Bochum-Ost. Am Ümminger See in Bochum wird seit Monaten schwer gearbeitet. Das Nordufer wird aufwendig umgestaltet. Kritiker sorgen sich um die Natur.

Wird der Ümminger See zubetoniert? Wird der Tierwelt ein wichtiger Teil ihres Lebensraumes entzogen? Und warum wird die Wasserqualität nicht verbessert? Kritischen Fragen wie diesen sehe er sich immer wieder ausgesetzt, sagt Bezirksbürgermeister Dirk Meyer (SPD). Er selbst ist von der Umgestaltung des beliebten Ausflugsziels im Bochumer Osten überzeugt – und möchte aufklären, warum das, was am „Ümmi“ passiert, aus seiner Sicht wichtig und richtig ist.

Ümminger See zubetoniert? Was hinter dem Umbau steckt

Auch in Leserbriefen äußern sich einige Bochumer in der WAZ immer wieder kritisch zum Umbau am Ümminger See. Das Ganze sei eine „große, die Umwelt belastende Veränderung“, heißt es da. Und das hier um das eigentliche Problem – den See – herumgebaut werde. Auch ist die Rede von „massiven ökologischen Schäden“ durch die Maßnahmen, für die „Millionen in den See“ gesetzt wurden.

Will mit Erklärungen für Akzeptanz der Baumaßnahme am Ümminger See in Bochum werben: Bezirksbürgermeister Dirk Meyer (SPD.
Will mit Erklärungen für Akzeptanz der Baumaßnahme am Ümminger See in Bochum werben: Bezirksbürgermeister Dirk Meyer (SPD. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

„Jeder darf eine eigene Meinung haben und den Umbau am Ümminger See doof finden“, sagt Meyer. Unmutsäußerungen wie diese hätten ihm aber „deutlich gemacht, dass die doch sehr umfangreichen und komplexen Maßnahmen zwischen den Harpener Teichen und dem Ümminger See noch einmal etwas detaillierter als bisher im Gesamtzusammenhang dargestellt werden müssen“. Mit diesen würden drei Ziele verfolgt: Erstens die Verbesserung des Überflutungsschutzes durch Regenrückhaltung bei Starkregen, zweitens die Renaturierung des Harpener Bachs (nicht des Ümminger Sees) und drittens die Erneuerung der in die Jahre gekommenen Infrastruktur am Ümminger See.

Seit Jahrzehnten fließe im Harpener Bach (südlich der Harpener Teiche) Mischwasser, bestehend aus Regenwasser und Grubenwasser der Zeche Robert Müser, in den Ümminger See, erklärt Meyer. Das Mischungsverhältnis liege im Jahresmittel bei ca. 85 Prozent Grubenwasser zu ca. 15 Prozent Regenwasser. „Seit Oktober 2000 gibt es eine Wasserrahmenrichtlinie der EU, die das Ziel verfolgt, die Oberflächengewässer in einen ,guten Zustand’ zu bringen.“ Das Grubenwasser von Robert Müser habe einen hohen Chlorid-Anteil. „Um den Harpener Bach in einen guten ökologischen Zustand zu versetzen, wird eine neue Grubenwasserleitung gebaut. Mit dieser Maßnahme wird die chemische Belastung durch das Grubenwasser beseitigt.“

Von daher bestehe die Notwendigkeit, zwei voneinander getrennte Wassersysteme von der Werner Straße (nördlich der Harpener Teiche) bis zur Ruhr zu führen. „Dort wird das Grubenwasser wieder zusammen mit dem Regenwasser eingeleitet, da im Bereich der Ruhr durch die größere Wassermenge eine höhere Verdünnung erreicht wird, die sich nicht negativ auf die Wasserqualität der Ruhr auswirkt.“

Der Ümminger See in Bochum aus der Vogelperspektive. Sehr gut ist zu erkennen, wie aufwendig das Nordufer umgebaut wird.
Der Ümminger See in Bochum aus der Vogelperspektive. Sehr gut ist zu erkennen, wie aufwendig das Nordufer umgebaut wird. © Stadt Bochum | Lutz Leitmann

Der Harpener Bach wird an der Westseite des Sees (Suntums Hof) vorbeigeführt, das Grubenwasser weiter in den See eingeleitet. Warum das nicht anders herum gemacht wird, hat laut Meyer zwei Gründe: „Für den guten ökologischen Zustand des Bachs ist es wichtig, dass das Fließgewässer nicht in ein stehendes Gewässer eingeleitet wird. Des Weiteren führt der Harpener Bach, insbesondere in regenarmen Zeiten, nicht genügend Wasser, um den Ümminger See zu speisen. Es wäre ein zeitweises Austrocknen des Sees sehr wahrscheinlich.“ Heißt: Ohne das Grubenwasser gäbe es den Ümminger See (und auch die Harpener Teiche) gar nicht.

Es komme hinzu, dass im Bereich des heutigen Ümminger Sees ursprünglich ein Setzbecken der Großschachtanlage Robert Müser verortet war. Der Boden des Sees ist seither in unterschiedlichen Tiefen mit Rückständen aus der Zeit des Kohleabbaus belastet. „Um es deutlich zu sagen: Der Ümminger See war niemals ein ökologisch hochwertiges Gewässer und wird es aus den vorgenannten Gründen auch niemals sein können. In den letzten Jahrzehnten haben sich dort aber trotzdem Pflanzen- und Tierarten angesiedelt, die mit der Zusammensetzung des Wassers durchaus zurechtkommen.“

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Meyer wirbt auch für eine Akzeptanz der Betonwerke am Nordufer: Hier seien unterirdisch sogenannte Wasserweichen und -speicher gebaut worden. „Diese dienen der Regenrückhaltung bei Starkregen und, ab einer gewissen Menge Regenwasser, auch der kurzfristigen Ableitung aus dem (renaturierten) Harpener Bach in den Ümminger See.“ Also nur im Falle von Starkregenereignissen könne es kurzfristig zu einer Mischung von Gruben- und Regenwasser in den Harpener Teichen und im Ümminger See kommen.

Über den unterirdischen Betonbauwerken werde nun eine Promenade angelegt. „Es wird nicht etwa zusätzlich Fläche versiegelt, um es ,nur’ schön dort zu machen. Am See wurde sogar großflächig entsiegelt, wenn man den ursprünglich gepflasterten Bereich auf der Ostseite des Sees berücksichtigt.“ Dieses Plateau wurde schon vor drei Jahren komplett zurückgebaut und eine weitere Schutzinsel angelegt.

Neun-Millionen-Euro-Maßnahme

Im Dezember 2023 will die Stadt mit der Uferpromenade am Ümminger See fertig sein. Die Fertigstellung des neuen Bachlaufs für den Harpener Bach auf der Westseite des Sees (Suntums Hof) wird erst im Laufe des nächsten Jahres erfolgen.

Alles mit eingerechnet – also Kanalbau, Gewässerbau und Uferpromenade – kostet die Baumaßnahme rund neun Millionen Euro.