Bottrop. Die häufigsten Gefahren für Gebäude auf dem Weg zum Denkmal: Bagger, Abrissbirne, Planierraupe. Was zwei markante Bauten in Bottrop rettete.

Am Tag des offenen Denkmals öffnen Tausende Denkmale Jahr für Jahr kostenlos ihre Tore für ein breites Publikum. Seit 1993 findet dieses Kulturangebot immer am zweiten Wochenende im September statt. Also alle Jahre wieder die gleichen Erinnerungen und Geschichten in Stein, Stahl, Holz und Glas? Nein, tatsächlich gibt es immer wieder Neues im Altvertrauten zu entdecken. Auch in Bottrop.

Welche Spuren hat menschliches Handeln an Bottroper Gebäuden hinterlassen?

Dafür sorgt schon das jeweilige Motto, das einen Perspektivwechsel auf die Gebäude erlaubt. In diesem Jahr lautetet es: „KulturSpur. Ein Fall für den Denkmalschutz“. Dazu gehört nach Auffassung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz auch ein forensischer Blick auf die Geschichte des Denkmals, verbunden mit der Frage, welche Spuren menschliches Handeln an den Gebäuden hinterlassen hat, aber auch, welche Konsequenzen aus Unterlassungen und Vernachlässigung entstanden sind.

Der Kreuzkampkapelle in Bottrop drohte schon das Aus. 1983 wurde sie in die Denkmalliste eingetragen.
Der Kreuzkampkapelle in Bottrop drohte schon das Aus. 1983 wurde sie in die Denkmalliste eingetragen. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Vor allem auf dem langen Weg vom Gebrauchs- oder Industriegebäude zum Denkmal lauern fast immer Gefahren. Die häufigsten: Bagger, Abrissbirne, Planierraupe. Auch zwei der fünf Gebäude, die dieses Jahr für Bottrop teilnehmen, waren davon betroffen.

Bottroper Kreuzkampkapelle hat wechselvolle Geschichte hinter sich

Die kleine Kapelle am Kreuzkamp hat eine wechselhafte Geschichte hinter sich. Diese kann man in der Ausstellung „Vom Krankenhaus zum Treffpunkt der Alt-Katholischen Pfarrgemeinde“ verfolgen. Erbaut wurde die Kapelle 1898 als Teil des Marienhospitals, das sich damals auf dem Gelände des heutigen Finanzamtes befand. Als die Klinik in den 20er Jahren in den Stadtgarten umzog, blieb die Kapelle zunächst erhalten und wurde vom Land für 200 RM an die Alt-Katholische Gemeinde verpachtet.

In den 1980-er Jahren drohte dem Gebäude dann aber das Aus, denn eine Renovierung hätte rund 500.000 DM gekostet. Prompt erhielt die Gemeinde im November 1980 die Kündigung. „Hinzu kamen statische Probleme“, berichtet Martin Pfankuch, Mitglied des Kirchenvorstandes. „Erst zwei Jahre später wurden die Pläne für einen Stützbau genehmigt und der Gebäudeteil, der heute von der Scharnhölzstraße aus sichtbar ist, entstand.“ Ein weiteres Jahr später, am 16. Dezember 1983, wurde die Kapelle schließlich in die örtliche Denkmalliste eingetragen.

Abrissgefährdet war auch der Malakoffturm an der Knappenstraße in Bottrop.
Abrissgefährdet war auch der Malakoffturm an der Knappenstraße in Bottrop. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Abrissgefährdet war auch der Malakoffturm auf Prosper II. Erbaut zwischen 1874 und 1875 als reiner Ziegelsteinbau, geriet er durch die Beanspruchung des Förderbetriebes nach und nach um 80 Zentimeter aus der Achse und musste durch ein eingezogenes Stahlstrebengerüst gestützt und ergänzt werden.

„Gut 100 Jahre später sollte der Turm eigentlich zusammen mit den umliegenden Gebäuden abgerissen werden,“ erklärt Rainer Schwegmann. Er war früher selbst zunächst als Bergmann, später als Steiger auf Prosper tätig. Heute bringt er den Besuchern am Tag des offenen Denkmals die wechselhafte Geschichte des Malakoffturms nahe. „Der geplante Abriss war dem Betreiber zu teuer, daher blieb der Turm zunächst einfach stehen und war 15 Jahre lang Wind und Wetter ausgesetzt. Dabei bot er unter anderem mehreren 100 Tauben Nist- und Lebensraum“, erklärt der heute 83-Jährige.

Rainer Schwegmann von der Ehrengarde informierte am Tag des Denkmals die interessierten Gäste über den Malakoffturm.
Rainer Schwegmann von der Ehrengarde informierte am Tag des Denkmals die interessierten Gäste über den Malakoffturm. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Erst im Jahr 2000, im Rahmen der internationalen Bauausstellung, erwachte erneut das Interesse an dem Denkmal. Etwa zeitgleich mit der Zollverein-Sanierung wurden auch Gelder für den Malakoffturm freigegeben. Die Kosten betrugen rund 1,8 Millionen DM. „Dass die Verputzung des Innenbereiches unvollständig ist, liegt allerdings nicht am mangelnden Geld“, stellt Rainer Schwegmann klar. „Damit sollen vielmehr die Narben sichtbar bleiben, die die Bergbaugeschichte hinterlassen hat.“