Bottrop. Dilek Oktay hat vor drei Jahren ein Zentrum für Pflege und Betreuung gegründet. Die gebürtige Türkin will besonders auf Migranten ansprechen.
Vor drei Jahren hat Dilek Oktay sich einen Wunsch erfüllt und ihre eigene Gesundheitszentrale gegründet, die sich auf Pflegeberatung und Betreuungsleistungen spezialisiert hat. Die Anfang-50-Jährige ist stolz auf die Erfolge der letzten Jahre.
Mit insgesamt 42 Mitarbeitern, von denen ein Drittel geringfügig beschäftigt ist, bietet die Gesundheitszentrale auf der Osterfelder Straße eine umfassende Versorgung für Patienten, die aus verschiedensten Kulturkreisen und allen gesellschaftlichen Schichten kommen. Dass auch das Team unterschiedliche Kulturkreise repräsentiert, erleichtert dabei die Kommunikation mit den Patienten sehr.
Bottroper Gründerin: Mit 45 Jahren Studium begonnen
„Unsere Stärke liegt in der Vielfalt unseres Teams“, betont Dilek Oktay. „Fast alle sprechen mehrere Sprachen, und Dank der unterschiedlichen kulturellen Kompetenzen können sie auf die speziellen Bedürfnisse der Patienten gezielt eingehen und eine hohe Zufriedenheit gewährleisten, denn Krankheit wird in unterschiedlichen Kulturkreisen jeweils ganz anders verstanden. Das fängt bei der Begrüßung an und hört bei besonderen Waschritualen noch lange nicht auf.“
Im Alter von sieben Jahren kam Dilek Oktay mit ihren Eltern 1980 aus der Türkei ins Ruhrgebiet. Trotz Kulturschock, an den sie sich noch gut erinnert, fand sie hier schnell ihre neue Heimat. Das Berufsfeld Pflege interessierte sie schon früh. Sie arbeitete mehrere Jahre als examinierte Krankenschwester, bevor sie als Mitarbeiterin zu einer Krankenkasse wechselte.
Mehr zum Thema Pflege in Bottrop
- Pflege zu teuer? Hier bekommen Sie finanzielle Hilfe
- Was kostet das Pflegeheim: Womit Bottroper rechnen müssen
- Bottrop wird alt: Mit so vielen Pflegeplätzen plant die Stadt
- Pflegeheime in Bottrop: So finden Sie die richtige Einrichtung
- „Ehrna“: Projekt hilft pflegenden Angehörigen
Im Alter von 45 Jahren erfüllte sie sich den Traum zu studieren. Und natürlich blieb sie dabei thematisch der Pflege treu, indem sie den Studiengang Gesundheits- und Pflegemanagement wählte. Dass sie ein Stipendium des Forschungszentrum Jülich erleichterte es ihr, sich 2021 selbständig zu machen. Trotz enormer bürokratischer Hürden gerade in der Coronazeit verfolgte sie ihr Ziel konsequent.
Unterschiedliche Bedürfnisse von Menschen mit Migrationshintergrund
„Meine Herkunft machte mich besonders sensibel für die unterschiedlichen Bedürfnisse von Menschen mit Migrationshintergrund. Während der Coronakrise wurde besonders deutlich, dass diese Menschen oft unversorgt bleiben und nicht die Hilfe bekommen, die sie benötigen, sei es wegen Sprachbarrieren oder weil sie das deutsche Gesundheitssystem nicht gut genug kennen“, sagt Dilek Oktay. So sei die Idee entstanden, kultursensible Pflege anzubieten.
Ein besondere Grund zur Freude ist die stabile Personaldecke der Gesundheitszentrale. „Während die Branche über Nachwuchsprobleme klagt, haben wir durch gute Kontakte zu Ausbildungsstätten keine Schwierigkeiten, qualifizierte Mitarbeiter zu finden“, erklärt Oktay. Da sie dort als Gastdozentin Vorträge hält, lernen potenzielle Mitarbeiter sie kennen und interessieren sich für Praktika in der Gesundheitszentrale. „Den meisten gefällt es hier dann so gut, dass sie nach der Ausbildung gerne im Team bleiben“, beschreibt sie ihr Modell. „Weitere Akquise ist dann gar nicht nötig.“
Auch interessant

Bottroper Gesundheitszentrale will expandieren
Zum dreijährigen Bestehen dankt die Geschäftsführerin ihrem Team für den motivierten Einsatz und die gute Arbeit. „Ohne ihr Engagement und ihre Leidenschaft wäre unser Erfolg nicht möglich gewesen“, so Oktay. „Wir blicken optimistisch in die Zukunft und freuen uns auf viele weitere Jahre, in denen wir unseren Patienten die bestmögliche Pflege bieten wollen.“
- Marienhospital soll Knappschaftskrankenhaus werden
- Depressive Kinder: „Manche gehen monatelang nicht zur Schule“
- Vestische-Geschäftsführer am Steuer: ZOB ist eine enge Kiste
- Nach Bombensprengung: Diakonie muss hohen Schaden zahlen
Dilek Oktay plant, auch in den kommenden Jahren mit der Gesundheitszentrale GmbH zu expandieren und vor allem das Beratungsangebot weiter auszubauen. Schon jetzt betreut der Pflegedienst nicht nur Patienten in Bottrop, sondern auch in angrenzenden Stadtteilen der Nachbarstädte Oberhausen und Gladbeck.