Bottrop. Ein britischer YouTuber zeigt seinen Followern Bottrop als die „ärmste Stadt Deutschland“. Dabei hat ihn die Stadt ziemlich überrascht.

Bottrop ist Deutschland ärmste Stadt? Da würde wohl so mancher widersprechen. Sind die Schlusslichter im Ruhrgebiet nicht eher Gelsenkirchen, Herne oder Duisburg? Der britische YouTuber Alfie Potts Harmer ist da anderer Meinung und präsentiert den knapp 30.000 Followern seines Kanals Bottrop als die „poorest city of Germany“ – die ärmste Stadt Deutschlands.

Wie er darauf kommt? Tatsächlich zeigt eine Tabelle, sowohl im deutsch- als auch im englischsprachigen Wikipedia zu finden, dass Bottrop die kreisfreie Stadt im Land ist, die das niedrigste Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf hat. Die Daten stammen aus dem Jahr 2022 und basieren auf einer Auswertung des Statistischen Bundesamtes, sind also als seriös zu werten.

Bottrop hat das niedrigste Bruttoinlandsprodukt Deutschlands pro Kopf

Demnach liegt das BIP in Bottrop bei 24.562 Euro pro Kopf und damit auf dem letzten Platz hinter Delmenhorst (25.320 Euro), Herne (27.745 Euro) und Oberhausen (28.246 Euro). Etwas besser sieht es aus, wenn man das Bruttoinlandsprodukt pro Erwerbstätigem zugrunde legt. Da landet Bottrop immerhin nur auf dem achtschlechtesten Platz (von 110). Insgesamt liegt das Bruttoinlandsprodukt in Bottrop laut Statistischem Bundesamt bei 2,88 Milliarden und damit auf Platz 90 aller kreisfreien Städte in Deutschland.  

Mit arm oder reich hat diese Berechnung aber nicht zwingend etwas zu tun. Laut einer Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) von 2022 lag das durchschnittliche Einkommen, das Bottroperinnen und Bottropern im Jahr zur Verfügung steht, bei 21.057 Euro jährlich und damit höher als in den meisten anderen Ruhrgebietsstädten.

Britischer YouTuber: Bottrops Hauptbahnhof könnte „etwas Liebe“ vertragen

Zurück zu Alfie Potts Harmer. Der junge Brite war zur Europameisterschaft in Deutschland, hat sein Video aber erst vor wenigen Tagen veröffentlicht. Er ist nach eigenen Angaben Sportjournalist, hat ein Buch über Englands beste Verteidiger herausgebracht. Neben den knapp 30.000 Followern bei YouTube folgen ihm noch knapp 8500 Menschen bei X (früher Twitter) und knapp 6000 bei Instagram.

In seinem dreiviertelstündigen Video nimmt er die Zuschauer mit auf einen Spaziergang durch Bottrop, der auf der Essener Straße in der Nähe des Hauptbahnhofs beginnt. Der Bahnhof, so Alfie Potts Harmer, könne „ein wenig Liebe“ vertragen, nichts Gravierendes, findet der YouTuber, aber vielleicht eine Reinigung. Er veranschaulicht das mit einem Schwenk auf die Toiletten – recht unappetitlich. Die Züge führen hier übrigens recht pünktlich. „Untypisch für Deutschland“, meint Alfie Potts Harmer.

Weiter geht‘s durch die Stadt, durch diverse Wohngebiete. Dabei erzählt Alfie Potts Harmer, wie Bottrop „zu einer der innovativsten Städte“ im Bereich der Energie geworden ist, wie hier versucht werde, das Ende des Steinkohlebergbaus durch die Ansiedlung kleiner und mittelgroßer Firmen zu kompensieren. Die Stadt sei „quiet and peaceful“, also ruhig und friedlich. „It‘s bottroperish“, findet der YouTuber.

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Bottrop sei ein „Erfolg in Sachen Stadtplanung“

So manche Fehlinformation streut der Brite allerdings auch in sein Video ein, zum Beispiel, wenn er von der hohen Arbeitslosigkeit in der Stadt spricht. Dabei hat Bottrop eine der niedrigsten Arbeitslosenquoten in der Region.

Mit seinem Kumpel besucht Alfie den Movie Park und berichtet seinen Zuschauern, dass Bottrop nicht nur den riesigen Freizeitpark, sondern auch die größte Indoor-Skihalle hat und den größten Escape-Room Europas. Auch den Blick vom Tetraeder auf die Umgebung finden die beiden englischen Männer ziemlich gut.

Er habe ja schon viele ehemalige Industriestädte besucht, sagt Alfie Potts Harmer und die meisten seien „basically abandoned“, also weitestgehend verwaist. Bottrop sei das gar nicht und „ein Erfolg in Sachen Stadtplanung“. Na dann.

Die meisten Follower fanden das Video übrigens scheinbar nicht so spannend. Knapp 12.000 Menschen haben es sich schon angeguckt, viele spotten allerdings darüber. Bottrop sei doch wie die normalste Sache der Welt, findet einer. „Was kommt als Nächstes? Buxtehude? Wanne-Eickel?“ Wir sind gespannt.