Bochum-Wattenscheid. Beim Jahresempfang in Bochum-Wattenscheid bleibt die alte Lohnhalle ziemlich leer. Viele lokale Akteure sind nicht eingeladen. Die Hintergründe.

Eigentlich war alles angerichtet für ein nettes Beisammensein: Der große Saal in der Alten Lohnhalle in Bochum-Wattenscheid war hübsch hergerichtet mit vielen Stehtischen. Getränke standen bereit, das Büfett mit kleinen Häppchen und Tomatensuppe machte Appetit. Das einzige, was beim Jahresempfang der Bezirksvertretung Wattenscheid fehlte, waren Menschen. Einige Vertreter aus Politik, Verwaltung und Werbegemeinschaft waren da, auch das Wattenscheider Stadtprinzenpaar. Doch diese füllten den großen Saal nur in geringem Maße. Besonders auffällig: Niemand von den Wattenscheider Vereinen war vertreten.

Kaum was los: Vereine sind bei großem Treffen in Bochum-Wattenscheid nicht eingeladen

„Das ist schon enttäuschend“, stellt Hans-Josef Winkler von der „UWG:Freie Bürger“ fest. Ob Kolpingfamilie, der Chorverband, die Heimatvereine – niemand sei eingeladen worden. Das sei im Vorfeld ohnehin „merkwürdig gelaufen“, findet Winkler, der als Mitglied der Bezirksvertretung auf der Gästeliste stand. „Es wurde keine Rückmeldung gewünscht.“

Hans-Josef Winkler, Bezirksvertreter in Bochum-Wattenscheid für die  Wählergemeinschaft „UWG:Freie Bürger“.

„Die Partner tragen das ehrenamtliche Engagement ja mit, verzichten oft auf den anderen. Da gehört es für mich dazu, diese Personen bei solchen Anlässen mit einzuladen.“

Hans-Josef Winkler, Bezirksvertreter in Bochum-Wattenscheid für die Wählergemeinschaft „UWG:Freie Bürger“.

Was ihn noch mehr verwunderte und vor allem störte: „Man wurde ohne Begleitung eingeladen.“ Gerade bei Ehrenamtlern – und das sei man ja als Lokalpolitiker – müsse man doch auch an die Partner denken. „Die tragen das ehrenamtliche Engagement ja mit, verzichten oft auf den anderen. Da gehört es für mich dazu, diese Personen bei solchen Anlässen mit einzuladen.“

Jahresempfang der Bezirksvertretung Wattenscheid: „War immer schön, sich auszutauschen“

Überhaupt gerne eingeladen worden wäre Gerd Robok vom Eppendorfer Heimatverein. Das sei über viele Jahre so gewesen, „zuletzt aber nicht mehr“. Es sei wohl mal überlegt worden, aus Kostengründen die Vereine abwechselnd einzuladen. „Damit hätten wir auch überhaupt kein Problem gehabt.“

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Es sei immer schön gewesen, „wenn man sich austauschen konnte mit der Politik, der Verwaltung und anderen Vereinen“, sagt Robok. „Aber wenn die meinen, dass das der richtige Weg ist.“

Wattenscheider Vereine wünschen sich Netzwerk-Veranstaltung

Findet auch Norbert Hasler, der Vorsitzende des Chorverbandes Wattenscheid. „Das wäre ein prima Netzwerkveranstaltung und würde gut dazu beitragen, die Zivilgesellschaft zusammenzuhalten.“ Hasler kann sich jedoch nicht erinnern, jemals zu einem Empfang der Bezirksvertretung eingeladen worden zu sein. „Ich wusste gar nicht, dass es so etwas gibt.“

Ähnlich äußert sich Sebastian Owerdick von der Kolpingsfamilie Höntrop. „Wir wären sehr daran interessiert, die ganzen Gesichter aus Politik und Verwaltung mal kennenzulernen“, sagt das Leitungsteam-Mitglied. „Wir halten mit unserem Ehrenamt ja viel am Leben und haben mit der Bezirksvertretung ohnehin wegen unserer Märchenspiele regelmäßig zu tun. Da wäre so eine Netzwerkveranstaltung durchaus wünschenswert.“

Marc Westerhoff (CDU), Bezirksbürgermeister von Bochum-Wattenscheid

„Das sind zu wenig. Ich hätte gerne mehr Menschen hier gehabt.“

Marc Westerhoff (CDU), Bezirksbürgermeister von Bochum-Wattenscheid

Innerhalb der Politik hatte es im Vorfeld der Veranstaltung ebenfalls rumort. Denn auch Ratsmitglieder, die der Bezirksvertretung oft beratend beiwohnen, standen nicht auf der Gästeliste. Burkhard Jentsch, Vorsitzender der SPD im Rat und Ratsmitglied für Wattenscheid, nannte diese Ausgrenzung „eine absolute Frechheit und einen schlechten Einstand des neuen Bezirksbürgermeisters Marc Westerhoff“.

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Jentsch wirft dem CDU-Mann vor, die Gästeliste selbst zusammengestrichen zu haben, dabei lade offiziell ja die ganze Bezirksvertretung ein. Ziel des Empfangs seien Austausch und Vernetzung verschiedener Wattenscheider Akteure aus Politik und beispielsweise Sport, Wirtschaft und Vereinen, so Jentsch. Beim Austausch hätten Ratsmitglieder auch stets Anregungen für ihre ehrenamtliche politische Tätigkeit mitnehmen und so Wattenscheider Interessen ins Bochumer Rathaus tragen können.

Neujahrsempfang der Bezirksvertretung Wattenscheid, 26. Januar, Alte Lohnhalle. Bezirksbürgermeister Marc Westerhoff (CDU)
Der neue Bezirksbürgermeister Marc Westerhoff (CDU) stand beim Jahresempfang der Bezirksvertretung Bochum-Wattenscheid besonders im Fokus. © WAZ Bochum | BV Wattenscheid

Westerhoff selbst hatte betont, dass dieser Empfang dem Austausch und Netzwerken dienen solle. Dass so wenig gekommen sind, ärgerte ihn selbst. „Das sind zu wenig. Ich hätte gerne mehr Menschen hier gehabt.“ Die Einladungsliste wolle er dementsprechend überarbeiten.

Gästeliste nicht geprüft: Bezirksbürgermeister räumt Fehler ein und will reagieren

Er habe den Fehler gemacht, die alte Gästeliste einfach übernommen und zu spät einen Blick darauf geworfen zu haben, räumt Westerhoff ein, der seit Sommer Nachfolger des im Zuge der Stadionsitze-Diskussion abgewählten Hans-Peter Herzog (SPD) ist. Auf die Kritik von der Rats-SPD habe er noch reagiert und nachträglich per E-Mail eingeladen. „Allerdings sind nur wenige dieser Einladung gefolgt“, stellt Westerhoff fest. Auch aus Reihen der Bezirksvertretung fehlten einige Mitglieder.

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Für die Zukunft wolle er gerade die Vereine wieder mehr im Blick haben. „Ich möchte schon auch mehr Wattenscheider bei so einer Veranstaltung haben“, sagt Westerhoff. Und auch Ehepartner sollten nicht außen vor bleiben. „Vielleicht ändern wir auch diese Regelung.“

„Darf auch mal mehr kosten“

Die SPD in Person von Burkhard Jentsch hatte auch den Ort für den Jahresempfang der Bezirksvertretung Wattenscheid kritisiert. Der Wechsel vom Rathaus in die alte Lohnhalle treibe nur die Kosten in die Höhe und diene der Profilierung. Mit dem Streichen u.a. der Ratsmitglieder von der Gästeliste habe man dann sparen wollen.

Bezirksbürgermeister Marc Westerhoff (CDU) gibt zu, bei der Nichtberücksichtigung der Ratsmitglieder durchaus auch die Kosten im Blick gehabt zu haben. Allerdings sei dies auch in erster Linie ein Termin für die Wattenscheider Bezirksvertretung. Die Lohnhalle als Location habe ihm die Verwaltung vorgeschlagen.

Die Kosten für den Empfang seien ähnlich hoch wie bei einer Veranstaltung im Rathaus. „Nur die Miete kommt obendrauf“, sagt Westerhoff. „Wir haben uns da aber an den Kosten der Vorjahre orientiert und keine Grenze überschritten.“ Ihm sei wichtig, engagierte Menschen auf diesem Weg zusammenzubringen. „Das darf auch mal etwas mehr kosten.“