Mülheim. Ihr Abi haben junge Leute an Mülheims Stadthalle mit einem Feuerwerk gefeiert. Die Stadt genehmigte es – aber unter Vorbehalt. Unverantwortlich?

Zur Abi-Feier haben es die Schülerinnen und Schüler des Essener Goethe-Gymnasiums in Mülheim noch einmal richtig krachen lassen. Im Stadtgarten an der gemieteten Stadthalle gab es ein funkelndes Raketen-Feuerwerk, das man bis Speldorf gehört hat, wie auf Facebook diskutiert wird. Doch nicht das Krachen sahen manche als Problem, eher die Brandgefahr. Denn auch in Mülheim sind Wiesen und Wälder seit Wochen knistertrocken gewesen.

Auf Facebook beurteilt das Bürgerin Ruth Z. so: „Bei der derzeitigen Wetterlage, sprich Waldbrandgefahr, fehlt mir dafür jedes Verständnis. Das muss doch genehmigt worden sein. Unverantwortlich.“ Die Stadt hatte tatsächlich eine Genehmigung erteilt – allerdings unter Vorbehalt.

Stadt Mülheim: Genehmigung ist abhängig von Waldbrandgefahrenstufe

Auf Anfrage der Redaktion, ob denn ein Feuerwerk angesichts der Trockenheit nicht verboten werden müsste, antwortet die Stadt: „Die Genehmigungen für die Durchführung eines Feuerwerkes erfolgen unter der Maßgabe, dass eine Waldbrandgefahrenstufe 3 nicht erreicht oder unterschritten wird. Die Verantwortung für die Einhaltung dieser Genehmigungen liegt beim Veranstalter. Bei Fehlverhalten drohen rechtliche Konsequenzen.“ Die Verantwortung also tragen die Abi-Veranstalter. Doch wurde dies durch die Stadt auch kontrolliert?

Denn in Nordrhein-Westfalen herrschte noch bis vergangenen Dienstag in vielen Teilen des Landes extreme Dürre. Grund genug für den Deutschen Wetterdienst und Landesagrarministerin Silke Gorißen, vor Waldbränden zu warnen. Grillen, weggeworfene Zigarettenkippen, selbst heiße Katalysatoren können dort, wo die Vegetation ausgedörrt ist, schnell zu Bränden führen. So auch die Funken von Feuerwerken.

Waldbrandgefahr: Was gilt bei welcher Gefahrenstufe?

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Und nicht nur an Wäldern: So hatte der Landeswaldverband im vergangenen Dürre-Sommer davor gewarnt, dass Feuerwerkskörper Waldbrände entfachen können – anlässlich der Veranstaltung „Rhein in Flammen“. Denn Pyrotechnik sei geeignet, Landschaftsbrände auszulösen, die sich bis in den Wald ausbreiten können. Allein 2022 wurden in NRW 203 Waldbrände registriert, 74 Hektar Wald wurden dabei zerstört. Und auch in diesem Jahr registrierte NRW bereits Waldbrände, im Mülheimer Wittkampbusch hatte sich im Mai ein Brand auf 200 Quadratmetern entzündet.

Was bei welcher Trockenheit und Gefahrenstufe erlaubt ist, und was nicht, ist geregelt: Schon bei Stufe 3 – das heißt mittlere Gefahr – sollten öffentliche Feuerstellen und Grillplätze nicht mehr benutzt werden. Verboten sind aber bereits Arbeiten im Forstbereich wie das Schweißen von Landmaschinen und das Verbrennen von Reisig. Bei Stufe 4 – hohe Gefahr – kann die Forstbehörde der Stadt Bereiche im Wald wie Parkplätze und touristische Einrichtungen sperren lassen. Die höchste Stufe ist 5. Dann dürfen Forstbehörden und private Waldbesitzer gefährdete Gebiete vollständig sperren.

Wochenlange Dürre: Wie brenzlig war die Lage in Mülheim?

Feuerwerke in NRW müssen vom Ordnungsamt 14 Tage zuvor genehmigt werden. Dabei sind besonders brandempfindliche Gebäude und Anlagen zu beachten. Wie brenzlig war die Lage in Mülheim aus Sicht der Feuerwehr? Die Feuerwehr verweist auf Nachfrage auf die Stadt. Dort heißt es: „Die Genehmigungen für die Durchführung eines Feuerwerkes erfolgen unter der Maßgabe, dass eine Waldbrandgefahrenstufe 3 nicht erreicht oder unterschritten wird.“

Allerdings: Für die Stadt Mülheim hat der Deutsche Wetterdienst zwar keine gesonderten Werte veröffentlicht. Doch im nahen Bereich Essen-Bredeney – wo auch die Goethe-Schule liegt – rief er noch bis zum Wochenende die Gefahrenstufe 4 aus, also zweithöchste Stufe.

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