Bochum. Für „Im Westen nichts Neues“ war Stefan Korte für den größten Filmpreis der Welt nominiert. Hier erzählt er von seiner Reise nach Hollywood.
Sagenhafte vier Oscars bekam das Antikriegsdrama „Im Westen nichts Neues“ bei der Preisverleihung vor einer Woche in Los Angeles – mehr als jede deutsche Filmproduktion zuvor. Was nicht jeder weiß: Bei der Gala in Hollywood mit dabei war ein echter Bochumer Junge.
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Stefan Korte aus Bochum hoffte in Los Angeles auf einen Oscar
Der Tonmeister Stefan Korte, der seit vielen Jahren in Stiepel lebt, war gemeinsam mit vier weiteren Kollegen für den „besten Ton“ nominiert und musste sich am Ende nur knapp dem Kino-Überflieger „Top Gun: Maverick“ geschlagen geben. Die WAZ erreichte den 56-Jährigen bei einem Ausflug in den Joshua-Tree-Nationalpark: Unvergessliche Tage liegen hinter ihm.
Herzlichen Glückwunsch zu vier Oscars! Damit hat wohl niemand gerechnet.
Stefan Korte: Danke, wir sind auch total happy. Die letzten Tage waren eine einzige Feier. Vor allem freut es uns für den Film, der wirklich jede Aufmerksamkeit verdient hat. Für die deutsche Filmbranche ist das ein historischer Triumph.
In seiner Freizeit spielt er Trompete im Posaunenchor
Als Mischtonmeister kümmert sich Stefan Korte um das Gestalten und Ausbalancieren des Klangbildes bei einem Film. Dies geschieht nicht während der Dreharbeiten, sondern immer danach in der Postproduktion in einem Studio.
Korte war bereits für erfolgreiche Filme wie „Lammbock“, „Rush“ und „Er ist wieder da“ als Tonmeister tätig. Mit seiner Frau lebt er in Stiepel. In seiner Freizeit spielt er Trompete in den Posaunenchören Haar und Stiepel Dorf.
Bei einer Oscar-Verleihung leibhaftig dabei waren nur die wenigsten von uns. Wie muss man sich den großen Zirkus vorstellen?
Die Preisverleihung findet seit einigen Jahren im Dolby Theatre statt, das ist ein riesiger Saal, der auch als Kino- und Konzertsaal benutzt wird. Der Streaming-Dienst Netflix, der unseren Film auch produziert hat, kümmerte sich um alles: von den Flügen über das Fünf-Sterne-Hotel bis zu den riesigen Limousinen, die uns von einem Empfang zum nächsten brachten. Schon die ganze Woche vor der Verleihung war mit diversen Veranstaltungen komplett durchgeplant.
Aufregende Stunden auf dem roten Teppich
Und dann ging’s am Sonntagabend auf den berühmten roten Teppich?
Das war wirklich aufregend. Wir standen erst in einem Wartebereich vor dem Teppich, alle waren total schick angezogen, jeder musste einen negativen Corona-Test als QR-Code vorzeigen. Nach und nach wurden wir dann auf den champagnerfarbenen Teppich gelassen. Dort herrschte eine ausgelassene Stimmung. Man läuft ganz langsam dort entlang und wird von locker 200 bis 300 Journalisten angebrüllt. Welch eine Welle der Sympathie einem dort entgegenschlug, obwohl uns kaum einer kannte, werde ich nie vergessen. Locker eineinhalb Stunden sind wir allein über den Teppich flaniert und haben mehrere Interviews gegeben.
Wen trifft man dort alles?
Reihenweise Megastars wie Steven Spielberg, Harrison Ford, Jamie Lee Curtis und Colin Farrell. Das herzliche und freundschaftliche Miteinander hätte ich nicht erwartet.
Edle Abendgarderobe ist bestimmt Pflicht, oder?
Unbedingt! Die Herren brauchen Smoking, Fliege und Lackschuhe. Da war ich vorher extra noch in Düsseldorf auf der „Kö“ zum Shoppen. Echte Stars bekommen so etwas von den Modefirmen gestellt, das ist der Unterschied.
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Die Dankesrede schon in der Tasche
Wie groß war die Enttäuschung, als doch „Top Gun: Maverick“ das Rennen machte?
Gar nicht groß. Das war uns eigentlich vorher schon klar. Trotzdem hatten meine Kollegen Lars Ginzel, Frank Kruse, Markus Stemmler, Viktor Praśíl und ich die Dankesreden sicherheitshalber in der Tasche. Die Show wird in 200 Länder übertragen, da will man nicht unvorbereitet auf der Bühne stehen. Aber niemand von uns hatte hinterher das Gefühl, wirklich „verloren“ zu haben. Allein die Nominierung ist schon ein Sieg, die wird für immer bleiben.
„Im Westen nichts Neues“ läuft als Stream bei Netflix und auch im Kino. Wozu würden Sie raten?
Wenn man die Chance hat, sollte man sich den Film unbedingt auch im Kino ansehen. Das Erlebnis dort ist einfach ein ganz anderes als zu Hause auf dem Fernsehschirm. Außerdem hat Netflix mit dem Film erneut bewiesen, dass sie auch gutes Kino machen können.