Bochum. Anwohner klagen, dass es mit ihrem Wohnort seit Jahren bergab geht. Dagegen will die Stadt Bochum etwas tun. Einigen geht‘s nicht schnell genug.
700 Wohnungen gibt es im Germanenviertel in Bochum-Wattenscheid. Viele Menschen leben an Wikingerstraße, Frankenweg, Keltenweg und Sachsenring. Doch lebenswert sei es hier schon lange nicht mehr, klagen die Anwohner. Sie berichten von zunehmender Vermüllung, Drogengeschäften, illegalen Autorennen, wildem Grillen, Ruhestörungen. Gegen all das will die Stadt Bochum nun etwas tun.
Das Germanenviertel verkommt zusehends: Stadt Bochum will handeln, kann dies aber nur bedingt
Angestoßen wurde dies durch die „UWG:Freie Bürger“. Auf Antrag der Fraktion wurde in der Bezirksvertretung Wattenscheid eine städtebauliche Sanierung des Germanenviertels beschlossen. Das war im September 2024. Ein nennenswerter Fortschritt sei seither jedoch nicht erkennbar, ärgert sich Hans-Josef Winkler, Vorsitzender der UWG.
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Seine Fraktion fordert die Stadtverwaltung mit Nachdruck auf, „endlich den längst überfälligen Dialog mit den Eigentümern im Germanenviertel zu führen“. Es sei höchste Zeit, dass die Verwaltung ihren Ankündigungen auch konkrete Taten folgen lasse. „Die Eigentümer müssen beteiligt werden, um gemeinsam Lösungen für die dringend notwendige Aufwertung des Viertels zu erarbeiten“, betont Hans-Josef Winkler.
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Neben dem ausstehenden Dialog mit den Eigentümern sollen die bereits von der Bezirksvertretung bereitgestellten 40.000 Euro kurzfristig für sichtbare Verschönerungsmaßnahmen eingesetzt werden. „Unser Antrag sah nicht nur Gespräche vor, sondern auch erste sichtbare Schritte – mehr Sauberkeit, zusätzliche Mülleimer, eine spürbare Aufwertung des Viertels.“
Konzept fürs Germanenviertel in Bochum-Wattenscheid gefordert – doch das dauert
Im Rathaus bittet man um etwas Geduld. Man sei „aufgrund der Dringlichkeit der skizzierten Problemlagen im Germanenviertel“ bemüht, zeitnah ein Stadtteilentwicklungskonzept (STEK) Höntrop/Westenfeld zu erstellen. Damit habe man Anfang des Jahres 2025 begonnen. Die Bearbeitungsdauer werde aber etwa zwei Jahre betragen. Es stellt sich also ein, was Rolf Heyer von der FDP in der Bezirksvertretung vorhergesagt hat: „Das wird kein 100-Meter-Sprint, sondern eher ein Marathon.“
Allerdings stellt die Stadt klar, dass sie eine umfassende Modernisierung des Germanenviertels nicht allein stemmen bzw. anweisen könne, „da sich bis auf den unmittelbaren Straßenraum sowie eine Kita alle Flächen und Gebäude in privatem Eigentum befinden“. Man könne allenfalls moderieren und unterstützen.
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Eine Beteiligung der Bürger werde derzeit vorbereitet. „Es soll voraussichtlich zunächst mit den Eigentümern gesprochen werden, die Problemlage diskutiert und analysiert sowie über die verschiedenen Möglichkeiten zur Aktivierung und Eigenverantwortung der Eigentümer und Bewohner gesprochen werden“, sagt Stadtsprecher Peter van Dyk. Erst danach könnten konkrete Maßnahmen erarbeitet werden.