Bochum. Ein Bochumer AfD-Kandidat drohte einem Grünen-Politiker mit einer Ohrfeige. Er will sich entschuldigen. Es war kein einmaliger Ausrutscher.

Der Vorfall hat stadtweit für Empörung gesorgt: Knuth Meyer-Soltau von der AfD hat bei einer politischen Diskussion unter den Bochumer Bundestagskandidaten in der Wattenscheider Friedenskirche dem Grünen Max Lucks Gewalt angedroht. Am Tag danach ruderte der 59-Jährige im Gespräch mit dieser Zeitung zurück, kündigte eine persönliche Entschuldigung an. Und es klang so, als sei dies ein einmaliger Ausrutscher gewesen, den er bereut. War es aber nicht.

Grünen-Politiker in Bochum bedroht: AfD-Mann ist ein Wiederholungstäter

Denn schon einmal ist Meyer-Soltau durch eine Gewaltandrohung aufgefallen. Das war am Rande des Kreisparteitages der AfD Anfang Juni 2020 in Herne. Nach einem Gerangel hatte der Bochumer Anwalt vor dem Veranstaltungssaal im Beisein von Pressevertretern zu seinem Parteikollegen Armin Wolf gesagt: „Wenn Sie mich noch einmal schubsen, kriegen Sie so etwas von einen in die Fresse.“ Der Herner Kommunalpolitiker hatte Meyer-Soltau zuvor beiseite geschoben, weil dieser sich offenbar in ein Gespräch zwischen Wolf und der Polizei einschalten wollte.

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Wolf hat daraufhin Strafanzeige gegen Knuth Meyer-Soltau erstattet. Vorwurf: Beleidigung, Nötigung und Bedrohung. Das Verfahren wurde aber wenige Monate später von der Staatsanwaltschaft Bochum eingestellt, „weil aus unserer Sicht kein besonderes öffentliches Interesse vorlag“, erklärt Oberstaatsanwalt Paul Jansen auf Anfrage dieser Zeitung. „Wir haben stattdessen auf den Privatklageweg verwiesen.“ Dieser wurde laut dem Amtsgericht Herne von Armin Wolf jedoch nicht beschritten.

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In der Wattenscheider Friedenskirche kam es nun zu einer erneuten Gewaltandrohung seitens Meyer-Soltaus. Die Kirche im Stadtbezirk hatten alle Bundestagskandidaten zu einer Podiumsdiskussion eingeladen, darunter auch den AfD-Mann. Im Laufe des Polit-Talks kam es dann zum Eklat. Nachdem Max Lucks von den Grünen kritisiert hatte, dass es in Berlin zum umstrittenen Fünf-Punkte-Plan der CDU zur Migration eine Abstimmung mit Rechtsextremen und Nazis gegeben habe, platzte es aus Meyer-Soltau heraus. Er drohte dem Grünen-Politiker mit einer „Backs“, wenn dieser ihn noch einmal Nazi nennen sollte. Auf Nachfrage der übrigen Diskussionsteilnehmer erklärte der AfD-Mann, was mit „Backs“ gemeint ist: eine Ohrfeige.

Max Lucks, Grüne.

„Ich prüfe gerade, ob ich Anzeige erstatten werde.“

Max Lucks, Grüne, der von AfD-Politiker Knuth Meyer-Soltau bedroht wurde

Die übrigen Teilnehmer der Runde reagierten empört, sprachen von „Tabu-Bruch“, von einer „inakzeptablen aggressiven Äußerung“, von „respektlosem Verhalten“ und einer „Grenzüberschreitung“. Max Lucks sah in der Drohung gegen seine Person den Versuch, „mich einschüchtern“ zu wollen. Er überlegt nun, Anzeige zu erstatten. „Wahrscheinlich ja, das kläre ich gerade.“ Lucks will die Entscheidung von den Erfolgsaussichten abhängig machen.

Nach Eklat in Bochum: AfD-Mann will sich beim Grünen-Politiker entschuldigen

Meyer-Soltau räumte ein, das alles so gesagt zu haben und erklärte, sich persönlich beleidigt gefühlt zu haben. Sein Verhalten sei aber überzogen gewesen. „Da sind die Pferde mit mir durchgegangen, das hätte man anders lösen können.“ Er kündigte zudem an, sich bei Lucks persönlich entschuldigen zu wollen.

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Knuth Meyer-Soltau arbeitet seit 25 Jahren als Rechtsanwalt in Bochum. Er nennt sich selbst auch Fan-Anwalt und vertritt häufig Anhänger, die zum Beispiel Platzverweise oder Stadtverbote bekommen haben. Seit 2016 ist Meyer-Soltau AfD-Mitglied, zuletzt gehörte er vier Jahre dem Landesvorstand der AfD NRW als Justiziar an.