Herne. Die Hernerin Michelle Müntefering (44) scheidet aus dem Bundestag aus. Sie verspricht: „Etwas Neues kommt.“ Was verdient sie nach dem Ausstieg?
Die große Bühne gehörte in den vergangenen Tagen anderen. Michelle Müntefering packt weniger beachtet von der großen Polit-Öffentlichkeit Umzugskartons in ihrem Berliner Büro. Ein bisschen Plauderei, ein letzter Spaziergang am Reichstagsufer als offizielle Vertreterin des Wahlkreises Herne-Bochum II. So zeigt es die Herner Bundestagsabgeordnete und frühere Staatsministerin auf ihrer Instagram-Seite. Müntefering tritt nach zwölf Jahren als Bundestagsabgeordnete ab.
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Was macht Michelle Müntefering künftig in Herne?
Der Abschied ist zeitlich etwas vorweggenommen. Denn strenggenommen ist Müntefering noch Bundestagsabgeordnete, bis der am 23. Februar neu zu wählende Bundestag erstmals zusammentritt. Aber im politischen Berlin herrscht jetzt schon Abschiedsstimmung, seit die letzte Sitzung in der noch laufenden Wahlperiode am Dienstag zu Ende ging. Die Abgeordneten, die nicht erneut kandidieren, räumen ihre Büros. Angestellte verabschieden sich. Wer wieder antritt, sitzt in Wartestellung und muss auf den Wiedereinzug hoffen.
„Es war eine schöne Zeit“, schreibt Müntefering bei Instagram. Viele Nachfragen unserer Redaktion lässt sie aber offen. Behält sie eine Wohnung in Berlin? Was waren besondere Momente in all den Jahren? Wie geht's mit den Angestellten aus ihrem Büro weiter? Wo wird sie künftig wohnen? Bleibt sie mit ihrem Mann und SPD-Urgestein Franz in Herne, das ja nun nicht mehr ihr Wahlkreis ist? Gibt's mehr Herne statt Berlin?
Zentrale Aussage: „Neues kommt“
Die vielleicht spannendste Frage: Wie geht's weiter? Müntefering trat SPD-intern nicht noch einmal an, um wieder Kandidatin zu werden, sie scheiterte mit der Bewerbung um die Kandidatur fürs Europäische Parlament, wäre aber Ersatz für SPD-Frontfrau Katarina Barley, falls diese die europäische Bühne verlassen sollte. Konkrete Pläne? „Neues kommt“, schreibt Müntefering bei Instagram. „Etwas Neues kommt“, sagt sie auch zur WAZ. „Ich werde mich weiter für die Demokratie engagieren. Etwa mit der Verleihung des Berta-Schulz-Preises für Ehrenamt und Demokratie der SPD-Herne.“
Müntefering ergänzt: „Vor allem habe ich gelernt, wie wichtig es ist, über Demokratie aufzuklären. Das gilt auch für starke und kluge Medien.“
Wahlkampf für Olaf Scholz und Hendrik Bollmann
Müntefering zeigt sich selbst auf Fotos beim Haustür-Wahlkampf in Herne für Olaf Scholz und Hendrik Bollmann, der ihr Nachfolger werden will. Müntefering ging offiziell freiwillig, trat nicht gegen Bollmann an, er auch nicht gegen sie. Aber es wurde mehr als nur hinter vorgehaltener Hand darüber geredet, dass sich weite Teile der Herner SPD nicht mehr gut durch Michelle Müntefering vertreten sahen.
+++ Die Direktkandidaten für die Bundestagswahl 2025 im Wahlkreis Herne/Bochum II: +++
- Hendrik Bollmann (SPD)
- Christoph Bußmann (CDU)
- Anna di Bari (Grüne)
- Daniel Zerbin (AfD)
- Patrick Gawliczek (Linke)
- Moritz Ritterswürden (FDP)
- Markus Schröder (Bündnis Deutschland)
- Peter Weispfenning (MLPD)
- Christian Sontag (Volt)
Gibt es einen neuen Job? Michelle Müntefering, die in ihrer altersbedingt kurzen beruflichen Laufbahn vor der Abgeordnetentätigkeit für das SPD-Parteiorganisation „Vorwärts“ arbeitete, fällt finanziell vorerst weich: Für jedes Jahr der Abgeordnetentätigkeit wird einen Monat lang Übergangsgeld in Höhe der jeweils aktuellen Abgeordnetenentschädigung gezahlt, in Münteferings Fall also ein ganzes Jahr lang. Das sind monatlich 11.227,20 Euro (die voll versteuert werden müssen). Sollte sie neue Einkünfte haben, werden diese ab dem zweiten Monat gegebenenfalls angerechnet.
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Wie viel Geld bekommt sie weiter? Was gibt es an Altersentschädigung?
Was viele nicht wissen: Erreicht sie das Rentenalter, stehen Michelle Müntefering für jedes Jahr Tätigkeit im Bundestag 2,5 Prozent der Abgeordnetenbezüge als Altersentschädigung zu, also 30 Prozent der dann gültigen Bezüge.
Michelle Müntefering hatte seit 2013 das Bundestagsmandat. Sie gewann dreimal in Folge das Direktmandat mit jeweils deutlich mehr als 40 Prozent der Stimmen. Von 2018 bis 2021 war sie unter Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) Staatsministerin für Internationale Kulturpolitik.