Bochum-Wattenscheid. Bochumer Schwimmer mussten Wasserzeiten für eine Schule abgegeben. Doch das Becken wurde kaum genutzt. Jetzt kommt es zu einem Kompromiss.

Seit dem Sommer hatten die Schwimmer des SV Delphin 58 in Bochum-Wattenscheid ein Problem: Sie mussten ihre Wasserzeiten am Freitagnachmittag im Lehrschwimmbecken im Sportzentrum Westenfeld an das benachbarte Hellweg-Gymnasium abgeben. Dem Verein fehlte dadurch eine wichtige Trainingseinheit für Kinder zwischen sechs und 14 Jahren. Beim SV Delphin nahm man das so hin, Schulen haben ja bis 18 Uhr ein Vorrecht auf Schwimmzeiten in städtischen Bädern. „Uns ärgert jedoch, dass das Lehrschwimmbecken oft gar nicht genutzt wird“, kritisierte Geschäftsführer Klaus Stiller. Während die Stadt Bochum angab, daran nichts ändern zu können, kam der Verein nun auf anderem Weg zu einem guten Kompromiss.

„In dieser Woche kam endlich ein Kontakt mit der Schule zu Stande und unsere Kinder können schon ab dieser Woche wieder freitags schwimmen“, freut sich Schwimmtrainer Frank Voigt. „Diese Vereinbarung gilt zunächst bis zu den Sommerferien. Danach wollen wir, der SV Delphin 1958 Wattenscheid und das Hellweg-Gymnasium, uns um eine gemeinsame Lösung bemühen.“

Schwimmverein aus Bochum musste Trainingszeiten abgegeben, doch diese wurden kaum genutzt

Voigt hatte zuletzt berichtet, dass er freitags oft von draußen ins Schwimmbad gesehen habe, dort aber das Wasser total ruhig gewesen sei. Schwimmer? Fehlanzeige. „Anfangs ist das Schwimmbad noch genutzt worden, allerdings auch immer nur von einer Handvoll Schüler“, sagten Voigt und Stiller im Gespräch mit dieser Zeitung. Ihnen tat das in der Seele weh. „Wir bräuchten so dringend mehr Wasser für die Kinder.“

„Es kann sein, dass speziell Talente zu einem anderen Verein wechseln.“

Klaus Stiller, Geschäftsführer des SV Delphin 58 Wattenscheid, zu den knappen Schwimmzeiten

Denn der Andrang sei riesig – wie eigentlich bei allen anderen Schwimmvereinen auch. „Wir bekommen immer wieder neue Anfragen, doch die Kurse sind voll“, so Stiller. Für die Nichtschwimmerkurse, die im Bad an der Berliner Straße angeboten werden, gebe es inzwischen sogar eine Wartezeit von zwei Jahren.

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Die Kinder der Trixi- und Flipper-Gruppe, die das Seepferdchen bereits haben, schwimmen im Sportzentrum Westenfeld – und seit Sommer notgedrungen eben nur noch dienstags. „Zwei ganze Stunden fehlen uns für diese Kinder“, bedauerte Frank Voigt. „Sie sollen ja so viel wie möglich schwimmen.“ Laut Stiller würden Eltern immer wieder nachfragen. Kündigungen gebe es zum Glück kaum, „aber es kann natürlich sein, dass speziell Talente zu anderen Vereinen wechseln“.

Schwimmverein Delphin 58 kann nicht weiter kürzen: „Haben alle Möglichkeiten ausgeschöpft“

Anderen Schwimmgruppen vereinsintern die Zeiten zu kürzen, sei nicht gegangen. „Wir mussten ja öfter schon Schwimmzeiten abgeben und haben bereits reduziert“, so Stiller. „Da sind alle Möglichkeiten ausgeschöpft.“ Dass ihnen die Stadt als Ausweichmöglichkeit das Bad im Preins Feld nahegelegt hatte, betrachtet Frank Voigt eher als Scherz. „Das ist gerade mal zwölf Meter lang, eine größere Badewanne. Da kann man nicht mal das Seepferdchen machen.“

Der SV Delphin 58 Wattenscheid ärgert sich, dass die Stadt Bochum ihm Schwimmzeiten für eine Schule weggenommen hat, diese aber so gut wie gar nicht genutzt werden. Im Foto Geschäftsführer Klaus Stiller.
Schwimmtrainer Frank Voigt (links) und Geschäftsführer Klaus Stiller vom SV Delphin 58 Wattenscheid freuen sich, dass sie die Schwimmzeiten am Freitag wieder nutzen können. © WAZ Bochum | Gernot Noelle

Um aus dem Schwimmbad-Dilemma das Beste zu machen, schlug der SV Delphin einen Kompromiss vor. „Wir könnten uns die Schwimmzeiten am Freitag doch mit der Schule teilen“, meinte Klaus Stiller. „Und wenn die das Becken mal komplett brauchen, würden wir an dem Tag wegbleiben. Das kann man doch absprechen. Und so wäre allen geholfen.“

Peter van Dyk, Sprecher der Stadt Bochum

„Gerade im Bereich Wattenscheid mit seinen vier Sportschulen ist der Bedarf an Schwimmzeiten insgesamt sehr hoch.“

Peter van Dyk, Sprecher der Stadt Bochum

Aus dem Rathaus hieß es, man sei als Schulträger gesetzlich verpflichtet, den im Lehrplan vorgesehenen und vorgeschriebenen Sportunterricht an den Bochumer Schulen sicherzustellen. „Gleichzeitig versuchen wir natürlich auch, die Bedarfe der Vereine ausreichend zu berücksichtigen. Im Zweifel müssen wir allerdings vorrangig den gesetzlich vorgeschriebenen Sportunterricht für die Bochumer Schülerinnen und Schüler sicherstellen“, so Stadtsprecher Peter van Dyk. Zum neuen Schuljahr seien die Schulbedarfe noch einmal überprüft worden. „Sie mussten angepasst werden. Gerade im Bereich Wattenscheid mit seinen vier Sportschulen ist der Bedarf insgesamt sehr hoch.“

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Laut Stadt würden nach Rücksprache mit der Schule „die Schwimmzeiten vollumfänglich genutzt“, eine Teilung der Schwimmzeit sei leider nicht möglich. „Falls es zu Ausfällen komme, sind diese der Erkrankung der Lehrkraft geschuldet und daher nicht vorhersehbar“, so Stadtsprecher Peter van Dyk. Das Lehrschwimmbecken in Westenfeld sei aufgrund seiner Größe, Ausstattung und Lage ideal für die Schulen geeignet und wegen des hohen Bedarfes an Schwimmzeiten auch voll ausgelastet. Ein anderes vergleichbares Lehrschwimmbecken gebe es im städtischen Bestand nicht.

Schwimm-Dilemma in Bochum: Schulleiter zeigt sich gesprächsbereit

Timm Jakat, Leiter des Hellweg-Gymnasiums, erklärte, dass das Lehrschwimmbecken durch Oberstufenschüler in Vorbereitung auf das Abitur genutzt werde. Grundsätzlich könne man alles klären, meinte Jakat, der zugleich verwundert war: „Bei uns hat sich noch kein Vertreter des Vereins gemeldet, vielleicht ließe sich ja eine Lösung finden.“

Und genau so ist es ja inzwischen gekommen. Der direkte Kommunikationsweg ist halt doch meist der beste.

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