Bottrop. Die Zahl der Senioren wächst – und damit die Zahl der Menschen, die Pflege benötigen. So stellt sich die Stadt Bottrop darauf ein.

Die Stadt Bottrop sieht sich aktuell gut aufgestellt, was die Versorgung mit Pflegeplätzen angeht. Zwar ist laut der Pflegeplanung in den nächsten zwei Jahren mit einer leichten Unterdeckung an stationären Plätzen zu rechnen, die aber perspektivisch bis 2026 mehr als ausgeglichen sein soll. Denn es sind ja zum Beispiel noch zwei neue Pflegeheime mit insgesamt 160 Plätzen in den bislang unterversorgten Ortsteilen in Kirchhellen an der Feldstraße und in Batenbrock-Nord an der Mirkstraße im Werden; Träger sind im Norden Comunita, im Süden die Diakonie.

Dennoch wappnet sich das Sozialamt für die weiter wachsenden Zahl an Senioren und möglicherweise pflegebedürftigen Hochaltrigen: Es ist eine zusätzliche Personalstelle für die Pflegeplanung geschaffen worden. Ziele sind beispielsweise, künftig die Anbieter in der Bottroper Pflegelandschaft kontinuierlich zu befragen und zu beteiligen, Steckbriefe zur Vorstellung verschiedener Einrichtungen zu entwickeln, die Situation junger Pflegebedürftiger zu untersuchen, gemeinsam zu einer Einschätzung der Fachkräftesicherung zu kommen.

Bottrop: Vor allem der Anteil der jüngeren Senioren steigt

Im jüngsten Sozialausschuss erläuterte Sozialplaner Moritz Brunecker, dass vor allem der Anteil der jüngeren Senioren im Alter von 65 bis 74 Jahren steigt, die in der Regel noch nicht pflegebedürftig sind, (14.673 im Jahr 2022) – die Babyboomer-Generation komme ins Seniorenalter. „Aber mittlerweile haben wir auch mehr als 4000 Personen mit 85 Jahren oder älter.“

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Der statistische Blick auf die Pflegebedürftigkeit zeigt: Seit 2017 gibt es einen kontinuierlichen Anstieg, Ende 2021 wurden 8280 offiziell Pflegebedürftige gezählt. Allerdings haben zwei Drittel dieser Senioren Pflegegrad 1 oder 2 – und erst ab Pflegegrad 3 werden vollstationäre Pflege bedeutend nachgefragt, so Brunecker. Der aber natürlich auch sieht: Die Menschen mit einem niedrigen Pflegegrad, die noch in häuslicher Umgebung versorgt werden, werden perspektivisch in einen höheren Pflegegrad kommen.

Mehr Pflegeheime bedeuten einen größeren Bedarf an Fachkräften

Für die Bedarfsplanung, die jeweils den Blick auf die nächsten drei Jahre wirft und mit Prognosen arbeitet, stellte Brunecker fest: Bis 2026 wird es insgesamt 1658 stationäre Pflegeplätze in Bottrop geben (inklusive Plätzen in teils noch in Entstehung befindlichen Pflege-Wohngemeinschaften), von denen voraussichtlich 1539 nachgefragt werden. Macht einen prognostizierten Überhang von 119 Plätzen. Im kommenden Jahr 2024 aber, in dem die neuen Pflegeprojekte noch nicht komplett umgesetzt ist, fehlen rein rechnerisch 45 Plätze, um den Bedarf zu decken. Eine „kurzfristige Angebotslücke“ nennt das Sozialamt das.

So könnte das neue Altenheim der Diakonie an der Mirkstraße aussehen.
So könnte das neue Altenheim der Diakonie an der Mirkstraße aussehen. © Diakonisches Werk

Im Sozialausschuss gab Uwe Rettkowski (SPD) den Hinweis, dass für neue Pflegeheime auch Fachkräfte gebraucht werden: „Wir dürfen nicht nur sagen, wir brauchen Pflegeeinrichtungen. Wir müssen auch sagen, wir bilden Pflegefachkräfte auch in dieser Stadt aus.“ Liane Beyer (Grüne) stellte die Frage, wie die Angebote für Pflegebedürftige sichtbarer gemacht werden können. Marianne Dominas (ÖDP) warf die Frage nach alternativen Konzepten auf, um zum Beispiel die alt werdenden Babyboomer betreuen zu können.

Sozialdezernentin Karen Alexius-Eifert verwies in diesem Zusammenhang auf die personelle Verstärkung mit Blick auf Herausforderungen wie diese. Die Pflegebedarfsplanung wird übrigens jährlich überprüft und an die Entwicklung angepasst.

Eine tagesaktuelle Übersicht über freie Dauer- und Kurzzeitpflegeplätze bietet die Homepage heimfinder.nrw.de