Bochum. Mit ihrer Schulplanung wollte die Stadt Bochum steigenden Schülerzahlen gerecht werden. Doch sie hat sich ordentlich verschätzt. Was nun?
Dass die Zahl der Grundschülerinnen und -schüler in Bochum wächst, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Allerdings zeigt sich nun: Der Anstieg ist deutlich höher als in der bisherigen Planung prognostiziert. Nach den Sommerferien lernen an den Grundschulen in Bochum voraussichtlich 12.800 Kinder, das sind rund 450 mehr als zuletzt erwartet.
Im Dezember 2022 hatte der Rat beschlossen, was eine Arbeitsgruppe zuvor für die Grundschulen in Bochum erarbeitet hatte – mit Blick auf die kommenden fünf Jahre. Basis dafür waren Bevölkerungszahlen vom 31. Dezember 2020. Doch nun, keine anderthalb Jahre später, zeigt sich: Weil sich die Zahlen der Schülerinnen und Schüler so rasant entwickeln, besteht dringender Handlungsbedarf, die Prognose muss aktualisiert werden.
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Zahl der Schülerinnen und Schüler in Bochum wächst – warum?
Aber warum gibt es auf einmal deutlich mehr Schülerinnen und Schüler in den Grundschulen? „Die Abweichung zwischen der Prognose und dem tatsächlichen Ist basiert im Wesentlichen auf Zuzügen. Insbesondere die aktuellen Fluchtbewegungen, z. B. aufgrund des Ukraine-Krieges, der zum Zeitpunkt der Prognoseerstellung noch nicht existierte, beeinflusst den Anstieg“, heißt es aus dem Schulverwaltungsamt.
Die Zahlen sind deutlich: Im laufenden Schuljahr (2022/23) liegt die Zahl der Kinder an Grundschulen in Bochum bei 12.330, fast 300 mehr als in der Planung angenommen. „Die aktuelle Entwicklung übersteigt die Prognosewerte der Schuljahre 2022/2023 und 2023/2024 bereits deutlich“, so das Schulverwaltungsamt. „Es ist davon auszugehen, dass sich dieser Trend auch in den nächsten Schuljahren fortsetzen wird.“
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In einer Beschlussvorlage, über die am Dienstag (9. April) der Schulausschuss abstimmen soll, heißt es deshalb: Aufgrund der schnellen Entwicklung der Zahlen empfehle sich dringend eine Aktualisierung der Prognose.
Für eine neue Prognose fehlen stadtteilscharfe Bevölkerungsdaten
Doch das scheint nicht so einfach. Seit vergangenem Jahr müssen für solche Prognosen eigentlich die Daten aus dem „Bevölkerungsszenario 2035“ verwendet werden. Das allerdings beinhaltet bisher nur Daten für die gesamte Stadt Bochum, nicht aber für einzelne Stadtteile. Genau diese Werte wären für eine aktuelle Prognose für einzelne Grundschulstandorte jedoch notwendig.
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Aufgrund dessen solle die Planungsgruppe rund um den Bildungsforscher Klaus Klemm nun die Aktualisierung der Prognose aufgrund der Bevölkerungsdaten vom 31. Dezember 2023 vornehmen, so die Beschlussvorlage des Schulverwaltungsamtes.
So lief die Schulentwicklungsplanung in Bochum
Um festzulegen, an welcher Grundschule in Bochum Handlungsbedarf besteht, wurden in der Schulentwicklungsplanung erstmals Steckbriefe für jede einzelne Schule erstellt. Diese zeigen, wie viele und wie große Klassen es gibt. Bestandteil des Schulsteckbriefs war auch eine Bewertung anhand eines Ampelsystems.
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Die Ergebnisse damals: An 15 Schulen leuchtete die Ampel rot, es besteht akuter baulicher Handlungsbedarf – sie befinden sich alle in Bochum-Mitte, Wattenscheid sowie im Südwesten. Auch an elf weiteren Schulen muss mittelfristig etwas passieren, sie sind gelb markiert. Ganz gut sieht die Lage hingegen im Bochumer Norden, Osten und Süden aus. An einem Großteil der Schulen „besteht kein baulicher Handlungsbedarf“.
Diese Ergebnisse sollen nun überarbeitet werden, sobald es eine neue Prognose gibt. Insbesondere bei den Grundschulstandorten, die zuvor als gelb bzw. grün eingestuft wurden, sollen dann neu eingeschätzt werden.