Bochum. In Bochum sind sie wieder häufig zu sehen: Kanadagänse. Die Biologische Station gibt eine Prognose, wie sich die Zahl der Tiere entwickeln wird.
„Sie sind schlimmer als Tauben geworden“, sagt ein Bochumer. Die Rede ist von Kanadagänsen, die in dieser Jahreszeit wieder an vielen Stellen im Stadtgebiet anzutreffen sind – an Seen, auf Wiesen oder auf Wegen. Wächst die Zahl der Tiere in Bochum weiter? Ein Diplombiologe gibt eine Einschätzung ab.
Am Ümminger See, im Wiesental, am Kemnader See, an der Ruhr in Dahlhausen, im Stadtpark: An diesen und noch vielen weiteren Stellen sind derzeit Kanadagänse zu sehen, oftmals in großen Gruppen. „Ein Rasten auf der Wiese ist den Besuchern nicht mehr möglich“, schreibt ein Bochumer nach einer Abfrage unserer Redaktion bei Facebook. Eine Bochumerin ergänzt: „Es sind einfach zu viele.“ Viele stören sich besonders an dem Kot, den die Tiere hinterlassen. „Wenn man den Tretminen gar nicht mehr ausweichen kann, wird es kritisch“, sorgt sich eine junge Mutter aus Bochum. Aber können die Hinterlassenschaften auch gesundheitsschädlich sein?
Kann der Kot von Kanadagänsen gesundheitsgefährdend sein?
„Erstmal nicht“, sagt Diplombiologe Richard Köhler von der Biologischen Station für das östliche Ruhrgebiet. „In Ausnahmefällen kann es zu Durchfallerkrankungen kommen.“ Das passiere jedoch nur, wenn der Kot mit dem Mund in Berührung kommt – zum Beispiel beim Schwimmen oder bei kleinen Kindern. Dann sei eine Infektion nicht auszuschließen. Generell sei aber eher der Ekel vor den Hinterlassenschaften das Problem und nicht ein Gesundheitsrisiko.
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Den Tieren im Bochumer Stadtgebiet seien soweit gesund, teilt die Stadt mit. Es gebe keine Hinweise auf Krankheiten oder Tierseuchen.
Aber wie viele Kanadagänse gibt es derzeit in Bochum? Eine genaue Zahl lässt sich nicht nennen. „Das liegt daran, dass die Tiere fliegen können und zwischen verschiedenen Gebieten wechseln“, so Diplombiologe Köhler. „Man kann sagen, dass im Land NRW die Zahl der Kanadagänse noch langsam zunimmt, im Ruhrgebiet aber nicht mehr, da ist die Sättigung erreicht.“ Auch speziell für Bochum schätzt Köhler, dass eine gleichbleibende Zahl erreicht sei, weil es keine neuen Gebiete mehr gebe, die die Kanadagänse besiedeln könnte.
Weitere Tierart ist vermehrt in Bochum und der Umgebung zu sehen
Ein Problem für die Natur seien die Kanadagänse nicht. „Weil sie keine anderen Arten verdrängen. Sie haben eine Nische erobert, wo vorher keiner war“, so Köhler. In manchen Regionen würden sie in Konkurrenz zu den Graugänsen stehen, die deutlich kleiner sind. Dort würden sich dann die Kanadagänse durchsetzen.
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In Bochum und der Umgebung ist mittlerweile auch eine weitere Tierart zu beobachten, die Nilgans. Die Population wachse, bestätigt der Diplombiologe. „Sie treten aber nie in so großen Massen auf und sind kleiner.“ Es gebe weniger Konflikte mit dem Menschen.
Experte rät: Kanadagänse nicht füttern
Ist die Jagd auf Kanadagänse eine Option?
Kanadagänse jagen, um die Population zu verringern? Das sei in Bochum keine Option, teilte die Stadt Bochum bereits vor einiger Zeit mit.
Damals hieß es: „Jagdsaison ist im Winter, ein Teil der Population ist dann ohnehin in südlichen Ländern. Die hier verbleibenden Tiere zu jagen, ist laut überwiegender Expertenmeinung nicht zielführend, da die Tiere erstens menschenscheuer und vorsichtiger würden, und zweitens Populationen die erlittenen Verluste durch vermehrte Fortpflanzung ausgleichen.“
Doch: Auch längst nicht alle Menschen in Bochum stören sich an den Kanadagänsen. Unsere Umfrage zeigt, dass die Meinungen sehr gemischt sind. Ein Mann findet: „Es ist eine Freude zu sehen, wie Gänse in unserem Stadtgebiet leben und auch respektvoll behandelt werden.“ Zudem heißt es von Bochumerinnen und Bochumern: „Die stören mich nicht, im Gegenteil, im Moment freue ich mich über die Flugstunden der Junggänse“ oder „Meine Kinder und Ich lieben es, sie zu beobachten. Egal ob im Stadtpark oder am Ümminger See.“
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Füttern solle man die Kanadagänse nicht. „Das gilt generell und immer. Die Kanadagänse sind nicht darauf angewiesen, sie fressen Gras, und davon haben wir genug“, so Köhler.