Bottrop. Der Bottroper Musikverein hat sein Publikum beim Novemberkonzert in der Liebfrauenkirche überzeugt. Die Kritik eines stimmungsvollen Abends.
Was für ein Gegensatz! Dem einen fließt das Gotteslob frischvermählt auf der Hochzeitsreise heiß aus der Feder, während der andere hundert Jahre zuvor den Schmerz der Mutter um den gekreuzigten Sohn nur Wochen vor seinem eigenen Tod epochemachend vertont hat. Der Musikverein Bottrop brachte Giovanni Battista Pergolesi und Felix Mendelssohn Bartholdy auf beeindruckende Weise zwischen Trauer und Zuversicht zusammen bei seinem November-Konzert in der Liebfrauenkirche.
Und ließ unter der Leitung von Ludger Köller auf beide Komponisten zurückschauen, wenn er mit Gabriel Fauré und seinem „Cantique de Jean Racine“ den andachtsvolle Wohlklang in den Mittelpunkt rückte: gut fünf Minuten ausdrucksgesättigte Melodik in harmonischer Üppigkeit, wie sie die französische Romantik auszeichnet, vermochte der Chor gemeinsam mit dem professionellen, sicher grundierenden Sinfonieorchester Ruhr (Leitung: Carolin Schröder) zum Balsam für die Seele erheben, ein bewegendes Kleinod im wohlig-samtigen Des-Dur.
Stimmiges Solistenquartett unterstützt den Chor
Nicht berührender freilich als das „Stabat Mater“, das der erst 26-jährige Pergolesi 1736 wie seinen Weltabschied im galanten Stil der frühen Klassik schrieb, durchaus beeinflusst von seinen komischen Opern wie „La serva padrona“ und vorausweisend auf Haydn und Mozart, aber in den Chorfugen mit Reverenz an den übermächtigen Barockmeister J. S. Bach.
Da wusste der Musikverein das polyphone Liniengeflecht nicht nur in der Amen-Fuge klar herauszumodellieren und ansonsten durch sein homogenes, weich getöntes Klangbild zu gefallen. Dem Chor zur Seite stand ein stimmiges Solistenquartett mit der glänzenden Sopranistin Inga Balzer-Wolf, der melodisch tragenden Altistin Elvira Bill, dem nobel-feinen Tenor von Giovanni da Silva und dem baritonal-schlanken Gregor Finke (Bass).
Viel Applaus für ein beachtenswertes musikalisches Ereignis
Seine Psalm-Kantate „Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser“ empfand nicht nur Mendelssohn selbst als eines seiner besten geistlichen Stücke, auch Robert Schumann lobte das Werk seines Kollegen als „höchste Stufe, die er als Kirchenkomponist erreicht hat“.
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Und Ludger Köller entfaltete diesen 42. Psalm wie ein tröstendes Gebet im sinfonisch geweiteten Farbspektrum, nicht zuletzt dank der vokalen Wärme der Sopranistin, aber auch dem Chor in seinem vollen expressiven Spektrum vom tonvollen Piano bis zum hymnisch erhebenden „Harre auf Gott!“. Viel Applaus am Schluss für ein beachtenswertes musikalisches Ereignis.