Duisburg. „Fridolin“ wurde bei Zoo Zajac mit der Flasche aufgezogen. Wie ging es nach dem Tod des berühmten Ziehvaters für das Faultier weiter? Ein Besuch.
Norbert Zajac war deutschlandweit bekannt. Er war der schillernde Geschäftsführer des größten Zoofachgeschäfts der Welt. Im Dezember 2022 starb er unerwartet. Seine Tiere, so beteuerte er stets, standen immer an erster Stelle. Besonders „Fridolin“, ein Faultier, hatte es dem exzentrischen Inhaber angetan. Mit der Flasche zog er den Exoten auf. Wie geht es dem Schützling ohne den berühmten Ziehvater?
Zwar gehen die Geschäfte in Neumühl ohne den langjährigen Chef von Zoo Zajac weiter, doch seine Frau Jutta und Geschäftsführerin Kathi Geven haben Änderungen vorgenommen und etwa den umstrittenen Welpenhandel beendet. Gewandelt hat sich am Konrad-Adenauer-Ring auch die Welt von „Fridolin“. Nach wie vor hängt er im Laden von der Decke, doch das Faultier hat nun sein eigenes Kletterparadies.
Faultier „Fridolin“ hat bei Zoo Zajac ein neues Gehege bekommen
Zum Schlafplatz führt ein dickes Seil von einem Baumstamm. Im Gehege hängen weitere Seile, die an Baumstämme gespannt sind, auf dem Boden liegt Rindenmulch. Getrennt ist das Gehege vom Laden durch eine große Glasscheibe. Als Pfleger Christian Wenzlaff leise die Tür aufschließt, liegt das in den Regenwäldern Mittelamerikas heimische Tier noch in seinem Kasten, oben an der grün gesprenkelten Wand.
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Der 37-Jährige weckt Fridolin vorsichtig und wünscht ihm einen guten Morgen. Fridolin, ganz Faultier, beginnt sich laaangsam zu bewegen. Als er den Pfleger wahrnimmt, macht sich das Faultier lang und seilt sich gemütlich ab. Vor ihm steht ein lange bekanntes Gesicht: Der Pfleger hat Fridolin, der am 6. Juni 2022 im Zoogeschäft zur Welt kam, mit großgezogen. Doch Faultier-Mutter Frieda, die neben Vater Lennox ebenfalls bei Zoo Zajac lebt, hatte das Jungtier verstoßen. Stattdessen übernahmen Norbert Zajac und Christian Wenzlaff die Aufzucht, fütterten den Exoten mit spezieller Milch.
Alte Voliere für Aras ist nun Zuhause für „Fridolin“
„Lange habe ich Fridolin auch jeden Abend mit nach Hause genommen, um rund um die Uhr für ihn da sein zu können“, sagt der Pfleger. Irgendwann habe er dann ein kleines Gehege im Büro bekommen. Doch auch das wurde nun zu klein. Daher ist Fridolin jetzt in sein neues großes Heim im Geschäft gezogen. „Hier waren früher die Aras in einer großen Voliere. Doch die Auflagen, Aras zu halten, haben sich stark verändert, sodass es für Privatpersonen fast unmöglich ist, diese Tiere zu besitzen. Daher haben wir unsere Aras verkauft und keine neuen mehr ins Angebot genommen.“
So wurde also Platz für Fridolin geschaffen. Faultiere sind Einzelgänger. Dass er nun alleine lebt, entspricht seiner Natur. „Seine Eltern Frieda und Lennox leben in unserer anderen Halle. Das Paar gehört zusammen. Aber da noch nicht ganz klar ist, ob Fridolin ein Männchen oder Weibchen ist, mussten wir die Tiere trennen. Wenn Fridolin geschlechtsreif wird, würde Vater Lennox ihn entweder als Konkurrenten sehen oder auch begatten wollen“, erklärt Wenzlaff die Trennung.
Zoo Zajac: Gehege für Faultier soll noch Pflanzen bekommen
Die ersten Tage im neuen Gehege waren auch für den Pfleger aufregend: „Ich bin wie eine Mutter, die sich noch um ihr Kind kümmert. Als Fridolin das erste Mal hier an den Seilen geklettert ist, habe ich noch meine Hände darunter gehalten, weil ich Angst hatte, er könnte abstürzen.“ Szenen, die auch so manche Eltern von Spielplätzen kennen.

Doch das Klettern habe Fridolin im Blut. Faultiere gehen nur an den Boden, wenn sie ihr Geschäft verrichten. Um das Gehege möglichst sauber zu halten, gibt es daher nur an einer Stelle in einer Ecke eine Möglichkeit zum Abstieg. „Das hat Fridolin schnell gelernt“, sagt der Ziehvater.
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6,7 Kilo bringt das Tier schon auf die Waage. Bis elf Kilo kann ein ausgewachsenes Faultier wiegen. Ähnlich wie das Gewicht ist auch das Gehege noch ausbaufähig. „Hier sollen noch echte Pflanzen auf den Boden, die Fridolin aber nicht futtern soll. Das Gehege kann später auch nach oben geöffnet werden und wir können Seile an der Decke des Ladens spannen, sodass er auch herauskommen kann“, erklärt Christian Wenzlaff.
Das alles sei in Planung. Das gesamte Team entwickle zusammen Ideen und dann „wägen wir ab, was gut oder nicht so gut ist. Das ist ein richtiges Gemeinschaftsprojekt, bei dem jeder mit Herzblut dabei ist“, sagt der Pfleger. Und Fridolin? Hängt erstmal entspannt ‘ne Runde ab…