Bochum. Bald wird entschieden, wo in Bochum neue Schulen öffnen – und ob eine schließen wird. Doch davor müssen noch vier Fragen beantwortet werden.

Es ist nun knapp ein Jahr her, dass diese Nachricht in Bochum die Runde machte: In Bochum soll ein weiteres Gymnasium entstehen, eine Sekundar- wird zur Gesamtschule, die andere komplett geschlossen. Seitdem wurde viel diskutiert, eine Entscheidung steht aber weiterhin aus. Ernst Steinbach (SPD), Vorsitzender des Schulausschusses in Bochum, macht klar: „Zuerst müssen vier offenen Fragen geklärt werden.“

Wie geht es mit den Schulen in Bochum weiter? Frage 1

Da ist zum einen die Frage, wie es im Bezirk Südwest weitergeht. Die Schulentwicklungsplanung, die eine Arbeitsgruppe in den vergangenen Monaten erarbeitet hat, sieht eine Schließung der Rupert-Neudeck-Schule vor. Der Grund: Trotz steigender Schülerzahlen insgesamt ergeben die Prognosen, dass die Zahl der Anmeldungen an Sekundarschulen weiter sinken wird.

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Bevor eine Entscheidung getroffen wird, „würde ich mir gerne die Stellungnahme der Schulgemeinde anschauen“, so der Vorsitzende des Schulausschusses. Und auch die Politik in den Bezirken wolle er dabei mitnehmen. Die Bezirksvertretung Bochum-Südwest setzt sich nahezu geschlossen für den Erhalt der Schule ein, die Sorge: Im Südwesten könnte es dann nur noch ein Gymnasium geben. Wohin dann mit den restlichen Kindern? „Das ist eine Frage, die die Verwaltung klären muss“, so Steinbach.

Wie geht es mit den Schulen in Bochum weiter? Frage 2

Sonst könnte es passieren, dass die meisten Kinder – unabhängig von der Schulformempfehlung – auf das Gymnasium wechseln. „Das würde die Zahl der Abschulungen weiter erhöhen“, so der SPD-Politiker, der damit den zweiten offenen Punkt anspricht. Denn die sei in den vergangenen Jahren enorm angestiegen, immer mehr Kinder müssten nach der sechsten Klasse die Schulform wechseln. „Diese Entwicklung muss in den Prognosen berücksichtigt werden.“

Wie geht es mit den Schulen in Bochum weiter? Frage 3

Die dritte offene Frage lautet: Wie geht es im Bochumer Osten weiter, wenn die Nelson-Mandela-Sekundarschule zur Gesamtschule wird? Von Vorteil sei, dass man keine neue Schule gründen muss, weil es bereits ein bestehendes System gibt. Doch: „Wir müssen schauen, ob es genug Platz gibt.“

Ernst Steinbach (SPD) ist Vorsitzender des Schulausschusses in Bochum.
Ernst Steinbach (SPD) ist Vorsitzender des Schulausschusses in Bochum. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Es gebe die Möglichkeit, den Platz am bisherigen Standort an der Stiftstraße aufzustocken. Falls das nicht geht, sei es auch eine Option, die Gesamtschule am ehemaligen Schulzentrum an der Unterstraße aufzubauen.

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Wie geht es mit den Schulen in Bochum weiter? Frage 4

Bleibt noch die vierte offene Frage: Zieht die Gesamtschule Bochum-Mitte nach Wattenscheid? „Ein großer Teil der Schülerinnen und Schüler kommt aktuell nicht aus deren näherer Umgebung. Hinzu kommt, dass die Maria-Sibylla-Merian-Gesamtschule zuletzt über 100 Kinder abweisen musste. Da müssen neue Schulen hin“, so Steinbach. Allerdings: Ein Standort dafür müsse noch gefunden werden.

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Zwar betont Steinbach (SPD), dass bei der Planung „Gründlichkeit vor Schnelligkeit“ gehe. Allerdings sagt er auch: „Das ist eine Entscheidung, die wir nicht erst im Dezember treffen sollten, sondern im Oktober, damit es Planungssicherheit gibt.“ In einer Beschlussvorlage der Stadt Bochum wird zwar der 5. September als Termin genannt, doch: Bevor die offenen Fragen nicht geklärt sind, sei eine Entscheidung nicht möglich.

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Grüne: Gesamtschule in Wattenscheid habe Priorität

Und was sagen die Vertreter der anderen Parteien? Birte Caspers-Schäfer von den Grünen sagt: „In unserem Koalitionsvertrag steht ziemlich klar, dass wir eine neue Gesamtschule in Wattenscheid wollen“, so die schulpolitische Sprecherin. Das habe Priorität, auch die Umwandlung der Nelson-Mandela-Schule sei ein wichtiger Punkt. „Das Problem ist, wir müssen Schulen erweitern und können relativ wenig bauen.“ Dafür fehle Platz. Caspers-Schäfer will nun die nächste Sitzung des Schulausschusses nach den Sommerferien abwarten.

Die Nelson-Mandela-Schule befindet sich an der Stiftstraße in Bochum-Langendreer.
Die Nelson-Mandela-Schule befindet sich an der Stiftstraße in Bochum-Langendreer. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Sascha Dewender, schulpolitischer Sprecher der CDU, macht deutlich: „Die Planung läuft zu langsam, die Schwerpunkte sind falsch.“ Bochum brauche dringend das elfte Gymnasium. „In der Stadt wird es einen Mehrbedarf von über 100 Klassen geben.“

CDU will Gesamtschule statt Realschule im Bochumer Osten

Wenn man warte, bis in Wattenscheid ein neuer Standort für die Gesamtschule Bochum-Mitte gefunden wird und erst dann ein Gymnasium im ehemaligen Gebäude einrichte, bleibe man weit hinter der Entwicklung der Schülerzahlen zurück. Bochum brauche zeitnah ein weiteres Gymnasium, sonst drohe Unterricht in Containern. Die CDU würde es zudem vorziehen, aus der Nelson-Mandela-Schule eine Realschule zu machen. „Auch dort gibt es einen Mehrbedarf“, so Dewender.

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Die FDP in Bochum tendiert derzeit nicht dazu, der aktuellen Schulentwicklungsplanung zuzustimmen. „Die geplanten Anpassungen entsprechen nicht vollständig unseren Vorstellungen“, so der Fraktionsvorsitzende Felix Haltt. Man setze sich schon länger für eine Stärkung der Realschulen ein, das sei derzeit zu wenig berücksichtigt. Die müsse beispielsweise im Stadtbezirk Südwest geschaffen werden, wenn die dortige Sekundarschule geschlossen wird. „Davon unabhängig ist für uns eine neue Gesamtschule in Wattenscheid bedarfsgerecht“, so Haltt.

Bündnis Deutschland: Auflösung der Schulform Sekundarschule sei unvermeidbar

Von der Fraktion Bündnis Deutschland heißt es auf Anfrage der WAZ: „Die Schließung der Rupert-Neudeck-Schule sehen wir gemischt“, so Christian Krampitz. Zwar sei die Auflösung der Schulform Sekundarschule unvermeidbar, eine Schließung des Schulstandorts lehne die Fraktion aber ab. In dem Bezirk würde eine Realschule benötigt. Auch den Bau einer neuen Gesamtschule begrüßt Bündnis Deutschland. „Über den besten Standort dürfte sicherlich noch zu diskutieren sein“, heißt es.