Duisburg. Trotz Kritik und Wirtschaftskrise – viele Budenbetreiber sind mit ihrem Geschäft auf dem Weihnachtsmarkt überraschend zufrieden. Was in Duisburg auffällt.

Von Krisenstimmung – keine Spur: Trotz Inflation, Wirtschaftskrise und Kunden-Kritik am zunehmend eintönigen Angebotsmix des Duisburger Weihnachtsmarktes sind viele Händler und Gastronomen sehr zufrieden mit ihren Einnahmen. Das ist das Ergebnis einer stichprobenartigen Befragung der Händler und Wirte kurz vor Weihnachten.

Arno Kühnel etwa freut sich sogar über „kolossal gute Geschäfte. Es lief bombig“, schwärmt der 73-Jährige, der an seinem großen Stand „hochwertige Geschenk- und Deko-Artikel“ sowie Hofladen-Produkte verkauft – „alles, was es bei Rewe und Lidl nicht gibt“. Unterstützt wird der Herner von Sohn Christian (45). Arno baut seit 38 Jahren in Duisburg auf, „der Weihnachtsmarkt hier wird im Vergleich mit anderen Großstadt-Märkten noch immer unterschätzt“, meint er. Das Publikum sei „wahnsinnig interessant“.

Arno und Christian Kühnel verkaufen auf dem Weihnachtsmarkt Duisburg Geschenkartikel, Dekoration und Bioladen-Spezialitäten.
Arno und Christian Kühnel verkaufen auf dem Weihnachtsmarkt Duisburg Geschenkartikel, Dekoration und Bioladen-Spezialitäten. © WAZ | pw

Dass es immer weniger Geschenk-, Weihnachtsartikel und Kunsthandwerk zu kaufen gibt, sei ein „strukturelles Problem“, meint Kühnel. „Das gibt es auf vielen Märkten. Das ist nicht der Veranstalter oder der Kleinhändler schuld, sondern der Kunde, der für hochwertige Ware nicht zahlen will oder im Internet kauft.“

Weihnachtsmarkt Duisburg 2024: „Es lohnt sich für uns immer noch“

Auch einige vergleichsweise neue Stände sind nach eigenen Angaben erfolgreich. Der Lego-Stand von Marco Belahouane mit besonderen sowie seltenen Figuren und Sets ist im dritten Jahr dabei. „Es war so gut wie im letzten Jahr“, bilanziert Ehefrau Daniela. „Wir sind rundum zufrieden und kommen nächstes Jahr wieder.“

Die Premiere von „Zsombori‘s Baumstriezel“ auf dem Weihnachtsmarkt lief laut Tünde Zsombori ebenfalls „gut. Ich möchte wiederkommen.“ Nur brauche sie wegen der ausgedehnten Öffnungszeiten von 11 bis 21 beziehungsweise 22 Uhr und der langen Laufzeit – 2024 sind es 44 Markttage netto – mehr verlässliches Personal. „Sonst ist das einfach nicht zu schaffen.“

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Auch Heike Neuwöhner ist mit dem Ergebnis 2024 „sehr zufrieden“. Die gebürtige Duisburgerin hat seit 1988 einen Stand auf der Königstraße, an dem sie Kleidung aus reiner Wolle verkauft: „Es lohnt sich für uns immer noch. Wir haben viele Stammkunden.“ Als sie das sagt, reicht ihr eine Kundin 100 Euro für vier Paar Hausschuhe an. Sie habe „kein verändertes Kaufverhalten“ festgestellt, sagt Neuwöhner.

„Es lohnt sich noch immer“, sagt Heike Neuwöhner.
„Es lohnt sich noch immer“, sagt Heike Neuwöhner. © WAZ | pw

„Vergleichsweise geringe Preisbereitschaft“ in Duisburg

An anderen Ständen berichten Verkäuferinnen und Verkäufer mit höherpreisiger Ware dagegen von einer „vergleichsweise geringen Preisbereitschaft“ der Duisburger Kundschaft: „Sogar auf Märkten in anderen Kleinstädten verkaufen wir mehr.“

Kein Wunder: Nur in Gelsenkirchen und Offenbach ist die Kaufkraft der Menschen geringer als in Duisburg, wie jüngst wieder das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) berechnet hat. Das ist ein Grund, warum der Anteil der „Fressbuden“ steigt und jener der Verkaufsstände sinkt – wenngleich einige kritische Händler auch Veranstalter „Duisburg Kontor“ in der Pflicht sehen (>> zum Bericht).

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Für Glühwein und Weihnachtsmarkt-Imbisse aber sitzt das Geld der Besucher in Duisburg anscheinend weiter locker. Tenor der Gastwirte: 2024 läuft es besser als 2023. Das liegt sicher auch am meist trockenen Wetter – im Vorjahr hatte eine Verkäuferin noch „elf regenfreie Markttage“ gezählt, dieses Jahr blieb es oft trocken.

Verkäufer: Keine Beschwerden über die Preise

Fernando Diaz arbeitet am Bratwurststand von Petra Hartyer: „Es ist viel besser als im letzten Jahr“, sagt er. „Es sind viel mehr Menschen unterwegs, die Stimmung ist besser, weihnachtlicher.“ Beschwerden über die zuletzt vor drei Jahren erhöhten Preise (Bratwurst: 4,50 Euro, Krakauer: 5,50 Euro) gebe es nicht: „Unsere Stammkunden schätzen unsere Qualität.“

Fernando Diaz: „Es ist viel besser als im letzten Jahr.“
Fernando Diaz: „Es ist viel besser als im letzten Jahr.“ © WAZ | pw

Bei den Lachspiraten kostet der Flammlachs im Brötchen „seit zehn Jahren acht Euro“, sagt Henriette Traber. Ihre Zwischenbilanz: „Es ist oft rappelvoll, fast wie in alten Vor-Corona-Zeiten.“ Am Duisburger Weihnachtsmarkt schätzten „viele Kunden, dass der Markt so weitläufig ist und dass man nach rechts und links ausweichen kann, wenn es mal zu eng wird.“

Henriette Traber von den Lachspiraten.
Henriette Traber von den Lachspiraten. © WAZ | pw

„Grill-King“ Pierre Dupré serviert auf dem Weihnachtsmarkt seit 18 Jahren Grünkohl, Eisbein, Champignons aus XXL-Pfannen. Mit dem Verlauf in diesem Jahr sei er „wirklich sehr zufrieden, da gibt‘s nichts zu meckern“. Die sinkende Anzahl an Kunsthandwerkern bedauert auch der Gastronom: „Die schönen Stände fördern die Optik des Weihnachtsmarktes, das hilft uns allen. Das Problem ist aber, dass viele Kunden bei den Kollegen nur gucken, aber nicht kaufen.“

Pierre Dupré verkauft deftige Speisen – mit anhaltendem Erfolg.
Pierre Dupré verkauft deftige Speisen – mit anhaltendem Erfolg. © WAZ | pw

Viele Einbrüche, zusätzliche Gebühren

Schausteller-Chef Mike Bengel, der selbst zum Beispiel eine Glühwein-Hütte betreibt, bilanziert: „Die Umsätze sind mindestens so stark wie im Vorjahr.“ Seine Freude trüben jedoch einerseits die vielen Einbrüche auf dem Markt (wir berichteten), von denen er ebenfalls direkt betroffen war.

Zudem kritisiert Bengel, dass Veranstalter Duisburg Kontor in diesem Jahr erstmals nach der Corona-Pandemie von den Händlern eine Sicherheitszulage erhoben hat und ab dem kommenden Jahr eine zusätzliche Müllgebühr einführen will. Ein ausführlicher Bericht dazu folgt.