Bottrop/Gladbeck. Vanessa Vohs läutet eine neue Generation ein: Die 26-Jährige will nächstes Jahr in den Bundestag einziehen und sieht eine einmalige Chance.
Dass sie ehrgeizig ist, hat Vanessa Vohs schon als Jugendliche bewiesen. Da spielte sie für die SGS Essen in der U17-Bundesliga, war vorher schon als Kapitänin in der Fußballjugend aktiv. Nun will die 26-Jährige als Direktkandidatin für die CDU in den Bundestag einziehen und sagt zielstrebig: „Ich trete an, um zu gewinnen.“
Erstmal muss sie sich im Wahlkreis, bestehend aus Bottrop, Dorsten und Gladbeck, durchsetzen. Denn auch der 27 Jahre alte Nicklas Kappe, stellvertretender CDU-Vorsitzender in Dorsten, will für den Bundestag kandidieren. Im November entscheiden die Partei-Mitglieder, welcher der beiden Nachwuchs-Politiker eine Chance bekommt.
Bundestagswahl 2025: „Einmalige Chance für die CDU in Bottrop, Dorsten und Gladbeck“
Und die sei, so Vanessa Vohs, bei der Wahl im September 2025 einmalig für die CDU. Seit 1961 geht der Wahlkreis, in unterschiedlichen Zuschnitten, an die SPD. Seit 15 Jahren sitzt Michael Gerdes (64) als Direktkandidat im Bundestag. Nächstes Jahr wird er nicht mehr antreten. Für die Sozialdemokraten soll es entweder der Kirchhellener Oliver Altenhoff (46) machen, oder der Gladbecker SPD-Chef Dustin Tix (28).
Nach dem Sieg der CDU bei der Europawahl, als die Partei mehr zulegte als jede andere in Bottrop, sieht Vanessa Vohs die Christdemokraten im Aufschwung fürs kommende Jahr: „Der Trend stimmt.“ Dass 2025 Bundestagswahl und Kommunalwahl in denselben Monat fallen, könne der Partei zugutekommen. „Man muss beides zusammen denken“, sagt die 26-Jährige, die auch für den Stadtrat kandidieren wird.
Bottroper CDU-Kandidatin will Kommunikation verbessern
Vanessa Vohs stammt aus einem Bottroper Bergarbeiter-Haushalt. Ihre Mutter kommt aus Polen, ihr Großvater, ihr Onkel und ihr Vater haben auf der Zeche gearbeitet, ihr Vater bis kurz vor dem Bergbauende auf Prosper-Haniel. Früher sozialdemokratisch geprägt, sind Vanessa Vohs‘ Eltern heute ebenfalls Mitglieder der CDU. „Bei uns wurde immer viel angeregt debattiert“, sagt sie.
Man müsse stolz sein auf die Geschichte des Bergbaus, ohne die das Ruhrgebiet nicht das wäre, was es heute ist. Aber nun müsse man nach vorne gucken, wirtschaftlich die riesigen Flächen nutzen, um Gewerbe anzuziehen, das Steuern zahlt. Dabei hat Vanessa Vohs die Diversität des Wahlkreises mit der städtischen Struktur in Bottrop und Gladbeck und dem landwirtschaftlich geprägten Kirchhellen und Dorsten im Blick.
Fragt man sie nach ihren Kernthemen, nennt sie als Erstes die Kommunikation – mit einem Seitenhieb auf Michael Gerdes, der in sozialen Medien kaum vertreten sei. „Ich kriege viel zu wenig mit, was unser Bundestagsabgeordneter tut“, sagt Vanessa Vohs. Sie wolle die Kommunikation verbessern, dazu gehöre auch Social Media.
A42-Baustelle und verschobener A52-Ausbau: „Die Verkehrssituation ist eine Zumutung“
Die Infrastruktur – aktuell mit Blick auf die marode A42-Brücke und den wieder mal verschobenen A52-Ausbau – sei ein Gesamtwahlkreisthema. „Die Verkehrssituation ist eine Zumutung“, findet Vanessa Vohs. Außerdem wolle sie den Fokus auf die „miserable Finanzsituation“ legen.
Und natürlich werde die Migrationspolitik eine zentrale Rolle spielen – auch, um Wähler der AfD wieder ins gemäßigte konservative Feld zu holen. „Nicht alle AfDler sind Nazis“, sagt Vanessa Vohs. Man müsse „mutig zur Drittstaatenlösung“ stehen, müsse zwischen Wirtschaftsmigration und Asylrecht unterscheiden. „Wenn wir das anpacken, nehmen wir der AfD den Kern ihrer Identität“, gibt sich die CDU-Kandidatin kämpferisch. „Sonst verlieren wir die Wähler für eine ganze Generation.“
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„Verantwortung zu übernehmen ist das Schönste, das es gibt“
Die 26-Jährige hat in Dresden ihren Bachelor in Internationale Beziehungen abgeschlossen, in London ihren Master. Mit 18 Jahren hat sie einen Freiwilligendienst in Ecuador absolviert, hat später ein Semester in Israel studiert. Derzeit promoviert sie an der Bundeswehr-Universität in München. Alles sei miteinander verknüpft, sagt sie, von den lokalen Themen bis hin zu den internationalen Entscheidungen und Entwicklungen.
Nächstes Jahr ist sie 27 Jahre alt, könnte als eine der jüngsten CDU-Abgeordneten in den Bundestag einziehen. „Ich weiß, dass ich für Politik am meisten brenne“, erklärt sie ihre Motivation. Das könne sie den ganzen Tag machen, „ohne dass es sich wie Arbeit anfühlt“. Ihr habe es schon immer Spaß gemacht, voranzugehen. „Verantwortung zu übernehmen, ist das Schönste, das es gibt.“