Bottrop. Eine richtige Studentenstadt ist Bottrop noch nicht, urteilen Studierendenvertreter. Sie wollen das ändern. Was sie sich wünschen.
15 Jahre ist es her, dass die Hochschule Ruhr West (HRW) mit ihren Standorten in Bottrop und Mülheim gegründet wurde. Vor zehn Jahren haben Lehrende und Studierende den neu gebauten Campus an der Lützowstraße bezogen. Damit ist Bottrop als Hochschulstadt etabliert. Aber ist Bottrop auch eine Studentenstadt?
Justin Andres (26) und Jona Kriese (23) von der Fachschaft 1 sehen sie eher nicht als solche und finden sogar: Bottrop verpasst eine Chance.
Beide studieren mit Begeisterung Energie- und Umwelttechnik und engagieren sich in der Studierendenvertretung. Mit uns haben sie über Aspekte gesprochen, die eine Studentenstadt ausmachen. Und auch darüber, welche Wünsche sie haben.
HRW in Bottrop: Geplantes Wohnheim bislang nicht gebaut
Zunächst einmal: Die HRW in Bottrop ist größtenteils eine Pendlerhochschule, berichten die beiden. Was auch daran liegen dürfte, dass es vor Ort kein Wohnheim gibt. Das Studierendenwerk Essen-Duisburg hatte zwar ursprünglich Ende 2020 den Spatenstich für ein solches setzen wollen, diese Pläne dann aber auf Eis gelegt. Zunächst wurde die Corona-Pandemie als Grund genannt, später gestiegene Baukosten. Laut Justin Andres gebe es vor diesem Hintergrund schon eigene Überlegungen von Lehrenden zur Gründung eines Wohnheims.
Vereinzelt, sagt Justin Andres, wohnen Studierende in Bottrop, die meisten aber würden in Essen oder etwa Oberhausen leben. Justin selbst wohnt in einer Zweier-WG in Bottrop, die Wohnung kostet 600 Euro für 57 Quadratmeter. Die Mieten in Bottrop findet der Fachschaftsvorsitzende „relativ bezahlbar“. Jona, der ein WG-Zimmer in einem großen Wohnheim in Essen belegt, zahlt 230 Euro im Monat.
Fachschaft bietet in Bottrop Kneipentouren und Cocktailabende an
Dabei hatte Jona Kriese, der aus Hattingen kommt, sogar ursprünglich vor, nach Bottrop zu ziehen, konnte hier aber nichts finden. „Aber in Essen ist es auch besser, was das Studentenleben angeht“, ergänzt der Verantwortliche für die Finanzen in der Fachschaft. In dieser Hinsicht, ergänzt Justin Andres, biete Bottrop relativ wenig: „Meiner Meinung nach verpasst die Stadt eine Riesenchance mit der Hochschule. Man hat schon das Gefühl, dass Bottrop die langweiligste Stadt ist, in der man leben kann.“
Die Fachschaft will sich gerne einbringen, das zu ändern. Sie stellt Angebote auf die Beine, berichten die beiden Studenten. „Jedes Semester bieten wir eine Kneipentour an, es gibt einen Cocktailabend, Feiern zum Semesterbeginn und Ausklang“, nennt Justin Andres Beispiele. Es gebe einen Fußball-Verein, „der trainiert in Oberhausen, weil Bottrop keine Soccerhalle hat. Wir versuchen aber jetzt, auch einen Platz in Bottrop zu bekommen“.
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Fürs gemeinsame Bowlen fahre man nach Essen, zum Klettern nach Oberhausen – „das ist schade, weil man eine Studentenstadt so nicht voranbringen kann“, bemerkt der Fachschaftsvorsitzende.
„Was dazu beiträgt, ist die eher schlechte Verkehrsanbindung“, spricht sein Kommilitone ein weiteres Problem aus Sicht der Studierenden an. „Ein direkter Bus vom Hauptbahnhof Bottrop zur HRW fährt einmal in der Stunde und braucht 20 Minuten.“ Klar könne man auch vom ZOB zur HRW rüberlaufen, letztlich sei das eine Zeitfrage.
Car-Sharing-Möglichkeiten in Bottrop? Fehlanzeige. Über den Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) organisiert gibt es ein Bike-Sharing-Angebot. „Studierende können die Fahrräder eine Stunde lang kostenlos nutzen“, berichtet Jona Kriese. Noch sind die Stationen von Anbieter Metropolrad Ruhr im Stadtgebiet übersichtlich, diese finden sich am Hauptbahnhof, an der Unteren Hochstraße, am ZOB, am Pferdemarkt, am Rathaus, an der HRW, am Knappschaftskrankenhaus. „Wir bemühen uns darum, dass es künftig mehr Stationen gibt“, sagt Jona Kriese zuversichtlich.
Studierende würden gerne mit der Stadt Bottrop etwas bewegen
Die Studenten zeigen sich motiviert, in Sachen Studentenstadt etwas voranzubringen. Sie glauben, dass die HRW von der Stadt Bottrop geschätzt wird, wünschen sich aber mehr spürbares Engagement.
Justin Andres: „Es wäre schön, wenn die Stadt sich sagt, es läuft nicht alles ideal, aber wir haben ja eine Studierendenvertretung. Warum reden wir nicht mit denen?“ Die Fachschaft wäre gerne dazu bereit, wissend, dass der Stadt sicher Grenzen gesetzt seien, um das Studentenleben in Bottrop anzukurbeln. Aber man könne sicher etwas zusammen auf die Beine stellen, meinen die Fachschaftsvertreter.
Ein Angebot aus anderen Hochschulstädten, das sie auch gerne in Bottrop hätten, sind zum Beispiel „städtisch geförderte Kulturräume, in denen sich Leute engagieren können“, meint Jona Kriese.
Er ergänzt, dass in Bottrop im Übrigen auch die Freizeitangebote des zuständigen Studierendenwerkes Duisburg-Essen begrenzt seien. Und in der Mensa am Campus würden inzwischen die Speisen aus den Hochschul-Standorten Essen oder Mülheim ausgegeben.
Alles in allem Kriterien, die sich auch auf die Attraktivität der Hochschule aus Sicht von Studieninteressierten niederschlagen, meinen die beiden. Dabei sind sie sich einig: „Die Hochschule ist klasse, hier gibt es innovative Studiengänge und die Dozenten sind super!“ Und auch die Möglichkeit, Jobs direkt an der Hochschule zu finden – ein wichtiger Punkt für Studierende – sei absolut gegeben.
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Was den Studierenden übrigens richtig gut gefällt, das ist der Feierabendmarkt vor dem Rathaus. „Das ist der Haupttreffpunkt für alle, die in Bottrop wohnen“, sagt Justin Andres. Sie mögen auch die Hauptattraktionen Bottrops – vom Movie Park über die Eloria Erlebnisfabrik bis zum Alpincenter. Nur: Diese sind kostenintensiv und nichts für den studentischen Alltag. Dafür sind Dinge attraktiver „die man mal für zehn Euro machen kann“, wie ins Kino gehen, Billard spielen oder ähnliches.