Bochum. Mit dem Wechsel zu G 9 wird es eng an zwei beliebten Gymnasien in Bochum. Die große Befürchtung: Es können weniger Kinder aufgenommen werden.

Seit 2017 ist klar: Die Gymnasien in Bochum kehren wieder zurück zu G 9, Schülerinnen und Schüler machen ihr Abitur nach 13 statt nach zwölf Jahren Schule. 2026 sitzt erstmals wieder eine ganze Jahrgangsstufe mehr in den Gebäuden. Weil mittlerweile Räume anders genutzt werden, wird es eng.

„Für die beiden Gymnasien Graf-Engelbert und Schiller gibt es konkrete Pläne, um den Mehrbedarf von G 8 zu G 9 umsetzen zu können“, erklärt Peter van Dyk, Sprecher der Stadt Bochum, auf Anfrage unserer Redaktion. Da beide Schulen allerdings bis zum Jahr 2011 bereits G 9-Gymnasien waren und sich die Schülerzahl im Vergleich zu damals nicht erhöhen wird, seien dafür keine großen Baumaßnahmen erforderlich.

Steigende Schülerzahlen an Gymnasien in Bochum – aber es gibt zu wenig Räume

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Das sehen die beiden Schulleitungen anders: Nur weil Graf-Engelbert- und Schiller-Schule zuvor ein G 9-Gymnasium waren, heiße das nicht, dass es ausreichend Platz gibt: „Wir haben zum Beispiel durch den Einbau der Mensa zwei Klassenräume verloren“, sagt Elke Arnscheidt, Leiterin der Graf-Engelbert-Schule.

Außerdem gebe es heute mehr Schülerinnen und Schüler an den Gymnasien als noch vor einigen Jahren. „Zum Beispiel durch die Flüchtlingskrisen, höhere Übergangsquote zum Gymnasium und damit auch mehr Schülerinnen und Schüler in der Oberstufe“, erläutert Eike Völker, stellvertretender Leiter der Schiller-Schule.

Eike Völker (links), stellvertretender Schulleiter der Schiller-Schule und Elke Arnscheidt, Schulleiterin der Graf-Engelbert-Schule, wünschen sich weitere Klassenräume, um der steigenden Zahl an Schülerinnen und Schülern aufgrund von G 9 gerecht zu werden. Auch am Neuen Gymnasium, das von Oliver Bauer (rechts) geleitet wird, wird es ab 2026 zu eng, hier ist aber bereits ein Erweiterungsbau geplant.
Eike Völker (links), stellvertretender Schulleiter der Schiller-Schule und Elke Arnscheidt, Schulleiterin der Graf-Engelbert-Schule, wünschen sich weitere Klassenräume, um der steigenden Zahl an Schülerinnen und Schülern aufgrund von G 9 gerecht zu werden. Auch am Neuen Gymnasium, das von Oliver Bauer (rechts) geleitet wird, wird es ab 2026 zu eng, hier ist aber bereits ein Erweiterungsbau geplant. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Die Anforderungen der Schule hätten sich gewandelt, sodass der Raumbedarf bei gleicher Anzahl von Schülerinnen und Schülern gewachsen sei: Mittlerweile werden deutlich mehr Büroräume benötigt, zum Beispiel für Koordinatoren in den Bereichen Erprobungs-, Mittel- und Oberstufe oder auch die Berufsberatung. „Schule hat sich in den vergangenen Jahren verändert“, so Arnscheidt.

Schon jetzt gibt es zu wenig Platz in den Turnhallen

Ein Ziel von G 9 ist es, den Nachmittagsunterricht zu reduzieren. „Das heißt, wir müssen auch mehr Sportunterricht im Vormittagsbereich anbieten, wodurch es zusätzlich weniger Flexibilität im Stundenplan gibt“, erklärt Eike Völker, stellvertretender Leiter der Schiller-Schule.

Das Problem: Schon aktuell gibt es zu wenig Turnhallen. Ein Gutachten habe gezeigt, dass es schon jetzt einen Mehrbedarf bei den Sporthallenflächen in Bochum zu decken sei. „Im Augenblick beschäftigt sich eine Arbeitsgruppe damit, wie die Empfehlungen aus dem Gutachten am besten umgesetzt werden können“, so Peter van Dyk, Sprecher der Stadt Bochum.

Ein Beispiel ist auch, dass mehr und mehr Schülerinnen und Schüler Religion abwählen und stattdessen praktische Philosophie belegen – es werden also mehr Räume zur selben Zeit benötigt, um beide Fächer zu unterrichten. Hinzu kommen Wahlpflichtbereiche und eine beengte Sporthallensituation (s. Infobox). All das müsse im Stundenplan berücksichtigt werden.

So fehle es schon jetzt an Raum – richtig eng wird es zum Schuljahr 2026/27. Da gibt es erstmals wieder einen 13. Jahrgang an den Gymnasien in Bochum – auf einen Schlag sitzen in jeder der vierzügigen Gymnasien Schiller und Graf Engelbert etwa 120 Schülerinnen und Schüler mehr. „2026 müssen die Räume da sein. Wir haben die Sorge, dass uns die Zeit wegrennt“, sagt Völker.

Stadt Bochum prüft, wie sich Schülerzahlen entwickeln werden

In einer Projektgruppe im Schulausschuss prüfe die Stadt gerade, wie sich sich die Schülerzahlen perspektivisch entwickeln werden. Fest steht, dass es in den kommenden Jahren deutlich mehr Grundschüler gibt, was sich einige Jahre später auf die weiterführenden Schulen auswirkt. Dadurch könnten zusätzliche Maßnahmen erforderlich werden, so van Dyk. Aber: „Bevor über endgültige weitere, aufwändige Baumaßnahmen entschieden wird, werden diese Beratungen abgewartet.“

Auch am Neuen Gymnasium wird es künftig zu eng. Der Unterschied zu den anderen beiden Schulen: Errichtet wurde es erst ab dem Jahr 2010 – damals war noch keine Rede von einer Rückkehr zu G 9. Da die Schule fünfzügig ist, werden mindestens fünf Klassenräume benötigt – sowie weitere Fachräume. Elke Arnscheidt würde sich für die Graf-Engelbert-Schule künftig vier weitere Klassenräume wünschen sowie zwei für die Berufsberatung. Eike Völker spricht von sechs bis acht Räumen für die Schiller-Schule.

Erweiterungsbau am Neuen Gymnasium Bochum

Am Neuen Gymnasium ist ein Erweiterungsbau für 18 Millionen Euro geplant. Wann genau Baustart ist, steht noch nicht fest. Fertig sein sollen die Arbeiten 2026. „Allerdings ist im Augenblick noch nicht klar, ob eine Erweiterung alleine für den Umstieg auf G 9 ausreicht oder ob wegen der sich einer insgesamt verändernden Schüler*innenzahl größer geplant werden muss“, so Stadtsprecher van Dyk.

Die Leiter der drei Gymnasien sind sich einig: Es muss auch künftig genug Plätze an ihren Schulen geben. Dazu müsse es auch die Option geben, bei mehr Anmeldungen einen Jahrgang mehr in einer der Schule anzubieten. „Bisher hatten wir immer einen gewissen Spielraum und eine Variation in der Zügigkeit“, erklärt Bauer. Unter den jetzigen Raumbedingungen sei das künftig aber nicht denkbar.