Düsseldorf. Unter anderem NRWs Ministerpräsident hat sich für die Technikprobleme zum Start des Abiturs entschuldigt: “Darf nicht passieren.“
Wegen einer massiven technischen Störung sind die für diesen Mittwoch geplanten Abitur-Klausuren beim Zentralabitur in NRW kurzfristig verlegt worden. Am Freitag sollen die Klausuren unter anderem in den Fächern Biologie, Chemie, Physik und Informatik nachgeholt werden, teilte das NRW-Schulministerin am Dienstagabend mit. Das löst Frust und Kritik aus, aus mehreren Gründen.
In einem am Mittwoch verbreiteten Statement, mit dem sich NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU) besonders an Abiturientinnen und Abiturienten richtet, entschuldigte sie sich für die Panne und „alle Unannehmlichkeiten, die dadurch entstanden sind.“ Feller erklärte, sie könne verstehen, wenn nun viele Menschen „richtig sauer“ auf „uns“ sind, und sagte, „auch ich bin sehr, sehr sauer und sehr bewegt.“
Den Lehrerinnen und Lehrern dankte Feller „für ihre Geduld“. Man habe „alles versucht, um zu vermeiden, dass wir die Klausuren verschieben müssen“, versicherte die Ministerin. Doch am späten Dienstabend erst sei dann klar geworden, dass es keine andere Möglichkeit gegeben habe, als die Klausuren zu verschieben. Man habe „bis zum Schluss“ gehofft, eine Lösung zu finden, sagte die Ministerin.
Auch Hendik Wüst entschuldigt sich für die Technikpanne
Auch Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) hat sich für die schwere Technikpanne zum Start des Abiturs 2023 in NRW bei Abiturientinnen und Abiturienten, Eltern, Lehrkräften und weiteren Betroffenen entschuldigt. „Dass die Abiturprüfungen in NRW verschoben werden müssen, darf nicht passieren - ganz gleich, woran es gelegen hat“, schrieb Wüst am Mittwoch auf Twitter.
Jetzt müsse sichergestellt werden, dass alle ihre Prüfungen „unter bestmöglichen Bedingungen“ ablegen könnten. „Die Schülerinnen & Schüler haben ein Recht auf gute und faire Bedingungen für ihr Abitur“, betonte der Regierungschef. Darauf liege der Fokus, und daran werde „unter allen Anstrengungen gearbeitet“.
Wüst fordert: "gründliche Untersuchung der Vorgänge"
Wüst forderte eine „gründliche Untersuchung der Vorgänge“. Es sei gut, dass Schulministerin Dorothee Feller (CDU) die Aufklärung bereits angestoßen habe, damit sich so etwas nicht wiederhole.
Die für Mittwoch in mehreren Fächern geplanten Abiturklausuren in NRW waren wegen massiver technischer Probleme am Dienstagabend kurzfristig auf diesen Freitag verschoben worden. Es hatte erhebliche Probleme beim Herunterladen der Aufgaben von einem Server gegeben. Feller hatte sich am Mittwoch ebenfalls für die Panne entschuldigt.
Download-Panne: Generalprobe lief im Herbst ohne Probleme
Grund der Hoffnung sei gewesen, dass der Dienstleister zur Übermittlung der Aufgaben einen zweiten Server gehabt habe. Auch diese B-Lösung habe aber nicht funktioniert, erklärte die Ministerin am Mittwochvormittag auf einer Pressekonferenz. Im vergangenen Herbst sei der Download mit rund 300 Schulen reibungslos getestet worden. Auch am Dienstagmittag habe das Herunterladen bei 300 Schulen geklappt. Die Schulen seien aufgefordert worden, die Klausuren unter Verschluss zu halten. Ein Datenleck befürchtet die Ministerin nicht.
Ein Datenleck befürchtet die Ministerin nicht. Ihr Haus sehe derzeit keinen Anlass, am Freitag neue Aufgaben zu stellen, erklärte Feller: „Wir gehen davon aus, dass die Aufgaben nicht verbrannt sind“, sagte eine Fachreferentin des Ministeriums.
Kritik am Ausweich-Termin wegen des Bahnstreiks am Freitag
Der ausgewählte Tag löst Kritik aus, zeigen Nutzer-Reaktionen auf der Facebook-Seite des Ministeriums. Denn für diesen Freitag hat die Eisenbahngewerkschaft EVG im Tarifstreit mit der Deutschen Bahn erneut zu einem Warnstreik aufgerufen. Abiturientinnen und Abiturienten, die auf die Bahn angewiesen sind, fürchten Schwierigkeiten, Ihre Schule zeitnah zu erreichen.
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Zuckerfest: Abiturientinnen und Abiturienten können Klausuren nachschreiben
Ebenfalls als problematisch eingeschätzt wurde von Nutzern auf Facebook, dass Muslime an diesem Freitag ihr Zuckerfest feiern - also den feierlichen Ausklange des Fastenmonats Ramadan. So manche Schülerinnen und Schüler hätten sich nach Aussage von Fackebook-Nutzern an diesem Tag, der eigentlich prüfungsfrei hätte sein sollen, aus religiösen Gründen beurlauben lassen.
Dazu sagte die Schulministerin am Mittwoch auf der Pressekonferenz, wer am Ersatztermin der Abi-Klausuren am Freitag wegen des Zuckerfestes nicht teilnehmen könne, könne nachschreiben.
Kritik: NRW-Schulministerium hatten keinen „Plan B“
Sehr viel Ärger löste auch aus, dass die genannten Server-Probleme beim Download der Abi-Klausuren das NRW-Schulministerium offenkundig unvorbereitet getroffen hätten: Einen „Plan B“ gab es offenbar nicht, die Abitur-Klausurthemen auf anderem Wege am Tag vor den geplanten Prüfungen den Schulen zu übermitteln.
NRW-Schulministerin Feller versicherte am Mittwoch, die Ursache der Panne werde aufgeklärt, analysiert und man werde über das Ergebnis informieren.
(dae)