Duisburg. Ein neuer Stand auf dem Weihnachtsmarkt sorgt für Aufsehen: Tünde Zsomboris verkauft Original Siebenbürger Baumstriezel – mit sündhaft süßen Zugaben.
Ein Stand auf dem Duisburger Weihnachtsmarkt zieht staunende Blicke auf sich und sorgt bei vielen Kunden für ein neues Geschmackserlebnis: „Zsombori‘s Baumstriezel“ ist zum ersten Mal beim Budenzauber auf der Königstraße vertreten – mit dem Original aus Siebenbürgen. Inhaberin Tünde Zsombori stammt von dort und serviert den hierzulande noch eher unbekannten Baumstriezel auch in modernen Varianten.
- Die WAZ-Lokalredaktion Duisburg hält Sie auch hier auf dem Laufenden: zum WhatsApp-Kanal +++ Duisburg-Newsletter gratis ins E-Mail-Postfach schicken lassen +++ WAZ Duisburg bei Instagram +++ WAZ Duisburg bei Facebook
Zsomboris Handwerk, das die Nutzer im Videoportal TikTok mit Zehntausenden Herzchen favorisieren, steht gegenüber vom City Palais im Blickpunkt. Der Stand hat einen außergewöhnlichen Holzkohlegrill: Über der langen Schale mit der Glut drehen sich Buchenholzrollen, auf die Hefeteig gewickelt wurde. Für die gleichmäßige Rotation sorgen eine Fahrradkette, Ritzeln und der Motor eines Scheibenwischers.
Mit jeder Umdrehung färbt sich der Teig über der Feuerstelle dunkler. Er duftet verführerisch. Zwei junge Kunden schauen gebannt zu. „Ich hab das auf TikTok gesehen“, sagt einer. „Ich bin total gespannt, wie es schmeckt.“
„Zsombori‘s Baumstriezel“: Premiere auf dem Duisburger Weihnachtsmarkt
Konstruiert haben diese Apparatur Tünde Zsombori und ihr Ehemann Attila. Sie kam 2004 aus Siebenbürgen in Rumänien als Au-pair-Mädchen nach Deutschland. Als das Paar später in ihrer Heimatstadt Praid heiratete, gerieten die deutschen Gäste ins Schwärmen, als sie die ihnen unbekannten Baumstriezeln kosteten. „Sie sagten, dass es so etwas in Deutschland nicht gibt“, erinnert sich die 41-Jährige.
Von da an hatte sie eine Geschäftsidee. Zurück in Deutschland sparte Zsombori von ihrem Einkommen als Reinigungskraft fünf Jahre lang für einen Verkaufswagen. Den ersten Baumstriezel verkaufte sie 2012 auf einem Markt in Münster.
Die Unternehmerin und ihre Mitarbeiter rühren jeden Morgen frischen Hefeteig an. Bei der Zubereitung wird der Teig für jeweils einen Striezel ausgerollt, der lange Strang dann auf die Buchenholzrolle gewickelt. Die Rollen sind kegelförmige Spezialanfertigungen, der Durchmesser nimmt also zu einer Seite hin ab. Dann hängt Zsombori die Rolle mit dem rohen Teig in ein Regal: „Der Teig muss erst gehen, sonst wird er zu dünn.“
Außen Zimt und Zucker, innen Nutella
Im nächsten Schritt fettet Zsombori den Teig mit geschmolzener Butter ein, streut Zucker darüber und hängt das Ganze über die Holzkohle. Der Zucker karamellisiert, nach drei, vier Minuten ist die Garzeit abgelaufen. Nun sorgt die klebrige Karamellschicht auf der goldbraunen Außenseite des Gebäcks für Halt: Die Toppings kleben daran. Im Angebot sind neben den traditionellen Varianten mit Vanille, Mohn oder Walnuss auch Kokosraspeln, Zimt und Zucker, geriebene Mandeln, Schokostreusel, Himbeere und Oreo-Kekskrümel. Nach der richtigen Backzeit rutscht der lauwarme Striezel fast wie von selbst von der Rolle.
„In Deutschland bestellen die meisten Kunden Zimt und Zucker“, sagt Zsombori. Die Deutsch-Ungarin orientiert sich zwar am klassischen Rezept, aber auch am Kundengeschmack. Wer mag, kann sich die noch weiche Innenseite des Rohrkuchens zusätzlich mit Nutella einstreichen lassen. Damit kann man die Striezel-Schlange zwar nicht mehr so einfach entrollen und für einen Happen abreißen, ohne dass Schokocreme an den Fingern klebt. Nichtsdestotrotz sei die Nutella-Zugabe sehr beliebt. Ob mit oder ohne: Zsomboris Baumstriezeln stehen stabil wie ein Baum, obwohl sie ihr auf der Innenseite doch so lecker-luftig gelingen.
Der deutschen Kundschaft ist es auch geschuldet, dass es die Baumstriezeln in zwei Längen gibt. In Siebenbürgen gebe es nur die lange Form, die eher an einen Baum erinnert. Der kurze Striezel kostet sechs, der längere zehn Euro. Für einige Toppings kommt ein Euro hinzu, für die Nutella-Innenschicht noch ein Euro.
Viele rumänische Kunden in Duisburg
Kundin Franziska Günther bestellt ihren Striezel mit Zimt und Zucker. „Ich kannte das schon vom Bremer Weihnachtsmarkt und habe mich sehr gefreut, dass es das hier nun auch gibt.“ Die Frau aus Duissern schwärmt: „Der weihnachtliche Zimt-Geschmack und dazu dieser frische, lockere Hefeteig, das ist eine super Kombi.“ Die ersten Happen isst sie auf dem Weg, den Rest später zu Hause. „Schmeckt warm und kalt.“
@zsomboris.baumstriezel #zsomborisbaumstriezel #baumstriezel #kalács #kirmes #softeis #erdbeeren #nutella #CapCut
♬ pink and white frank ocean - sped up sounds
Tünde Zsombori legt Wert darauf, dass sie „das Original aus Siebenbürgen“ zubereitet, „mit Liebe und Erfahrung. Ich liebe meine Arbeit“, sagt sie, und man glaubt es ihr, wenn sie davon mit strahlenden Augen erzählt. Obwohl sie zurzeit 14-Stunden-Arbeitstage hat, weil ihr Mann die Stellung in einem zweiten Stand hält: beim Cranger Weihnachtszauber. In Duisburg war Zsombori in der Vergangenheit bereits auf der Beecker Kirmes und beim Meidericher Martinsmarkt: „In Meiderich kommen besonders viele rumänische Kunden.“
Auch interessant
Dabei wirbt Zsombori an ihrem Stand auch mit der ungarischen Bezeichnung: Kürtőskalács. (Übersetzt bedeutet das in etwa Schornsteinkuchen.) Denn sie selbst hat neben der deutschen Staatsangehörigkeit die ungarische, spricht kaum Rumänisch, obwohl ihr Geburtsort in Rumänien liegt. Sie fühle sich aber in erster Linie als Siebenbürgerin (siehe Infobox).
Auf dem Duisburger Weihnachtsmarkt sei der Andrang zwar noch nicht so groß wie in Crange, „aber die erste Woche war sehr gut“, bilanziert die Geschäftsfrau. Sie hofft nun auf trockenes Wetter – und darauf, dass ihre Striezel auf dem Duisburger Weihnachtsmarkt so viele Herzen erobern wie auf TikTok.
Lesen Sie auch diese aktuellen Artikel zum Duisburger Weihnachtsmarkt 2024:
- „Kaum noch Hochwertiges“: Weihnachtsmarkt Duisburg will reagieren
- Weihnachtsmarkt Duisburg: Verärgerter Händler verrät Standgebühr
- „Kolossal gute Geschäfte“ auf dem Duisburger Weihnachtsmarkt
- Sterben Buden mit Kunsthandwerk aus?
- Fünf Dinge, die am Weihnachtsmarkt in Duisburg nerven
- Fünf Dinge, die am Duisburger Weihnachtsmarkt begeistern
- Einbrecher erwischt – Security attackiert
- Weihnachtsmarkt: Täter brechen nachts in Promi-Bude ein
- Weihnachtsmarkt: Alle Preise – hier ist es teurer geworden
- Das ist 2024 neu auf dem Duisburger Weihnachtsmarkt
>> Traditionsgebäck aus Siebenbürgern – kein Baumkuchen
Die Region Siebenbürgen, hierzulande auch bekannt als Transsilvanien, gehörte bis 1920 zu Österreich-Ungarn, seither zu Rumänien. In den Siebenbürger Ethnien – Anfang des 20. Jahrhunderts waren dies Rumänen, Szekler, Siebenbürger Sachsen und auch noch Armenier und Juden – fühl(t)en sich damals wie heute viele Menschen nie vorrangig einer Nation zugehörig. Heute gibt es noch immer eine ungarische Minderheit in Siebenbürgen.
Der Ursprung des Baumstriezels liegt im südöstlichen Siebenbürgern. Die Siebenbürger Sachsen und die Szekler betrachten den Rohrkuchen als ihr Traditionsgebäck. Der Baumstriezel ist nicht zu verwechseln mit dem deutlich aufwendiger herzustellenden Baumkuchen.