Bottrop. SPD-Kandidat gewinnt erneut den Wahlkreis Bottrop-Gladbeck-Dorsten. CDU-Mann Volmering sieht einen Hauptgrund für die Niederlage.
Michael Gerdes hat für die SPD das Direktmandat im Drei-Städte-Wahlkreis Bottrop-Gladbeck-Dorsten verteidigt. Im gesamten Wahlkreis errang er 39 Prozent der Stimmen, in Bottrop allein waren es sogar 42,8 Prozent. Vor allem hier aber auch in Gladbeck hat Gerdes die Stimmen für seinen Wahlsieg geholt. In Dorsten gelang es ihm immerhin, den Abstand zu seinem CDU-Kontrahenten Sven Volmering deutlich zu verkleinern.
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Als Gerdes bei der SPD-Wahl-Party im Matthiashaus in Ebel eintraf, war etwa die Hälfte der Stimmen im Wahlkreis ausgezählt. Seine Parteifreunde begrüßten ihn mit lautem Jubel und Applaus, während der Kandidat sich zunächst noch zurückhaltend äußerte. Doch im Verlaufe des Abends wurde der Sieg des Amtsinhabers immer deutlicher.
Gerdes sieht die Einheit der Partei als ein Erfolgsrezept
Gerdes gewann die Stimmbezirke im Bottroper Süden, dazu auch Grafenwald, das zu Kirchhellen gehört. Ein Erfolgsrezept in diesem Wahlkampf aus Gerdes Sicht: Die SPD habe mit einer Stimme gesprochen – sowohl auf Bundes- als auch auf kommunaler Ebene. Am Wahlabend zeigte er sich auch erleichtert darüber, dass parteiinterne Querelen in Dorsten und Gladbeck – dort standen sich innerhalb der SPD teilweise zwei Gruppen gegenüber – sich nicht auf Wahlkampf und Ergebnis ausgewirkt hätten.
Ebenfalls zum Erfolg beigetragen habe der Bundestrend, der Rückenwind aus Berlin, den Gerdes ganz klar Olaf Scholz zuschreibt. „Die Leute haben festgestellt, dass Laschet keine Alternative ist, Olaf Scholz dagegen kann anpacken“, lobte er den Kanzlerkandidaten der Sozialdemokraten. Auch das war in Gerdes Augen entscheidend für das Abschneiden im Wahlkreis.
Für Sven Volmering war das Thema Bundestag schnell erledigt
Drei Ziele hatte sich Gerdes am Abend noch gesetzt, nachdem der Erfolg der SPD in Mecklenburg-Vorpommern schon feststand. Er wolle noch einen Sieg im Wahlkreisfeiern, einen potenziellen Kanzler Scholz und einen Erfolg der SPD bei der Wahl des Berliner Abgeordnetenhauses. Zumindest der Wahlkreiserfolg steht klar fest. Inwieweit Olaf Scholz tatsächlich Regierungschef wird, werden die Verhandlungen in Berlin entscheiden und auch das Kopf-an-Kopf-Rennen mit den Grünen bei der Berliner Wahl zog sich am Abend noch lange hin.
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Im neuen Parteibüro der CDU an der Poststraße konnte niemand zufrieden sein mit dem Wahlergebnis; auch wenn sich manche am frühen Abend noch mit der Hoffnung trösteten, die CDU könne in einem Kopf-an-Kopf-Rennen vielleicht doch noch die Nase vorne haben. Für Bundestagskandidat Sven Volmering war nach den ersten Ergebnissen aus Bottrop, Dorsten und Gladbeck das Thema Bundestag früh erledigt.
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„Die knappe Niederlage von 2017 habe ich lange als schmerzhaft empfunden“, sagte er bei seinem Besuch bei der Bottroper CDU. „Dieses Mal habe ich es sportlich genommen: Wir haben alles gegeben, die Bottroper CDU hat mich sehr gut unterstützt. Mehr war gegen den Trend nicht drin.“
Bottroper CDU-Kandidat bezeichnet Laschet-Kandidatur als Bürde
Dann legte er nach und gab dem Trend nach unten einen Namen. „Ich habe in diesem Wahlkampf 4000 Hausbesuche gemacht. Bis vor wenigen Wochen gab es dabei nur ein Thema: den Kanzlerkandidaten. Für meinen Wahlkampf war Armin Laschet eine Bürde. Mit Söder hätten wir eine Chance gehabt. “
Das Wahlergebnis nennt Volmering deutlich ein „Debakel“: „Die CDU hat das schlechteste Ergebnis seit 1949 eingefahren und die wichtigste Wahl seit 1990 verloren.
Grüne freuen sich über das beste Ergebnis im Bund und in Bottrop
Während Volmering schon fordert, dieser „enorme Tiefschlag“ müsse Konsequenzen „auch an der Parteispitze“ haben, formuliert Bottrops Parteichefin Anette Bunse deutlich vorsichtiger: „Ich bin gespannt und wünsche mir, dass uns das Ergebnis auf Augenhöhe verhandeln lässt. In den Koalitionsverhandlungen gilt es fair und mit Blick auf den Interessenausgleich zu verhandeln. Und das kann Armin Laschet.“
Unterdessen freuten sich die Bottroper Grünen über einen klaren Sieg. Im Bund das beste Ergebnis jemals, in Bottrop mehr als eine Verdoppelung der Stimmen im Vergleich zu 2017 und damit den dritten Platz. „Es war sehr unübersichtlich, wo wir wirklich landen würden“, sagte Parteivorsitzender Joachim Gutsche am Abend. Für ihn sei alles zwischen 13 und 20 Prozent realistisch gewesen. In Sachen Direktmandat hatten sich die Grünen ohnehin keine Hoffnung gemacht: „Gegen Michael Gerdes anzutreten, ist wie bei der OB-Wahl gegen Bernd Tischler anzutreten.“
Bei der Bundestagswahl im Einsatz waren: Matthias Düngelhoff, Kai Süselbeck, Carsten Liebfried, Thomas Goedde und Linda Heinrichkeit.