Bochum. Schon als Zwölfjähriger stand Jakob Schmidt in Bochum auf der Bühne und machte danach steile Karriere. Jetzt kehrt er zurück ans Schauspielhaus.

Als der Regisseur Roger Vontobel vor über zehn Jahren die „Nibelungen“ ins Schauspielhaus Bochum brachte, war das Publikum mächtig hingerissen. Satte fünf Stunden dauerte der Theater-Brocken. Es gab wuchtige Bilder, starke Schauspieler – und mitten über die Bühne lief ein blonder Junge, der als Kinderdarsteller einigen Eindruck machte.

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Als Kinderdarsteller sorgte Jakob Schmidt in Bochum für Aufsehen

Fast dasselbe Bild bot sich zwei Jahre zuvor im Prinz-Regent-Theater. Die frühere Leiterin Sibylle Broll-Pape zeigte die „Buddenbrooks“ nach Thomas Mann als edles Sittengemälde – und als kleiner Hanno über die Bühne lief ein blonder Bub, der den Zuschauern direkt sympathisch war. Sein Name: Jakob Schmidt, damals zwölf Jahre alt.

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Da hatte es schon einen gewissen Witz, als das Schauspielhaus jetzt die Namen der neuen Ensemblemitglieder bekanntgab. Unter ihnen: Jakob Schmidt, mittlerweile 25 Jahre alt. Nach Stationen in Berlin, Potsdam und einem bemerkenswerten Auftritt im Oscar-gekrönten Kriegsfilm „Im Westen nichts Neues“ wird er ab dieser Spielzeit an genau jene Bühne zurückkehren, auf der er einst sein Herz fürs Theaterspiel entdeckte. „Absolut verrückt“, strahlt er. „Ich kann es noch gar nicht glauben.“

Jakob Schmidt heute: Der 25-jährige Schauspieler freut sich total, aus Berlin zurück zu seiner Familie nach Bochum-Weitmar ziehen zu können. Im Café Ferdinand ist er besonders gern.
Jakob Schmidt heute: Der 25-jährige Schauspieler freut sich total, aus Berlin zurück zu seiner Familie nach Bochum-Weitmar ziehen zu können. Im Café Ferdinand ist er besonders gern. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Jakob Schmidt wuchs mit fünf Geschwistern in Weitmar auf und besuchte die Heinrich-Böll-Gesamtschule, wo er auch Abitur machte. In der fünften Klasse bemerkte er, welch großen Spaß es ihm machte, Gedichte vorzutragen: „Da habe ich gedacht, ich probiere es mal mit Theater.“ Erste Kontakte gab es zum Prinz-Regent-Theater, wo ein Kinderdarsteller für die „Buddenbrooks“ gesucht wurde. „Die Premiere vergesse ich nie“, erzählt er. Freunde, Verwandte und Schulkameraden waren da – und Jakob hatte endgültig Blut geleckt.

„Plötzlich sitzt man neben dem gefeierten Hauptdarsteller in der Kantine. Ich habe mich da total wohlgefühlt.“

Jakob Schmidt entdeckte früh die Theaterwelt

Über Stephan Ullrich, einen der Darsteller aus den „Buddenbrooks“, kam er ans Schauspielhaus: „Mit gefiel die ganze Theaterwelt“, sagt er. „Plötzlich sitzt man neben dem gefeierten Hauptdarsteller in der Kantine. Ich habe mich da total wohlgefühlt.“

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In „König Richard der Dritte“ hatte er 2012 seine erste Rolle als Prinz Eduard. An die „Nibelungen“ denkt er besonders gern: „Ich hatte während des fünfstündigen Abends zwei Auftritte: ganz am Anfang und ganz am Ende“, sagt er. „Dazwischen habe ich für die Schule gelernt.“ Seine Mutter habe ihn bei allem unterstützt und fuhr mit ihm auch zum Casting fürs Musical „Ich war noch niemals in New York“ in Oberhausen, wo er direkt genommen wurde. „Da habe ich auf der Bühne solo ‚Mit 66 Jahren‘ gesungen. Seither liebe ich Udo Jürgens.“

In „König Richard der Dritte“ hatte Jakob Schmidt (dritter von links) 2012 eine kleine Rolle im Schauspielhaus Bochum: Er spielte Prinz Eduard.
In „König Richard der Dritte“ hatte Jakob Schmidt (dritter von links) 2012 eine kleine Rolle im Schauspielhaus Bochum: Er spielte Prinz Eduard. © Schauspielhaus Bochum | Arno Declair

Statt eine Lehre als Bankkaufmann zu machen, bewarb sich Jakob nach dem Abitur an mehreren Schauspielschulen und wurde an der renommierten Ernst-Busch-Schule in Berlin schließlich genommen, wo ihm beim Sprechtraining erstmal sein Ruhrpott-Dialekt ausgetrieben wurde. Danach wechselte er in sein erstes Festengagement ans Hans-Otto-Theater in Potsdam, wo er ein Jahr blieb, ehe plötzlich die Chance bestand, zurück nach Bochum zu kommen.

Dreharbeiten im Schützengraben

Nebenbei spielte Jakob Schmidt seine ersten Rollen im Film: etwa in der dritten und vierten Staffel von „Babylon Berlin“ neben Martin Wuttke und in „Im Westen nichts Neues“, wo er direkt in der erschütternden Eröffnungsszene durch einen Schützengraben im Ersten Weltkrieg lief. „Die Dreharbeiten in Prag waren krass“, sagt er. „Wir saßen tagelang im Matsch und haben die Szene 17-mal wiederholt.“ Im vergangenen Jahr bekam der Film vier Oscars.

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Auf seine erste Rolle nach der Rückkehr ans Schauspielhaus freut er sich sehr: Er spielt Nils Holgersson im diesjährigen Weihnachtsstück. Auch in „Meine geniale Freundin“ in der Regie von Johan Simons wird er dabei sein. „Für mich ist es, als würde ich nach Hause kommen.“

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