Bochum. Das Aus für eine Schule in Bochum scheint besiegelt, diese Woche entscheidet der Stadtrat. Schüler und Lehrer setzen davor ein Zeichen.

„Ich habe das Gefühl, dass man der Rupert-Neudeck-Schule keine Chance geben will“, sagt Schulleiterin Birgit Müller. Am 10. Oktober soll der Rat der Stadt Bochum beschließen, dass die Sekundarschule im Südwesten wegen sinkender Schülerzahlen geschlossen werden soll, sobald in Wattenscheid eine neue Gesamtschule gebaut ist. Sie macht deutlich: „Ich sehe die Rupert-Neudeck-Schule weiterhin als gute Alternative zum Gymnasium, was sonst im Stadtteil alleine dasteht.“

Wenige Tage vor der entscheidenden Ratssitzung hat die Schulgemeinschaft ein Zeichen gesetzt: Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte versammelten sich nach der ersten Pause auf dem Schulhof, bildeten den Ausspruch „RNS bleibt!“ Zwei Oberstufenschüler machten mit einer Drohne ein Foto aus der Vogelperspektive.

Mit drei fünften Klassen ist die Sekundarschule ins Schuljahr 2024/25 gestartet. „Ich sehe eine Tendenz nach oben“, so Schulleiterin Müller. Deswegen gehe es an ihrer Schule weiter wie bisher – auch wenn der Rat sich für die Schließung ausspricht, womit die Schulleiterin rechnet. „Das Auslaufen der Schule beginnt erst, wenn die Gesamtschule in Wattenscheid an den Start geht.“ Doch die müsse erst einmal gebaut werden. „Das bedeutet für uns viele Jahre, die wir hier weiterarbeiten können und wollen.“ Die Schule sei gut aufgestellt, mit einer vollständigen Schulleitung, vielen neuen Lehrkräften und Ideen.

Die Rupert-Neudeck-Schule in Bochum soll schließen, darüber soll am Donnerstag, 10. Oktober, der Rat entscheiden. Dazu äußert sich Schulleiterin Birgit Müller, die deutlich macht: Bis es zur Schließung kommt, wird es noch einige Zeit dauern.
Die Rupert-Neudeck-Schule in Bochum soll schließen, darüber soll am Donnerstag, 10. Oktober, der Rat entscheiden. Dazu äußert sich Schulleiterin Birgit Müller, die deutlich macht: Bis es zur Schließung kommt, wird es noch einige Zeit dauern. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener / Svenja Hanusch

Rupert-Neudeck-Schule in Bochum vor dem Aus: Eltern entsetzt

Bei den Eltern der Rupert-Neudeck-Schule sorgen die Pläne ebenfalls für Unverständnis. „Dies hat nichts mit einer vernünftigen Schulentwicklungsplanung zu tun“, kritisiert Andreas Wotenick, Schulpflegschaftsvorsitzender. Das sorge für längere Schulwege, weil nicht jedes Kind aus dem Bezirk Südwest künftig ein Gymnasium besuchen wird. Zudem seien Schulen mit mehr als 1000 Schülerinnen und Schülern nicht für jedes Kind geeignet. „Es bleibt also zu hoffen, dass bei den Entscheidungsträgern (...) sich doch noch die Vernunft durchsetzt“, so Wotenick.

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Birgit Müller ist seit etwa einem Jahr Leiterin der Rupert-Neudeck-Schule in Bochum. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

In der Ratssitzung am 10. Oktober wird aber nicht nur entschieden, wie es für die Rupert-Neudeck-Schule weitergeht. Auch für andere Schulen sieht die Planung größere oder kleinere Änderungen vor: Die Räume der Rupert-Neudeck- soll künftig das benachbarte Theodor-Körner-Gymnasium nutzen, die dauerhaft fünf Klassen pro Jahrgangsstufe haben soll. Das sei allerdings schon jetzt Alltag. Bereits die vergangenen drei Jahrgänge sind fünfzügig gestartet. „So sind wir in der Organisation und der breiten schulischen Gestaltung unseres Schullebens, das die Kinder individuell im Blick hat, bereits erprobt“, so Leiterin Sabine Panitzek. Perspektivisch werde die Schule größer. Doch: „Aufgrund der Überlassung von Räumen im Schulzentrum durch die Rupert-Neudeck-Schule besteht aktuell kein Platzproblem“, sagt Panitzek.

Schulplanung an anderer Stelle in Bochum: „Die Schulgemeinde ist sehr glücklich darüber“

Auch andere Gymnasien sollen künftig mehr Platz bekommen: „Die Schulgemeinde des Graf-Engelbert-Gymnasiums ist sehr glücklich darüber, dass unsere Schule ein zusätzliches Gebäude auf unserem Grundstück erhalten soll“, erklärt Leiterin Elke Arnscheidt. Eigentlich war geplant, ein leerstehendes Schulgebäude an der Querenburger Straße zu sanieren, um dort Räume für das Neue Gymnasium, die Schiller- und Graf-Engelbert-Schule einzurichten. Das hätte „für massive Verschlechterungen aller Schulbeteiligten gesorgt und für unsere Schule einen erheblichen Standortnachteil bedeutet“, so Arnscheid.

Elke Arnscheidt, hier fotografiert im November 2020, ist Leiterin des Graf-Engelbert-Gymnasiums in Bochum.
Elke Arnscheidt, hier fotografiert im November 2020, ist Leiterin des Graf-Engelbert-Gymnasiums in Bochum. © FUNKE Foto Services | MATTHIAS GRABEN

Das nun geplant Gebäude müsse sich das Gymnasium jedoch auch mit der benachbarten Schiller-Schule teilen. Das sei aus Solidarität selbstverständlich. Aber: „Natürlich wäre es für beide Schulen sehr viel besser, wenn für beide ein eigenes Gebäude entstehen könnte“, so Arnscheidt.

Zusätzliches Gebäude für Hans-Böckler-Realschule und Neues Gymnasium in Bochum

Das ehemalige Schulgebäude an der Querenburger Straße soll trotzdem saniert werden, nutzen können es künftig das Neue Gymnasium und die benachbarte Hans-Böckler-Realschule. „Als Schulleiter sehe ich für das Neue Gymnasium Bochum (...) eine große Chance, die Profilierung unserer Europa-Schule durch die anwachsenden personellen und räumlichen Ressourcen weiter auszubauen“, erklärt Schulleiter Oliver Bauer.

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Auch Daniel Norkowski, seit etwa einem halben Jahr Leiter der Hans-Böckler-Realschule, zeigt sich positiv gestimmt zu den neuen Plänen, die noch in der Schulkonferenz besprochen würden. „Die hohen Anmeldezahlen zeigen, dass die Hans-Böckler-Schule sehr gefragt ist“, erklärt Norkowski. Für dieses Schuljahr wurde bereits eine Mehrklasse gebildet, es sei eine logische Konsequenz, dauerhaft vierzügig zu werden, wofür mehr Platz notwendig ist. „Ohne zusätzliche Räume wäre das nicht möglich.“

Der sogenannte Kubus an der Querenburger Straße soll saniert werden und dann Platz für das Neue Gymnasium und die Hans-Böckler-Realschule in Bochum bieten.
Der sogenannte Kubus an der Querenburger Straße soll saniert werden und dann Platz für das Neue Gymnasium und die Hans-Böckler-Realschule in Bochum bieten. © FUNKE Foto Services | Hans Blossey www.luftbild-blossey.de

Bochumer Nelson-Mandela-Sekundarschule soll zur Gesamtschule werden

Aus der Nelson-Mandela-Schule soll zukünftig eine Gesamtschule werden, die sich dauerhaft im ehemaligen Gebäude an der Unterstraße in Langendreer befinden soll. Im Beschluss der Schulkonferenz aus dem Monat April, der im Ratsinformationssystem veröffentlicht wurde, ist dazu zu lesen, dass die Schule keine Einwände gegen die Pläne hat. Die Schule hat sich in der Vergangenheit allerdings gewünscht, eine kleine Gesamtschule zu werden, mit vier, maximal fünf Zügen. In der Beschlussvorlage der Stadt ist hingegen von einer sechszügigen Sekundarschule die Rede.

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Die Schulkonferenz der Willy-Brandt-Gesamtschule (WBG) in Werne, die sich wie die Nelson-Mandela-Schule im Bochumer Osten befindet, hatte vor den Ferien Bedenken zu den aktuellen Plänen geäußert. Die Sorge: Durch die Nähe der beiden Schulen könnten es zu wenig Schülerinnen und Schüler für Oberstufen an beiden Schulen geben. „Die WBG ist eine Stadtteilschule, deren Einzugsbereich aufgrund der Verkehrsanbindung relativ begrenzt ist“, heißt es unter anderem.