Bottrop. Eine Runde über Bottrops Kirmes ist für Familien teuer. Schausteller Andreas Hoster erklärt, wieso die Preise nüchtern betrachtet aber fair sind.
Es sind noch wenige Tage, dann startet mit dem traditionellen Fassanstich am Freitag die Herbstkirmes in der Bottroper Innenstadt. Täglich von 14 bis 22 Uhr werden die Fahrgeschäfte und Buden der Schausteller für tausende Besucher in der Stadtmitte sorgen. Für viele Familien wird das zum spaßigen, aber auch teuren Vergnügen. Ein Besuch für Eltern mit zwei Kindern verschlingt schnell über 100 Euro. Mit den teuren Preisen sind die Familien aber nicht allein.
Herbstkirmes in Bottrop: Die Preise steigen nicht nur für Besucher
Auch auf Seiten der Schausteller stelle es sich so dar, erklärt Andreas Hoster gegenüber der Redaktion. Mit seiner „Amazona-Bahn“ einer Art Musik-Express in Dschungel-Optik, ist auch er als Schausteller auf dem Berliner Platz dabei. Der Aufbau läuft dort schon seit Dienstag. „Wir bauen vor jedem Fest zwei, drei Tage lang auf.“ Einige Fahrten seien notwendig, damit alle Einzelteile auf dem vorhergesehen Platz sind. Ein teurer Akt, inklusive eigenem Sattelzug und Kran, der für den Aufbau benötigt wird, sowie Kraftstoffen.
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Aber das sind noch lange nicht alle Kosten. Für die Installation würden schließlich einige Angestellte benötigt, die jeden Handgriff können und das Fahrgeschäft gut kennen müssen. „Anders geht es nicht. Das kostet. Auch, weil wir übertariflich bezahlen“, erklärt Hoster. Ist der Aufbau fertig, wird das Geschäft abgenommen. Ebenso stehen regelmäßige TÜV-Begutachtungen an. Diese seien in den vergangenen Jahren auf bis zu 3500 Euro gestiegen. Vor 25 Jahren habe es den Dortmunder Schaustellerbetrieb rund ein Zehntel gekostet.
Auch Strom ist aus Sicht der Schausteller inzwischen deutlich teurer. Sei man vor der Euro-Umstellung noch mit rund 400 DM, vereinfacht nachgerechnet rund 200 Euro, ausgekommen, so müssen man derzeit mindestens fünfmal so viel Geld aufwenden. Neben den Personal-, Aufbau- und Standardkosten wie Versicherung und Strom kommen stetig Reparaturkosten hinzu, die in den vergangenen Jahren immer weiter gestiegen sind.
12.000 Glühbirne für elf Euro – pro Stück
Als Beispiel führt Andreas Hoster die Glühbirnen aus seinem Fahrgeschäft auf. „Früher haben wir für eine kaputte Glühbirne eine D-Mark gezahlt. Dann haben wir auf LED umgestellt. Bei rund 12.000 Birnen schon teuer genug. Wenn wir jetzt eine LED-Birne austauschen müssen, zahlen wir elf Euro pro Stück.“ Und auch die technischen Ersatzteile wie Keilriemen seien preisintensiver geworden. Circa alle zwei Jahre müssten die wichtigen Antriebsteile aus Sicherheitsgründen ausgetauscht werden – anfangs für rund vier Mark, heutzutage für 17,50 Euro pro Riemen.
In der Rechnung, die der Schausteller, dessen Familie bereits seit Generationen auf Volksfesten für Spaß und Fröhlichkeit sorgt, aufstellt, tauchen als Nächstes auch Standgebühren auf und die Unterstellmöglichkeiten, wenn das Fahrgeschäft mal nicht auf Reise ist.
„Für den Standplatz haben sich die Kosten von rund 500 Mark auf inzwischen häufig über 1000 Euro erhöht. Viel problematischer ist es jedoch, dass man inzwischen kaum noch Möglichkeiten hat, das Fahrgeschäft sicher unterzubringen.“ Das liege nicht nur an Preisen, sondern auch daran, dass Lagerhallen schlechter zu buchen seien. „Die Wagen sind heutzutage voller Elektronik, die müssen natürlich sicher untergebracht werden. Wir können unsere Bahnen nicht einfach so am Straßenrand abstellen.“ Häufig bekomme man Genehmigungen oder Immobilien nicht, weil dort keine Arbeitsplätze geschaffen werden.
Schausteller auf Bottroper Kirmes: „Der Papierkram ist der Wahnsinn“
An anderen Stellen stört den Schausteller die Bürokratie, wie er sagt. „Der Papierkram ist der Wahnsinn. Eigentlich bräuchte jeder mittelgroße Betrieb eine eigene Sekretärin. Wir kriegen gefühlt jeden Tag fünf bis sechs Briefe, die wir beantworten müssen.“ Häufig würden neue Regulierungen beschlossen, die auch Schausteller treffen, auch finanziell. „Hier denke ich an meine Gastro-Kollegen. Sie dürfen seit einiger Zeit bekanntlich keine Plastikstrohhalme mehr nutzen. Die Variante aus Papier, die vielen Gästen überhaupt nicht gefällt, ist rund doppelt so teuer.“
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„Früher war das aber nicht immer besser“, muss Hoster dennoch feststellen, „es war einfach häufig schöner. Die Menschen haben sich über die Kirmes überall gefreut.“ Die Stadt, der Einzelhandel und die Menschen, alle hätten mitgezogen. „Heute fehlt dem einen die Sicht auf sein Schaufenster, der nächste fühlt sich von Lichteffekten gestört. Das ist schade.“
In Bottrop sei das jedoch nicht so. Natürlich achteten auch hier die Menschen auf die Preise, aber „wer sich unsere Seite anhört, weiß, dass unsere Preise im Verhältnis noch moderat sind“. Eine Fahrt auf seiner Amazona-Bahn kostet vier Euro. Familien, Gruppen oder Leute, die öfter fahren wollen, können sparen. Sieben Fahrten kriegt man für 20 Euro. „Das ist mit 2,85 Euro wirklich im Rahmen“, findet der Schausteller. Ähnliche Preise nehmen auch seine Kollegen.
Kirmes-Preise: „Ein Volksfest soll ein Volksfest bleiben“
„Grundsätzlich müsste es eigentlich bei uns teurer sein, aber ein Volksfest soll ein Volksfest bleiben.“ Die Schausteller müssten ihren Lebensunterhalt natürlich verdienen, aber würden auch immer Spaß und Freude in die Städte bringen wollen – frei nach dem Motto: Tradition verpflichtet. Eine Urkunde, die bei Hosters eingerahmt an einer Wand hängt, weist das Jahr 1926 aus. Die Tradition reiche aber deutlich weiter zurück, bis ins Jahr 1802. Da gründete ein Vorfahre von Andreas Hoster das Familiengeschäft. Sein Sohn wird es fortführen.
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Traditionsreich wird es am Wochenende aber auch auf dem Ernst-Wilczok-Platz. Im Schatten des altehrwürdigen Rathauses findet am Samstag, bereits ab 15 Uhr, der mittelalterliche Michaelismarkt statt. An zwei Tagen gibt es dort ein buntes Programm und einige Highlights für die ganze Familie. Am Sonntag gibt es um 12.30, 14.30 und 16.30 Uhr auch Show-Kämpfe von Rittern.