Mülheim. Mehrfach haben Eltern die Stadt Mülheim kontaktiert, um über die aus allen Nähten platzende Schule zu reden. Warum es bisher keine Antwort gab.

Frust und Ärger machen sich aktuell breit in der Elternschaft der Karl-Ziegler-Schule. Die ewig währende Baustelle auf dem Schulhof macht die Väter und Mütter wütend, aber auch die Perspektive, dass am Aufstellen von Containern auf dem beengten Außengelände wohl kein Weg vorbeiführt. Es drängen immer mehr Schüler und Schülerinnen an Mülheims einzige Ganztagsschule, und diese müssen mit immer weniger Platz zurechtkommen, so die Klage. Dass die Verwaltung auf Lösungsvorschläge bislang nicht reagiert habe und auch ein Brandbrief an Oberbürgermeister Marc Buchholz (CDU) unbeantwortet blieb, hat die Stimmung weiter angeheizt, sagt der Schulpflegschaftsvorsitzende.

Nun denke man über „größere Protestaktionen“ nach, so Thorsten Stollen (49), der selbst drei Kinder auf der Schule hat. Es könne nicht sein, dass die Verwaltung die Sache „aussitzt“, auf Gesprächsangebote nicht reagiert. „Wir wissen, dass die Stadt in einer schwierigen Lage ist. Aber wir fordern ja auch nicht blindlings irgendetwas, sondern haben konkrete Vorschläge gemacht.“ So habe eine Mutter mehrere fußläufig von der Schule zu erreichende Immobilien aufgetan, in denen einzelne Klassen hätten unterkommen können. Die Eigentümer seien bereit gewesen, die Räumlichkeiten zu vermieten, „und wir haben schon über Dinge wie Brandschutz gesprochen“. Die Verwaltung aber blieb stumm. „Dabei haben wir doch deren Arbeit gemacht“, so der Schulpflegschaftsvorsitzende.

„Die Kinder müssen die Möglichkeit haben, zu spielen und sich zu bewegen“

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Es sei nicht so, dass man generell etwas gegen Container habe – nur auf dem engen Schulhof hätten diese gewiss keinen Platz. Gegebenenfalls müsse ein anderes Gelände gefunden werden. „Denn die Kinder, die jeden Tag so viele Stunden in der Schule verbringen, müssen weiterhin die Möglichkeit haben, zu spielen und sich ausreichend zu bewegen.“ Und das sei nicht möglich, wenn – „wie wir zuletzt gehört haben“ – zwei Container doppelstöckig auf dem Hof aufgebaut werden sollen.

Man hoffe, dass nun zumindest die Baustelle, „die seit Jahren brach liegt und großflächig umzäunt ist“, irgendwann abgeräumt wird. Errichtet worden war sie einst, weil Räume im Untergeschoss trockengelegt werden sollten – lange Zeit aber tat sich gar nichts. Die Abiturienten hatten sich jüngst mit einer Petition gegen den Stillstand gewehrt. Die Stadt versprach daraufhin, die Baustelle im Sommer zu beseitigen.

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Im Brief an den Oberbürgermeister, der der Redaktion vorliegt, hatte Stollen im Namen der Eltern unter anderem geschrieben: „Die potenziellen Vermieter haben nur noch auf eine Rückmeldung oder auf eine konkrete Anfrage gewartet.“ Doch in der Verwaltung habe man es „nicht für nötig erachtet, auf die durch die Schule weitergeleiteten Vorschläge zu antworten, geschweige denn, sich sachlichen Argumenten zu öffnen und ins Gespräch zu kommen“. Das habe die Eltern „enorm verärgert“. Man vermisse bei den Abwägungen der Stadt Transparenz – und schlicht Höflichkeit. Den Eltern sei wichtig, „nicht nur eine bequeme, sondern eine belastbare, nachhaltige Raumlösung über einen längeren Zeitraum zu finden“.

Mülheims Schuldezernent will „mit allen Beteiligten an Lösungen arbeiten“

Das ist auch Schuldezernent David Lüngen (CDU) wichtig, betont dieser auf Nachfrage. „Es geht um kurz-, aber eben auch um mittelfristige Lösungen.“ Es sei nicht zutreffend, dass die Verwaltung auf die Vorschläge nicht reagiert habe: „Die Eltern haben sich aber nie direkt an mich gewendet. Das Anliegen wurde über die Schulleitung an uns herangetragen.“ Und so habe er auch nur zur Schulleitung Kontakt aufgenommen und werde bald einen Termin für ein Treffen „noch im Mai“ vorschlagen, zu dem auch die Elternvertreter eingeladen werden. „Wir wollen mit allen an Lösungen arbeiten.“ Auf den Brief an den OB von Mitte April will Lüngen als zuständiger Dezernent reagieren: „Die Antwort geht in einigen Tagen an die Eltern raus.“

Laut Lüngen hat der Immobilienservice alle potenziellen Mietobjekte überprüft – „über das Ergebnis werden wir bei dem Treffen informieren“. Es sei nicht einfach, Räume zu Schulzwecken anzumieten: „Es geht um viele Fragen, zum Beispiel den zweiten Rettungsweg. Und wir brauchen immer auch eine baurechtliche Nutzungsänderung.“ Der Verwaltung sei „voll bewusst“, dass das Karl Ziegler „einen sehr beengten Schulhof“ habe. Falls Container nötig werden, würden diese „frühestens im Sommer 2024“ aufgebaut. Aktuell schaffe man gerade durch eine andere Maßnahme erste Abhilfe: „Wir bauen Räume im Bestand um, machen aus zwei kleineren einen größeren Klassenraum.“

Aktuell sind am Karl Ziegler 986 Schüler und Schülerinnen – in zwei Jahren schon 1100

Schulleiterin Ute Gibbels begrüßt das Engagement der Eltern.
Schulleiterin Ute Gibbels begrüßt das Engagement der Eltern. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Schulleiterin Ute Gibbels belegt die schwierige Situation mit aktuellen Zahlen. Derzeit besuchen 986 Kinder und Jugendliche die Karl-Ziegler-Schule. Nach drei Jahren mit je fünf fünften Klassen, startet man im Sommer zwar erstmals wieder vierzügig, „doch mit 32 Kindern pro Klasse“. Außerdem wird das Karl Ziegler sogenannte Bündelungsschule: Im Übergang von G8 auf G9 bietet es als einziges Gymnasium in Mülheim noch eine Einführungsphase (EF) an – zum Beispiel für Wiederholer. Gibbels rechnet schon dadurch mit „50 bis 100 zusätzlichen Schülern und Schülerinnen“. Im Sommer steige die Zahl auf über 1000 – und ab Schuljahr 2024/25 sei man sicher bei 1100. „Ich begrüße es daher sehr, dass die Eltern die Probleme erkannt haben und sich für Lösungen engagieren.“ Sie warte nun auf die Terminvorschläge der Stadt.