Er sei ein „Glücksgriff“, immer lernbegierig und habe einen tollen Charakter. Der Vierbeiner versteht sich auch prächtig mit der Katze des Hauses, die fünf Tage gebraucht hat, um sich an den neuen Mitbewohner zu gewöhnen. „Heute lieben sie sich“, sagt Anja. Lob bekomme das Tier auch von seinem Hundelehrer. Gekostet hat Buddy 1800 Euro.

Für Anja ist „Buddy“ der erste Hund. Auch mit der Katze des Hauses versteht sich der Vierbeiner sehr gut.
Für Anja ist „Buddy“ der erste Hund. Auch mit der Katze des Hauses versteht sich der Vierbeiner sehr gut. © Anja

Dalmatiner „Bella“: „Ich würde es nie wieder machen“

„Es war Liebe auf den ersten Blick“, erinnert sich Katrin an den Moment, als sie Hündin Bella und einen ihrer Brüder hinter der Glasscheibe sieht. Sie macht Fotos – und steht am nächsten Tag wieder vor dieser Scheibe mit der sieben Monate alten Hündin auf der anderen Seite. Das ist nun mehr als zehn Jahre her und Bella elf Jahre alt. Es sind somit die Anfänge des Welpenhandels bei Zoo Zajac.

Im Gespräch erfährt Katrin, dass die Dalmatiner-Hündin sehr zurückhaltend sei. Für die Familie geht es zunächst in ein Kennenlernzimmer: „Bella wurde dazu geholt, sie saß zitternd in der Ecke, war sehr ängstlich.“ Bei Katrin wächst das Mitleid. Sie möchte und wird der ängstlichen Hündin für 1500 Euro ein liebevolles Zuhause schenken.

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Die ersten Jahre sind von Ängsten geprägt, erinnert sich die hundeerfahrene Halterin. „Es hat acht Monate gebraucht, bis mein Mann sie anfassen durfte.“ Auch Fremde, Transporter oder Busse lassen die Hündin sofort panisch werden. Ihre Besitzerin ist sich sicher: „Sie muss etwas Schlimmes erlebt haben“ – schränkt aber zugleich ein: „Ich gehe nicht davon aus, dass sie bei Zoo Zajac schlecht behandelt wurde.“

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Die Probleme sind womöglich in der prägenden Sozialisierungsphase im frühen Welpenalter entstanden – noch bevor das Tier bei Zoo Zajac angeboten wurde. Und rückblickend gibt es neben dem hohen Alter weitere Details, die bei der Halterin Fragen aufwerfen: So etwa die große Narbe auf dem Rücken der Hündin. Sie sei verstoßen worden, lautet die Erklärung von Zoo Zajac. Da wäre aber auch die erste Impfung, die Bella in einer deutschen Grenzstadt zu Polen erhalten hat, wie es der Ausweis dokumentiert.

Noch heute ist der Kontakt mit Fremden schwierig, innerhalb der Familie sei sie eine „tolle Hündin“ und angekommen. „Sie liebt die Kinder“, sagt Katrin. „Wir mussten aber sehr lange kämpfen. Haben es auch mit Hundepsychologen versucht.“ Außerhalb der eigenen vier Wände kommen die Ängste der Hündin immer wieder hervor, dann ist Bella unsicher. „Ich würde es nie wieder machen – ich hätte sie aber auch nie wieder abgegeben. Wir lieben sie.“

Dalmatiner-Hündin Bella ist sehr ängstlich. Im Kreise der Familie ist sie eine tolle Hündin, doch die Außenwelt stresst das Tier.
Dalmatiner-Hündin Bella ist sehr ängstlich. Im Kreise der Familie ist sie eine tolle Hündin, doch die Außenwelt stresst das Tier. © Kathrin

Powder Puff „Nala“: „Denen ist nicht egal, wer die Hunde bekommt“

„Wir haben ein Chamäleon und wollten eigentlich nur Heuschrecken kaufen“, sagt Sarah aus Laar. Dann ist sie bei den Hunden stehen geblieben. „Es war Liebe auf den ersten Blick“, sagt die Halterin. Zuhause angekommen, greift sie zum Telefon: Die Familie möchte das Weibchen kennenlernen.

Für die Hunde-Mama geht es ins Kennenlernzimmer. „Sie wollten alles wissen“, sagt sie über die vielen Fragen, die ihr im Verkaufsprozess gestellt werden. Ein Verhalten, das ihr positiv in Erinnerung bleibt: „Denen ist nicht egal, wer die Hunde bekommt.“ Bevor Nala mit nach Hause darf, wird sie noch von Veterinären untersucht.

Das Zusammenleben mit der mittlerweile einjährigen Hündin sei wunderbar. „Sie sucht die Nähe. Sie hat sich schnell in unser Herz gebrannt.“ Auch mit dem acht Jahre alten Chihuahua Simba verstehe sie sich prächtig. „Die spielen miteinander und auf andere Menschen reagiert sie positiv“, sagt Sarah. Bezahlt hat sie für Nala 1400 Euro. Einen Preis, den sie für gerechtfertigt hält, auch weil er Menschen abschrecke, die sich möglicherweise und mit Blick auf weitere Folgekosten gar keinen Hund leisten können.

Bei Besitzerin Sarah darf Nala auch auf die Couch. Auch mit Chihuahua Simba versteht sich die Hündin super.
Bei Besitzerin Sarah darf Nala auch auf die Couch. Auch mit Chihuahua Simba versteht sich die Hündin super. © Sarah

Labrador-Australien-Shepherd-Mix „Rico“: „Wir sind ein gutes Team geworden“

Für Hund Spike möchte Joyce mit ihrer Mutter im Januar 2019 eigentlich nur Zubehör einkaufen, doch in der Welpenabteilung kommt es anders. „Meine Mutter hat sich schockverliebt“, erinnert sich Joyce an die erste Begegnung mit dem zukünftigen Familienmitglied. Mitarbeiter erzählen, dass der Wurf noch in Quarantäne sei – die Welpen plagen einen Schnupfen. Ein Kennenlernen sei deshalb erst zu einem späteren Zeitpunkt möglich. Aufgrund der Transparenz fühlt sich die Familie bei Zoo Zajac gut aufgehoben.

Zwei Wochen später und nach mehreren Telefonaten kommt es dann zum Treffen. Mehr als eine Stunde verbringt die gesamte Familie, inklusive Labrador Spike, mit dem Welpen im Kennenlernraum. „Wir haben lange mit ihm gespielt und gekuschelt“, erzählt Joyce. Nach einer Abschlussuntersuchung darf der rund 1000 Euro teure Hund dann mit nach Borken, dazu zählen auch Kotproben, die die Familie aufgrund des Schnupfens in den ersten zwei Wochen vorbeibringen soll. Diese seien unauffällig gewesen, heißt es dann später.

„Wir sind ein sehr gutes Team geworden“, sagt Joyce über ihren Hund, mit dem sie wöchentlich ein Agility-Training absolviert und der zum Begleithund ausgebildet ist. Auch mit Labrador Spike, der mittlerweile im hohen Alter verstorben ist, habe er sich gut verstanden. „Er ist sehr ruhig, hat einen tollen Charakter. Wir können ihn überall mit hin nehmen“, sagt sie. So begleitete der Vierbeiner die Familie schon nach Kroatien in den Urlaub. Vor dem Kauf gab es – auch innerhalb der Familie – Skepsis bezüglich der Zajac-Vergangenheit des Hundes. Diese Vorbehalte seien mit Blick auf seine Entwicklung ausgeräumt.

Beim Agility-Training geht Rico auf. „Wir sind ein gutes Team“, sagt Frauchen Joyce aus Borken.
Beim Agility-Training geht Rico auf. „Wir sind ein gutes Team“, sagt Frauchen Joyce aus Borken. © Joyce

* = Lediglich die Vornamen der Protagonistinnen werden in diesem Artikel genannt, da die Kaufentscheidung auch Vorbehalte bei Kritikern des Welpenhandels auslöst. Die Nachnamen der Gesprächspartnerinnen sind der Redaktion bekannt.