Bottrop. Zwei Bottroper haben das Ehrenamt der Ombudsleute in der Pflege übernommen: Sie schlichten bei Konflikten. Das sind die beiden und ihre Aufgaben.
Eleonore König (67) hat lange genug selbst verantwortlich in der Altenpflege gearbeitet, um zu wissen: Beschwerden über unzureichende Pflege und Streitigkeiten zwischen Heimleitung und Bewohnern oder Angehörigen wird es immer geben.
Als neue, ehrenamtliche Ombudsfrau für Bottrop will sie zusammen mit ihrem Stellvertreter, Richter im Ruhestand Peter Speckamp (70), in diesen Konfliktfällen vermitteln: „Wir wollen Lösungen finden. Wir fällen keine Urteile, wir hören zu. Wir wollen, dass die Menschen zufrieden aus dem Gespräch herausgehen und das Gefühl haben: Da war jemand an meiner Seite, dem ich vertrauen kann. Unabhängig von Ämtern.“
Wer sind die beiden, die die Anliegen der Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeheimen, der Angehörigen, aber auch der Heimleitungen ernst nehmen und bei Streitigkeiten den Ausgleich suchen?
Ombudsfrau für die Pflege in Bottrop ist ausgebildete Altenpflegerin
Nun: Eleonore König wohnt seit zehn Jahren in Bottrop, ist verheiratet, hat drei erwachsene Kinder und fünf Enkelkinder. Während ihrer aktiven beruflichen Zeit hat die ausgebildete Altenpflegerin in ganz Deutschland gearbeitet, als Managerin sozialer Einrichtungen. „Häuser, die vor der Schließung standen, waren meine Arbeitsstellen“, erzählt Eleonore König.
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Sieben Jahre war sie als Dozentin tätig, zuletzt an der Altenpflegeschule der Awo in Essen. „Ich hatte in der WAZ gelesen, dass das Ehrenamt der Ombudsperson zu besetzen ist. Da habe ich gedacht: Das ist genau das, was du machen möchtest und genau das, was du kannst: Menschen zusammenführen und Lösungen finden.“ Ihr ist es wichtig, dass am Ende beide Seiten nach einer schwierigen Phase wieder einen Punkt finden, an den sie anknüpfen können. „Das halte ich für wichtig in dieser Abhängigkeitssituation zwischen Pflege und Betreuten.“
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Zusammen mit Peter Speckamp, findet die Ombudsfrau, bilde sie das ideale Team. Der gelernte Speditionskaufmann und Jurist auf zweitem Bildungsweg war knapp 37 Jahre als Richter tätig und nach seinem Ausscheiden aus dem Justizdienst Dozent an einer Fachhochschule. „Das Ehrenamt ist mir nicht fremd“, sagt Speckamp mit Verweis unter anderem auf seine Zeit als stellvertretender Vorsitzender des Seniorenbeirats. Nach dem Einzug seiner Mutter ins KWA-Stift Urbana stieg er 2004 dort in den Heimbeirat ein. „Seit 2015 bin ich Vorsitzender des Beirats – bis heute“, so Speckamp. „Das hat mir viele Einblicke in eine Senioreneinrichtung gegeben.“
Ombudsleute für die Pflege in Bottrop: Wahl im Sozialausschuss
Ehrenamtliche Ombudspersonen für den Pflegebereich einzusetzen, ist im Wohn- und Teilhabegesetz seit diesem Jahr vorgesehen. Sechs Bewerbungen hatte es für das Ehrenamt in Bottrop gegeben, im Sozialausschuss sind Eleonore König und Peter Speckamp gewählt worden. Dass ihre Arbeit gewinnbringend sein wird, davon sind Sozialamtsleiter Sascha Borowiak und Sachgebietsleiter Tim Schmidt überzeugt. „Wir erhoffen uns, dadurch eine bessere Kommunikation zu den Bewohnern und Bewohnerinnen und zu den Einrichtungen zu haben“, sagt Tim Schmidt. Mit Hilfe der Ombudsleute könnten auf einer niederschwelligen Ebene Lösungen gefunden werden, bevor Auseinandersetzungen möglicherweise eskalieren.
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Vermittelt wird etwa, wenn es um Konflikte zur Art der Betreuung, pflegerischen oder medizinischen Versorgung, Unterkunft, Verwaltung von Barbeträgen, hauswirtschaftlichen Versorgung, um Vertragsangelegenheiten oder mögliche Gewalt in der Pflegesituation geht. Die Ombudsleute haben sich vorgenommen, sich möglichst immer ein Bild von der Situation vor Ort zu machen. Sie fühlen sich zur Neutralität verpflichtet und haben in einem Konflikt immer beide Seiten im Blick. Für Gespräche in neutralem Rahmen steht ihnen ein Raum im Haus der Beratung an der Horster Straße 6 zur Verfügung.
Dabei sind die Ombudsleute nicht nur zuständig für pflegebedürftige Senioren und Seniorinnen, sondern auch für Frauen und Männer, die in Einrichtungen für Menschen mit Behinderung leben.
Die Ombudsleute sind telefonisch und per E-Mail zu erreichen. Kontakt: 0151 1698 29 08; E-Mail ombudsperson-bottrop@web.de