Mülheim. Mit der sensationellen Note 0,7 hat Maren May (17) das beste Abitur Mülheims abgelegt. Sie gilt als Ausnahmetalent, gerade in einem Bereich.

  • Maren May (17) hat 2023 das beste Abitur Mülheims geschafft.
  • Mit 891 von möglichen 900 Punkten ist das ein Schnitt von 0,7.
  • Nobelpreisträger Benjamin List hat vor Jahren ihr Talent erkannt.

„Nein, enttäuscht bin ich nicht. Enttäuschung ist nicht das richtige Wort“, sagt Maren May. „Vielleicht ‘ne Spur geärgert“ hat es sie aber dann schon, dass am Ende der Abiturprüfungen „nur“ drei von vier Fächern mit der Bestnote von 15 Punkten bewertet worden sind – im Deutsch-Grundkurs gab es immerhin 14 Punkte. Am Ende sind es 891 von möglichen 900 Punkten, die die 17-Jährige in der Oberstufe der Luisenschule gesammelt hat.

Rein rechnerisch ein Schnitt von 0,7. Besser geht es kaum. Und doch weiß Maren ganz genau, an welchen Stellen es nicht zur Bestnote reichte. Neben dem schriftlichen Deutschabitur war da noch der Zusatzkurs in Sozialwissenschaften – aber geschenkt. So ein Abitur, das ist doch kein Zufall und sicherlich harte Arbeit? „Ich habe mir nie groß Gedanken darum gemacht“, erzählt Maren, während sie mit festen Blick aus hornbrillenumrandeten, hellblauen Augen in die Ferne schaut. „Aber ich wollte immer schon ein sehr gutes Abitur machen, weil ich das für meine Wunsch-Studiengänge brauche.“ Klar, ganz pragmatisch.

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Und wenn Maren erzählt, dass sie für Klausuren nicht übermäßig viel gelernt hat, dann glaubt man ihr das aufs Wort. Ihre Ausdrucksweise ist präzise, die Körperhaltung aufrecht, das zwischendurch auftauchende Lächeln schüchtern, aber ehrlich. „Sicher, ich bin ehrgeizig“, sagt sie unumwunden. „Aber auch nicht um jeden Preis.“ Als etwa die unsägliche Abi-Panne passierte und etliche Schülerinnen und Schüler in naturwissenschaftlichen Fächern ihre Prüfungen erst Tage später ablegen konnten, blieb Maren „relativ entspannt“, wie sie sich rückblickend erinnert. „Eigentlich fand ich das fast schon lustig, weil es genau das bewiesen hat, was oft am Schulsystem kritisiert wird.“

Die Prüfung im Chemie-Leistungskurs schrieb Maren wie viele andere Betroffene auch also zwei Tage später, wohl als eine der wenigsten gelang ihr eine Eins plus, 15 Punkte. Zu sagen, Maren ist so etwas wie Chemie-Genie, ist vermutlich nicht mal übertrieben. Ihre Chemielehrerin Beate Schulte gerät regelrecht ins Schwärmen, sagt voller Überzeugung: „Maren ist eine Ausnahmeerscheinung, ganz klar.“ Schon im frühesten Alter habe sie nicht nur Interesse, sondern auch eine bemerkenswerte Auffassungsgabe für das Fach gezeigt, das bei den meisten Gleichaltrigen höchstens fragende Blicke oder gerümpfte Nasen auslöst.

Mülheimer Schülerin wurde von Benjamin List zum Gespräch geladen

„Sie kann sehr komplex denken, sehr schnell denken“, sagt Schulte. „Und dabei ist sie immer so absolut bescheiden und will sich selbst nie in den Vordergrund stellen.“ Dabei hätte Maren dazu jeden Grund, schon mehrfach ist sie ausgezeichnet worden, etwa mit dem Preis der Bürgerstiftung im Bereich Naturwissenschaften. „Darüber ist Benjamin List auf sie aufmerksam geworden und wollte sie kennenlernen“, erzählt die Lehrerin. „Er hat mir im Nachhinein bei anderer Gelegenheit deutlich gemacht, wie beeindruckt er da von ihr war.“

Nobelpreisträger Benjamin List wollte Maren May nach ihrer Auszeichnung mit dem Preis der Bürgerstiftung kennenlernen.
Nobelpreisträger Benjamin List wollte Maren May nach ihrer Auszeichnung mit dem Preis der Bürgerstiftung kennenlernen. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Dass ein Nobelpreisträger von einem beeindruckt ist – damit können wohl die wenigsten aufwarten. Maren eben schon. Aber genau wie jede andere Abiturientin auch, die nach der Schule quasi nahtlos mit einem Studium anknüpfen will, steigt so langsam die Aufregung. „Ich möchte gerne in Heidelberg studieren“, sagt Maren. „Entweder Medizin oder Biochemie.“ Um einen Platz im Studentenwohnheim hat sie sich schon beworben, „könnte aber schwierig werden“. Noch ist ja etwas Zeit bis Semesterbeginn. Und auch wenn das Studium noch nicht mal begonnen hat, malt Maren sich aus, was darauf folgen könnte – eben wie jede andere Abiturientin auch. „Ich finde Onkologie, Immunologie und Chirurgie interessant. Aber dafür bin ich, glaube ich, nicht geschickt genug.“ Tief stapeln, da war doch was.

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Ehe Umzug und Studium aber anstehen, hat Maren noch einen sehr wichtigen Termin. Als Eine von Vieren repräsentiert sie Deutschland bei der diesjährigen internationalen Chemieolympiade in Zürich. Bereits 2022 hatte sie es bis in die dritte Runde des renommierten Wettbewerbs geschafft, nun sogar ins Finale. Die Team-Kameraden stammen aus Hessen, Schleswig-Holstein und Sachsen-Anhalt. „Wir haben jetzt während der Vorbereitungen Kontakt und tauschen uns aus“, sagt die 17-Jährige. Im Finale gilt es, eine theoretische und eine praktische Klausur zu lösen. Maren scheint gelassen, nicht gleichgültig.