Bochum-Ost. Mehrere Jahre wurde an einem Ausflugsziel in Bochum gearbeitet. Das Ergebnis kann sich sehen lassen und wird sicher auch die Nachbarn freuen.

Ein paar Feinarbeiten noch, dann ist er komplett fertig. Dann rücken auch die Bagger vom Ümminger See in Bochum-Langendreer ab und werden die Baucontainer abtransportiert. Nachdem die neue Uferpromenade im vergangenen Jahr bereits eingeweiht wurde, ist nun auch die westliche Seite fertig umgestaltet. „Wir reden da nur noch von Wochen, nicht mehr von Monaten, bis wir alles freigeben“, sagt Projektleiter Markus Ebbing. Darüber werden sich nicht nur viele Besucher des Naherholungsgebietes im Bochumer Osten freuen, sondern sicherlich auch die Nachbarn.

Bochumer Freizeitoase fast fertig: Das hat sie zu bieten

Denn die millionenschwere Maßnahme hatte nicht nur zum Ziel, den Ümminger See als Ausflugsziel aufzuwerten. Gleichzeitig wurde auch der Harpener Bach renaturiert und vom Grubenwasser befreit und insgesamt ein großer Schritt zu mehr Schutz vor Hochwasser und Überflutung bei Starkregen gemacht.

Freuen sich, dass die Arbeiten am Ümminger See in Bochum bald abgeschlossen sind: (von links) Alfons Große-Bley (Tiefbauamt), Andreas Bolle (Umweltbüro Essen), Projektleiter Markus Ebbing und Frank Großklags (Tiefbauamt).
Freuen sich, dass die Arbeiten am Ümminger See in Bochum bald abgeschlossen sind: (von links) Alfons Große-Bley (Tiefbauamt), Andreas Bolle (Umweltbüro Essen), Projektleiter Markus Ebbing und Frank Großklags (Tiefbauamt). © Gernot Noelle

Und so haben sich die Arbeiten auch nicht allein auf den „Ümmi“ beschränkt. Gemäß EU-Wasserrahmenrichtlinie müssen Bäche durchgehend sein, damit die Lebensräume der dort beheimateten Organismen nicht unterbrochen werden, erklärt Landschaftsplaner Andreas Bolle vom Umweltbüro Essen. Deshalb wurde der Harpener Bach nun ab Werner Straße an den Harpener Teichen und dem Ümminger See vorbeigeleitet und vom Grubenwasser getrennt, das die beiden großen Gewässer speist. Ohne diesen Zulauf von der früheren Zeche Robert Müser in Werne gäbe es die Seen übrigens gar nicht.

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In einem letzten Bauabschnitt wurde jetzt das Westufer des Ümminger Sees (zur Autobahn hin) so umgestaltet, dass der Harpener Bach vom See getrennt ist. Er verläuft jetzt quasi dort, wo vorher der Gehweg war. Dieser liegt nun zwischen See und Bach. Das Ufer wurde dafür verbreitert, neu bepflanzt und vorsichtshalber eingezäunt. „Damit die Gänse und Enten nicht alles wegfressen“, erklärt Andrea Baltussen vom Umwelt- und Grünflächenamt. Ein Jahr mindestens bleibe dieser Bereich abgesperrt, ergänzt Biologe Andreas Bolle.

Vor zwei Wochen wurde am Westufer des Ümminger Sees in Bochum der Asphalt auf den neuen Weg aufgetragen. 
Vor zwei Wochen wurde am Westufer des Ümminger Sees in Bochum der Asphalt auf den neuen Weg aufgetragen.  © Stadt Bochum

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Man habe bei dem Projekt für Ökologie und Naturschutz alles getan, „was wir konnten“, sagt Bolle weiter. Man hoffe, dass sich weitere Vogelarten hier heimisch fühlen werden, wie etwa die Rohrdommel und der Eisvogel. Mit dem Fischreiher habe das super geklappt, sagt Baltussen. „Der Ümminger See ist eine der bedeutendsten Brutstätten für Fischreiher in NRW.“ Auch der Kormoran habe sich auf der geschützten Insel im „Ümmi“ mit angesiedelt.

Alfons Große-Bley vom Tiefbauamt der Stadt Bochum am Westufer des Ümminger Sees. Hier wurde der Harpener Bach am See vorbeigeleitet (rechts).
Alfons Große-Bley vom Tiefbauamt der Stadt Bochum am Westufer des Ümminger Sees. Hier wurde der Harpener Bach am See vorbeigeleitet (rechts). © Gernot Noelle

Auch der Hochwasserschutz wurde bei der Baumaßnahme mitgedacht und am Ümminger See unterirdisch eine Kombi aus Wasserweichen und -speicher gebaut. „Wir haben hier ein Stauraumvolumen von 70.000 Kubikmeter, die bei Starkregenereignissen helfen werden, das Gebiet rund um Ümminger See und Harpener Teiche vor Überflutungen und Hochwasser zu schützen“, erklärt Alfons Große-Bley vom Tiefbauamt. Alles, was südlich der Gewässer liegt, profitiere davon.

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Beim Verlegen des Harpener Bachbetts habe man darauf geachtet, dass dieser bei Starkregen mitunter enorme Wassermengen fassen muss. „Im Hochsommer bei anhaltender Trockenheit sind es mal nur zwei Liter, wenn es richtig regnet aber schnell 50.000 Liter“, berichtet Große-Bley. Alles, was der Bachlauf nicht aufnehmen könne, fließe in die Harpener Teiche bzw. den Ümminger See.

Zwischen Parkplatz und Uferpromenade am Ümminger See sind Wasserweiche und -speicher gebaut worden. Der Harpener Bach wird hier am See vorbeigeleitet (links). Der Erdwall wird zur Abgrenzung noch erhöht.
Zwischen Parkplatz und Uferpromenade am Ümminger See sind Wasserweiche und -speicher gebaut worden. Der Harpener Bach wird hier am See vorbeigeleitet (links). Der Erdwall wird zur Abgrenzung noch erhöht. © Gernot Noelle

Das habe dann zudem den Vorteil, dass das stark chloridhaltige Grubenwasser durch das Regenwasser verdünnt werde. „Die Gewässer müssten damit aber klarkommen“, sagt Andreas Bolle vom Umweltbüro Essen. Das Grubenwasser zu klären sei zu aufwendig und somit auch zu teuer. Deshalb setze mal auf Verdünnung. Vor allem später, wenn das Grubenwasser die Ruhr erreicht. Die Bäche, die dorthin fließen, sollen komplett davon abgekoppelt und somit sauber sein – eben wie der Harpener Bach. Diese Arbeiten werden allerdings noch ein paar Jahre andauern und aktuell vorbereitet.

Neuer Weg nur für Spaziergänger

Alles mit eingerechnet – also Kanalbau, Gewässerbau und Uferpromenade – kostet die Baumaßnahme im Bereich Harpener Teiche und Ümminger See rund neun Millionen Euro. Die Umgestaltung des Westufers jetzt verschlingt allein rund zwei Millionen Euro.

Der neue Weg dort ist bereits fertig asphaltiert. Nutzen dürfen ihn künftig lediglich Spaziergänger. Das Radfahren ist dann nur noch auf der Ostseite (mit der Grillwiese) erlaubt. Diese soll auch ausreichend beschildert werden. Das Westufer ist dann als „Rückzugsbereich“ gedacht, die gegenüberliegende Seite mehr für Freizeitaktivitäten.