Bochum-Ost. Seit Monaten arbeitet die Stadt Bochum daran, den Harpener Bach vom Grubenwasser zu befreien. Wie aufwendig das ist, bekommt kaum jemand mit.
Seit vielen Monaten arbeitet die Stadt Bochum daran, den Harpener Bach zwischen Harpener Teichen und Ümminger See so umzulegen, dass er künftig nur noch sauberes Wasser führt. Dafür muss das Grubenwasser abgekoppelt und über eine eigene Leitung gelenkt werden. Wie aufwendig das ist, bekommt kaum jemand mit. Die WAZ bietet spannende Einblicke in die mitunter spektakuläre Baumaßnahme.
Bochum: „Unter Tage“ wird für einen sauberen Bach gearbeitet
Nein, das sei wirklich kein gewöhnliches Projekt, sagt Marko Siekmann vom Tiefbauamt. Dort ist er als Abteilungsleiter für Gewässer und Entwässerung für die Renaturierung des Harpener Baches verantwortlich. „Die Planung war schon schwierig“, so Siekmann. „Und die Arbeiten vor Ort sind zum Teil echte Maloche.“ Die Arbeiter müssen mitunter arbeiten wie damals unter Tage.
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Zwischen Harpener Teichen und Ümminger See liegen zwei Tunnel, durch die der Harpener Bach fließt. „Diese mussten wir erstmal von den Ablagerungen befreien, die das Grubenwasser hinterlassen hat“, erklärt Marko Siekmann. Denn dieses habe eine hohe Chloridbelastung, also einen hohen Salzgehalt. „Die verkrusteten Salze mussten wir aus Bachbett und Durchlässen entfernen, denn sie sind ja ein Fließhindernis.“
Keine leichte Arbeit, speziell in den Tunneln, in denen man nicht überall aufrecht stehen kann. Mit Grubenlampe auf dem Kopf und dem Presslufthammer in den Händen gingen die Arbeiter zu Werke. Die gelockerten Ablagerungen wurden mit einer elektrobetriebenen Schubkarre nach draußen befördert. „So entstehen dort keine Abgase“, erklärt Alfons Große-Bley, der im Tiefbauamt Sachgebietsleiter für den Kanalneubau ist.
Harpener Bach in Bochum: 550 Tonnen Ablagerungen wurden entfernt
Bei den Arbeiten kommt ganz schon was zusammen. „Aus dem großen, 500 Meter langen Durchlass haben wir 500 Tonnen an Ablagerungen rausgeholt“, berichtet Große-Bley. „Aus dem kleineren, 130 Meter langen Tunnel waren es 50 Tonnen.“ Salze sollen sich hier nun nie wieder absetzen können, denn künftig wird der Bach vom Grubenwasser befreit sein.
Dieses Grubenwasser wird von der Ruhrkohle AG aus der Tiefe der früheren Zeche Robert Müser seit Jahrzehnten in die Harpener Teiche gepumpt, von wo aus es über den Harpener Bach in den Ümminger See gelangt. „Eine Ewigkeitslast“, sagt Marko Siekmann. Und daran werde sich auch nichts ändern, denn das Grubenwasser müsse abgepumpt werden, damit es nicht ansteigt und sich mit dem Grundwasser vermischt.
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Harpener Teiche und Ümminger See werden also auch weiterhin mit dem Grubenwasser gespeist. „Das geht auch nicht anders, denn ohne würde es die beiden Gewässer nicht geben“, erklärt Siekmann. Der Harpener Bach führe dafür zu wenig Wasser. Und künftig wird er ja ohnehin um die Gewässer herum geführt. In diese fließe dann nur noch Gruben- und Regenwasser.
„Das schreiben die Wasserrahmenschutzrichtlinien, die wir erfüllen wollen, so vor“, klärt Marko Siekmann auf. Fließgewässer wie den Harpener Bach gilt es demzufolge zu renaturieren. Stehende Gewässer wie Ümminger See und Harpener Teiche seien davon ausgenommen.
Die separate Grubenwasserleitung zwischen Harpener Teichen und Ümminger See ist inzwischen fast vollständig hergestellt. Nur die Anschlüsse sind noch nicht fertig. Etwa in den beiden Tunneln, wo Leitung und Bach gemeinsam durchführen. Und an den Harpener Teichen bzw. am Ümminger See. Über Wasserweichen wird das Grubenwasser in die eigene Rohrleitung gelenkt. Sowohl an der Harpener Teichen als auch weiter unten am Ümminger See, wo Grubenwasser und Harpener Bach im Ölbach wieder aufeinandertreffen. Die Renaturierung des Ölbachs, der in die Ruhr fließt, findet zu einem späteren Zeitpunkt statt.
Bau der Ufer-Promenade startet bald
Die Harpener Teiche, Ümminger See und der Harpener Bach werden im Zuge des Förderprojekts „Grüne Infrastruktur“ umstrukturiert. Die Kosten hierfür haben sich auf rund fünf Millionen Euro verdoppelt, weil die Arbeiten für die Ufer-Promenade am Ümminger See deutlich aufwendiger waren als ursprünglich angenommen. Vor allem der aufgrund der industriellen Vorgeschichte instabile Boden machte den Planern zu schaffen.
Nachdem die Sondierungsbohrungen nun abgeschlossen werden konnten, soll es in Kürze mit dem Bau der Ufer-Promenade losgehen. Dazu wird zunächst ein Damm entlang des Uferbereichs angelegt, um das Baufeld trockenzulegen.
Das Land steuert 2,9 Millionen Euro zur Gewässer-Umstrukturierung bei. Für den Rest, immer noch stolze zwei Millionen Euro, muss die Stadt selbst aufkommen.
Ebenso die Umleitung des Harpener Baches auf Höhe der Harpener Teiche. Während die Maßnahme zwischen Harpener Teichen und Ümminger See einschließlich des Baus der Ufer-Promenade und Verlegung des Baches auf die Westseite (Sutums Hof) bis Ende 2023 abgeschlossen sein soll (siehe Info-Box), wird der Bach „weiter oben“ erst in 2024 abgekoppelt.
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Das bedeutet, dass der Harpener Bach nach Inbetriebnahme der Wasserweiche an den Harpener Teichen vorerst nur noch von Regen- und Hochwasser gespeist wird. Und in den heißen Sommermonaten sehr wahrscheinlich zeitweise ganz austrocknet. „Das dürfte aber nur für ein Jahr der Fall sein, bis die Umleitung des Baches auf Höhe der Harpener Teiche vollzogen ist“, verspricht Marko Siekmann. Vermutlich wird dies geschehen, indem man innerhalb des Gewässers einen Damm baut. „Sonst müssten wir zu viel roden.“
Spektakulär: Harpener Bach wurde durch Rohre über eine Straße umgeleitet
Übrigens: Wer sich über die seltsame Rohrkonstruktion auf der Kreuzung Werner Hellweg/Industriestraße an der Zufahrt zur A 43 in Laer/Werne gewundert hat: Auch diese gehört zum Projekt „Renaturierung Harpener Bach“. „Über sie haben wir den Bach über die Straße und hinterher wieder in den Bachlauf gepumpt“, erklärt Alfons Große-Bley. „Die Arbeiten in den Durchlässen wären sonst nicht möglich gewesen. Wir sind aber jetzt soweit fertig, dass die Rohre Ende kommender Woche wieder entfernt werden können.“ 500.000 Liter seien durch diese pro Stunde gepumpt worden.