Bochum. Serdar Yüksel und Hendrik Bollmann holen Direktmandate für die SPD. Außer ihnen werden wohl vier weitere Kandidaten Bochum in Berlin vertreten.

Es bleibt dabei. Zwei SPD-Kandidaten ziehen in den Wahlkreisen Bochum I und Bochum II (Bezirke Nord und Ost mit Herne) direkt in den Bundestag ein: Serdar Yüksel und Hendrik Bollmann. Über das Zweitstimmen-Ergebnis ihrer Partei sichern sich außerdem voraussichtlich Max Lucks (Grüne), Cansin Köktürk (Linke) sowie Knuth Meyer-Soltau und Daniel Zerbin (beide AfD) je einen Sitz im Parlament. Damit stellt Bochum sechs Abgeordnete im Bundestag, vier aus dem Wahlkreis Bochum I und zwei aus dem Wahlkreis Bochum II.

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Bochums SPD-Chef ist enttäuscht über das Bundesergebnis

Die Freude hält sich am Sonntagabend bei den Siegern allerdings in Grenzen. Zu sehr drücken das schwache Ergebnis der Bundespartei, das Abschneiden der AfD, aber auch die heftigen Verluste bei den Zweitstimmen in Bochum gegenüber der Wahl vor vier Jahren die Stimmung unter den Sozialdemokraten.

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Herzlich und beinahe frenetisch war der Applaus für Bochums SPD-Chef Yüksel noch, als er am Sonntagabend wenige Minuten vor der Schließung der Wahllokale zur Wahlparty seiner Partei in der Rotunde am Bermudadreieck erschien. Zehn Minuten später, als im Fernsehen die ersten Prognosen präsentiert wurden, gefror das Lächeln in den Gesichtern der etwa 200 Gäste. „Das muss man gar nicht schönreden. Das ist historisch das schlechteste Ergebnis in der Kaiserzeit, in der Weimarer Zeit und in der bundesrepublikanischen Geschichte“, so Yüksel. Er sei enttäuscht über das Ergebnis auf der Bundesebene. „Wir haben es nicht vermocht, die Menschen davon zu überzeugen, SPD zu wählen.“

Yüksel spricht von einem „Demokratieproblem“ in Deutschland

Geradezu geschockt zeigt sich der 51-Jährige aber über das Abschneiden der AfD: „Dass in diesem Land fast zwölf Millionen Wählerinnen und Wähler AfD wählen nach den Auftritten der AfD und nach den Äußerungen der letzten Wochen und Monate, lässt einen doch auch erschaudern. Wir haben tatsächlich in Deutschland ein Demokratieproblem.“

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Mit seinem Ergebnis von 32,5 Prozent kann er am Ende leben, auch wenn es unter dem seines Vorgängers Axel Schäfer liegt. Der hatte 2021 den Wahlkreis Bochum I noch mit 38,3 Prozent der Erststimmen gewonnen. Yüksel: „Wenn für die Bundespartei auf dem Tacho 16 Prozent steht, ist es auch in so einem Wahlkreis schwierig, die 30 zu erreichen.“ Am Ende sollte er sie überschreiten und sich klar gegen die CDU-Kandidatin Fee Roth (24,4) durchsetzen.

Im Wahlkreis Bochum II macht SPD-Kandidat Bollmann das Rennen

Es habe sich ausgezahlt, vor Ort auf „Brot- und Butter-Themen“ zu setzen. „Wir haben Tausende von Hausbesuchen gemacht, Gespräche geführt und haben uns auch kritischen Fragen gestellt. Ich glaube, dass wir hier vor Ort im Wahlkampf auf die richtigen Themen gesetzt und in großen Teilen Vertrauen zurückgewonnen haben, das in den letzten Monaten der Ampelregierung zurückgegangen ist.“

Auch Hendrik Bollmann, der im Wahlkreis Bochum II (Herne plus die Bochumer Bezirke Nord und Ost) 33,5 Prozent der Stimmen erhält, hat als Nachfolger von Michelle Müntefering dort das Rennen gemacht und den Direkteinzug in den Bundestag geschafft. Gleichwohl liegt Hernes 42-jähriger SPD-Kreisvorsitzender weit hinter Münteferings Ergebnis von 2021 (52,8 Prozent) zurück.

Vier Bochumer Kandidaten ziehen wohl über die Landesliste ihrer Parteien in den Bundestag ein

Begleitet wird das Bochumer SPD-Duo voraussichtlich von vier weiteren Kandidaten, die über die NRW-Landesliste ihrer Parteien in den Bundestag einziehen: Max Lucks (Grüne; Platz 12 der Landesliste), Cansin Köktürk (Linke; Platz 2) und Knuth Meyer-Soltau (AfD; Platz 16) im Wahlkreis Bochum I sowie Daniel Zerbin (AfD; Platz 13) im Wahlkreis Bochum II.

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