Bottrop. Das Eröffnungskonzert des Bottroper Festivals „Orgel plus“ ist zugleich das Neujahrskonzert der Stadt. Aber dem Festival droht Gefahr.

Nicht mit Pauken und Trompeten, sondern mit Orgel und Trompeten beginnt das Festival Orgel plus am ersten Sonntag im Januar in St. Cyriakus. Auf dem Programm des Eröffnungskonzert, das traditionell immer auch das städtische Neujahrskonzert ist, erklingt nach diversen barocken „Schmankerln“ zum Abschluss Georg Friedrich Händels bekannte „Feuerwerksmusik“.

„Passend dazu hat der Bottroper Tontechniker Rainer Neuwirth ein Live-Feuerwerk konzipiert, das – von innen gesteuert – draußen vor den großen gotischen Fenstern abgefeuert wird und so ins abgedunkelte Innere von Bottrops alter Hauptkirche strahlt“, sagt Festivalleiter Gerd-Heinz Stevens. Ein Experiment, dass so vor einigen Jahren schon einmal in Liebfrauen auf dem Eigen stattgefunden hat – und gelang. Einen Vorgeschmack auf die Feuerwerksmusik gibt das Trompetenensemble übrigens schon beim Eröffnungsgottesdienst am 5. Januar um 11.15 Uhr in St. Cyriakus, dann natürlich ohne Pyrotechnik.

Konzerte, Gottesdienste und Veranstaltungen vom 4. bis 12. Januar

Überhaupt sorgt Bottrops einziges Klassikfestival vom 4. bis 12. Januar für ein im Detail spannendes Programm. Auch Daniel Schmahl ist am 7. Januar noch einmal zu hören, dann als Solist, begleitet von der wunderbaren litauischen Konzertorganistin Karolina Juodelyte an der Rensch-Orgel in Herz Jesu. Dort hat Orgel plus mit dem Neubau des Instruments in den 1980er Jahren übrigens seinen Anfang genommen.

Seither laufen bei Gerd-Heinz Stevens die künstlerischen Fäden des Festivals zusammen. „Erstaunlich, wie oft seither die Grundidee von Orgel plus kopiert wurde“, so der Leiter, der selbst Kirchenmusiker ist. Außerdem scheint es ihn selbst nach so vielen Jahren immer noch zu überraschen, über wie viele unentdeckte Variationen das Orgel-plus-Rezept verfügt.

Kirchenschließungen bedrohen die bedeutendsten Bottroper Orgeln in Herz Jesu und Liebfrauen

Bis 2027 seien die Planungen schon gediehen, so Stevens. „Dann muss man sehen, ob das Festival in dieser Form überhaupt noch in Bottrop stattfinden kann.“ Denn wenn der Zeitplan der Kirchenschließungen bleibt, wie er ist, könnte die beiden schönsten und größten Instrumente in Herz Jesu (Stadtmitte) und Liebfrauen Eigen) nicht mehr zur Verfügung stehen. Denn sie bildeten schon das qualitative Rückgrat dieser Reihe. „Viele Interpretinnen und Interpreten kommen gerade wegen dieser Orgeln nach Bottrop, die eine hervorragende Wiedergabe selbst der anspruchsvollsten Werke ermöglichen“, so Stevens. Eventuell müsste man sich dann außerhalb Bottrops umsehen.

Bereits jetzt gibt es neben der beliebten Exkursion (am 11. Januar ins niederrheinische Kempen) ein Festival-Gastspiel in Essen. Am Abend des Exkursionstages tritt der Städtische Musikverein unter Ludger Köller im „Bergmannsdom“ von Essen-Katernberg auf. Diese größte evangelische Kirche in NRW verfügt über eine große, kürzlich restaurierte Sauer-Orgel von 1901.

Der Akkordeonist Pavel Efremov ist inzwischen zum Publikumsliebling in Bottrop geworden. In St. Johannes in der Boy tritt er mit Mona Hartmann an der Orgel auf.
Der Akkordeonist Pavel Efremov ist inzwischen zum Publikumsliebling in Bottrop geworden. In St. Johannes in der Boy tritt er mit Mona Hartmann an der Orgel auf. © Günter Benning

Mit Pavel Efremov kehrt ein heimlicher Publikumsliebling nach Bottrop zurück. Bereits mehrfach sorgte der Akkordeonist im Kammerkonzertsaal wie bei Orgel plus für Begeisterung. Am 10. Januar ist er mit Mona Hartmann an der Orgel in St. Johannes in der Boy mit Werken vom Barock bis zur Gegenwart zu hören. Im absoluten Kontrast dazu steht ein Abend mit dem Ensemble La Mora am 9. Januar in der Kreuzkampkapelle. Die Künstler um die Schweizerin Corina Marti, die bereits mehrfach in Bottrop zu Gast war, stellen Liebeslieder aus dem späten Mittelalter, dem 14. und 15. Jahrhundert, vor.

Das Abschlusskonzert am 12. Januar in Liebfrauen auf dem Eigen steht erneut im Zeichen der Blechbläser: Das „Posaunenquartett opus 4“ mit Posaunisten des Leipziger Gewandhausorchesters und Ansgar Schlei an der großen Seifert-Orgel spielen Kompositionen vom Barock bis zur üppigen Spätromantik von Richard Strauss.

Das 37. Festival Orgel plus bietet vom 4. bis 12. Januar 14 Konzerte, Exkursionen und Veranstaltungen. Das gesamte Pogramm gibt es auch auf orgelplus.de. Karten zwischen 10 und 59 Euro (Exkursion) gibt es online und an der Theaterkasse (T: 02041 70 33 08) im Kulturzentrum, Böckenhoffstraße 30. Die ist auch noch am 23. 12. sowie am 2. & 3. Januar geöffnet.