Bochum. Die Gesamtschule Bochum-Mitte ist jung, 2024 startet der erste Oberstufen-Jahrgang. Bei Anmeldungen ist Luft nach oben. So soll sich das ändern.

Wenn sie Bochumern erklärt, wo sie arbeitet, dann muss Lisa Butz immer mal wieder ausholen. Gesamtschule Bochum-Mitte? „Wenn ich sag‘, die ehemalige Helene-Lange-Realschule, dann hilft das oft“, erzählt die 29-jährige Lehrerin. Sie unterrichtet an Bochums jüngster Gesamtschule: An der Feldsieper Straße, wo über Jahrzehnte die Helene-Lange-Realschule beheimatet war, zog 2015 die „Gemeinschaftsschule Bochum-Mitte“ ein – und die wiederum wurde vor fünf Jahren zur fünften Gesamtschule in der Stadt umgewandelt.

Die Fünftklässler, die im Schuljahr 2018/19 gestartet sind, sind jetzt in der „Zehn“, und einige von ihnen werden im kommenden Sommer die ersten Oberstufenschülerinnen und -schüler der „GeBoMi“ sein. Wer die „Quali“ für die gymnasiale Oberstufe bekommt, kann dann direkt weitermachen. Zahlenmäßig aber werde „das allein nicht ausreichen“, sagt Volker Neuhoff, der stellvertretende Schulleiter. Gemeinsam mit seiner Kollegin Lisa Butz versucht er, auch in den Abschlussklassen von Haupt-, Real- und Sekundarschulen für einen Wechsel an die Gesamtschule Bochum-Mitte zu werben.

Am Standort Feldsieper Straße der Gesamtschule Bochum-Mitte werden die Jahrgänge acht bis zehn unterrichtet – und ab Sommer 2024 auch die gymnasiale Oberstufe.
Am Standort Feldsieper Straße der Gesamtschule Bochum-Mitte werden die Jahrgänge acht bis zehn unterrichtet – und ab Sommer 2024 auch die gymnasiale Oberstufe. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

„Abi-DUO“ an Gesamtschule Bochum-Mitte: Langzeitpraktikum integriert

„Abi-DUO“ hat das Schulteam sein Konzept für die Oberstufe genannt. Kern der Idee: eine ganz „enge Verzahnung von beruflicher Orientierung und gymnasialer Oberstufe“. In dieser Form, sagt Neuhoff, „ist das – soweit wir das eruiert haben – deutschlandweit einmalig“. In die Oberstufenzeit ist ein Langzeitpraktikum integriert, und die Schülerinnen und Schüler werden in Projektkursen aufs Berufsleben vorbereitet. Außerdem kooperiert die Schule mit Unternehmen, Hochschulen, Betrieben. „Wir haben ein Riesennetzwerk“, sagt Neuhoff. Es gehe darum, erklären die beiden Lehrer, auf dem Weg zum Abi auch schon einen „Bezug zur realen Welt“ zu haben.

Wer das Zeug zum Abi mitbringt, soll hier auch richtig Abi machen.
Volker Neuhoff

Zielgruppe seien vor allem junge Leute aus Nicht-Akademiker-Familien. „Diese Kinder sind unsere DNA“, sagt Neuhoff. Aufstieg durch Bildung, dieser Slogan sei vielleicht ein bisschen abgegriffen, aber genau das wollen sie an der Gesamtschule Bochum-Mitte ermöglichen. Sie habe in der Studien- und Berufsorientierung in den jüngeren Jahrgängen die Erfahrung gemacht, dass viele Kinder Arzt oder Rechtsanwalt als Berufswunsch angeben, erzählt Lisa Butz. Dazu reiche es nicht immer. Dass es aber auch Berufe gibt, bei denen man mit Fachabitur in eine ähnliche Richtung gehen kann, das sei vielen nicht bewusst.

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Junge, kleine Schule kann „relativ enges Korsett anbieten“

Viele Realschüler wollten gerne Abitur machen, würden an Gymnasien oder Gesamtschulen aber oftmals nicht angenommen. Und sie stünden vor der Frage: Komm‘ ich da klar? Auch in diesem Punkt biete die noch immer recht junge, kleine Gesamtschule Bochum-Mitte gute Bedingungen: „Wir sehen das als Chance“, sagen Butz und Neuhoff. Das Umfeld sei familiär, die Schüler blieben möglichst lange in einer Art Klassenverband, „wir können ein relativ enges Korsett anbieten“.

„Wer das Zeug zum Abi mitbringt“, sagt Neuhoff, „soll hier auch richtig Abi machen.“ Alle anderen eine Idee davon bekommen, wo sie hinwollen, erste Kontakte zu Firmen knüpfen, schulbegleitend im Praktikum Erfahrungen sammeln. Für die Gesamtschule Bochum-Mitte gehe es auch darum, sich in der hiesigen Schullandschaft zu etablieren, räumt er ein. Schaut man auf die jährlichen Anmeldezahlen, dann gebe es bislang zwei Platzhirsche – Heinrich-Böll- und Erich-Kästner-Schule –, dann die „B-Kategorie“, „und dann kommen wir...“ Nach dem Ende des Forschungsprojekts „Gemeinschaftsschule“ habe es Unsicherheiten gegeben, aber Neuhoff ist überzeugt: „Wir können den Kindern richtig was anbieten!“

Eine Schule, zwei Standorte

Die Gesamtschule Bochum-Mitte ist auf zwei Standorte aufgeteilt: Die Jahrgänge fünf bis sieben werden an der Gahlenschen Straße 204b unterrichtet, die Jahrgänge acht bis zehn sind im Schulgebäude an der Feldsieper Straße 94 untergebracht. Künftig sind es an der Feldsieper Straße sogar die Jahrgänge acht bis 13: Zum Schuljahr 2024/25 starten die ersten „Elfer“ in die gymnasiale Oberstufe.

Bislang ist die Gesamtschule Bochum-Mitte vierzügig, hat also vier Klassen pro Jahrgang. Um den Bedarf an Gesamtschulplätzen zu decken, denkt die Stadtverwaltung darüber nach, sie auf sechs Züge zu erweitern. Dazu müsste aber erst ein Neubau entstehen – wo, ist unklar.

Die Schule stellt ihr „Abi-DUO“-Konzept bei einem Infoabend vor: 23. Januar 2024, 18 Uhr. Weitere Infos auf www.gebomi.de im Internet.