Duisburg. Immer mehr „Fressbuden“, immer weniger Händler: Eine Mitschuld an dieser Entwicklung auf dem Weihnachtsmarkt geben einige Händler dem Veranstalter.
Auf dem Duisburger Weihnachtsmarkt sinkt seit Jahren der Anteil der Stände mit Kunsthandwerk, Deko, Geschenkartikeln und anderen Waren. Das stört nicht nur Besucher, sondern auch die verbliebenen Händler. Einige üben Kritik am Veranstalter. Duisburg Kontor will Gegenmaßnahmen ergreifen.
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Die städtische Tochtergesellschaft unterstütze die durch den Online-Handel und die geringe Kaufkraft in Duisburg geschwächten Marktbeschicker nicht energisch genug. Das finden zumindest einige Händler, mit denen wir unabhängig voneinander bei unserer stichprobenartigen Umfrage gesprochen haben. Sie möchten anonym bleiben – sie fürchteten, künftig durch Duisburg Kontor benachteiligt zu werden, sagen sie.
Weihnachtsmarkt Duisburg bald eine „reine Schlemmermeile“?
Während der Anteil der Glühwein-, Imbiss- und Süßwarenbuden in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen ist, hat die Zahl der Kunsthandwerker 2024 einen Tiefpunkt erreicht (wir berichteten). Beispiele für Stände, die Duisburg den Rücken gekehrt haben: die Finnen, die Honig aus ihrem Heimatland verkauften, der Holzschnitzer aus Tirol, aber auch weniger exotische Anbieter. „Sogar der Stand mit den Adventskränzen ist weg“, sagt ein besorgter Händler. „Es gibt kaum noch Hchwertiges. Wenn hier nichts unternommen wird, ist das in fünf Jahren eine reine Schlemmermeile ... positiv formuliert.“
Man müsse den Händlern zum Beispiel durch attraktivere Standorte unter die Arme greifen, etwa denen der Wechselhütten, die für karitative Einrichtungen reserviert sind. Teilweise habe Duisburg Kontor Händler in „toten Ecken“ und/oder quer zur Laufrichtung der Besucherströme platziert.
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„Vor zehn Jahren gab es noch richtig viele schöne, individuelle Stände, jetzt sind es nicht mehr viele“, meint eine Verkäuferin. „Das bemängeln auch unsere Kunden.“ Die langen Verkaufszeiten bis 21 beziehungsweise 22 Uhr „lohnen sich für die Glühwein-Stände, aber nicht für uns. Aber wir sind ja nur noch eine Minderheit.“
Was Duisburg Kontor nicht ändern und künftig versuchen will
Alexander Klomparend, Sprecher des Veranstalters Duisburg Kontor, bezieht Stellung zur anonym vorgebrachten Kritik. An den Öffnungszeiten von 11 bis 21 beziehungsweise 22 Uhr werde nicht gerüttelt. „Das müssen wir vom Gast her denken. Für den sind wir als Weihnachtsmarkt ein Gesamtangebot. Wenn der Markt öffnet, muss gewährleistet sein, dass alle Stände geöffnet sind.“
Die besten Buden-Plätze in der ersten Reihe in Laufrichtung seien oftmals vergeben an Händler oder Gastronomen, die „schon sehr lange und verlässlich jedes Jahr da sind“, so Klomparend. „Die können wir nicht für die Neuen wegschicken, das würde zu großer Unzufriedenheit führen.“
Die Wechselbuden für wohltätige Organisationen „stehen absichtlich an sehr prominenten Stellen in der Laufreihe, weil die Anbieter sonst gar nicht wahrgenommen werden. Die haben keine Stammkunden, und nach denen sucht auch niemand“, erklärt Klomparend zur Sonderbehandlung der gemeinnützigen Organisationen.
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Der Sprecher kündigt jedoch an, Duisburg Kontor werde verstärkt versuchen, kleine Nonfood- und Kunsthandwerksbetriebe für den Weihnachtsmarkt zu gewinnen. Der Veranstalter arbeite an einer Weiterentwicklung des Marktkonzeptes. Man prüfe etwa (auch wegen der Konkurrenz durch boomende Wochenend-Märkte mit exklusiveren Sortimenten), kleinen Betrieben bei der Teilnahmedauer entgegenzukommen. „Aber noch steht nichts fest“, betont Klomparend.
Sechs Wochen Weihnachtsmarkt – ein „Erfolgskonzept“
Von den deutschen Großstadt-Weihnachtsmärkten ist der in Duisburg wohl der längste, die diesjährige Ausgabe dauert vom 14. November bis 30. Dezember. Der Markt war vor einigen Jahren auf sechs Wochen verlängert worden, zunächst probeweise. So soll(te) auch der stationäre Handel durch den Zustrom auch auswärtiger Besucher vom Budenzauber profitieren. Dieses „Erfolgskonzept“ sei nie wieder infrage gestellt worden, so Klomparend.
Für kleinere Betriebe und solche ohne festes Personal ist der Marathon-Verkauf jedoch eine Erschwernis – ein Grund, eher auf Weihnachtsmärkten von kürzerer Dauer zu verkaufen.