Mülheim. Alles neu macht der Mai: Ute Gibbels steht an der Spitze der Mülheimer Karl-Ziegler-Schule. Vor allem die Digitalisierung steht auf ihrer Agenda.
Es gibt zwei Themen, die Ute Gibbels besonders auf den Nägeln brennen und die sie deshalb als neue Leiterin der Karl-Ziegler-Schule gleich zu Amtsantritt angehen möchte: Da ist zum einen die Digitalisierung der Schule, die noch lang nicht so weit fortgeschritten ist, wie die 57-Jährige sich das wünschen würde. Und da ist zum anderen die Frage, wie die Grundschüler nach anderthalb Jahren Pandemie erfolgreich den Wechsel zur weiterführenden Schule schaffen können. Gibbels hat sich für ihre neue Position vorgenommen, „immer nah dran zu sein an Schülern und Kollegium“.
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Im Lebenslauf der Duisburgerin gibt es eine Konstante: den Wechsel. Erzählt sie von ihrem Berufsleben, braucht es viel Tinte, um mitzuschreiben. An der Uni in Duisburg hat sie sich zur Deutsch- und Geschichtslehrerin ausbilden lassen. Als sie 1993 durchstarten wollte, aber brauchte kaum eine Schule diese Fächerkombination. Gibbels’ Alternative hieß Goetheinstitut. Sie schlug die Dozentenlaufbahn ein, organisierte Veranstaltungen, verbrachte Zeit in London, München, Düsseldorf.
Mülheimer Schulleiterin hat einst das Klassikfestival Ruhr mitorganisiert
1994 dann gab’s den ersten Cut: Für zwölfeinhalb Jahre ging sie zur Hypothekenbank in Essen, war angestellt in der Buchhaltung und später Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit. Sie saß im Aufsichtsrat als Arbeitnehmer-Vertreterin. Es gab durchaus Verbindendes zwischen diesen ersten Stationen der Karriere, erzählt Gibbels, „beides war Kulturarbeit“. Bei der Bank habe sie unter anderem das Klassikfestival Ruhr mitorganisiert.
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Als das Geldinstitut nach Frankfurt verlegt wurde, und sie in Duisburg ihren Mann kennengelernt hatte, entschied sie sich gegen den Umzug an den Main – und landete 2006 erstmals an einer Schule. Die Lehrerin sammelte Erfahrung an Gesamtschulen in Duisburg und Schermbeck. 2010 war damit jedoch wieder Schluss. Ein Wechsel in die Geschäftsführung einer Essener Behinderteneinrichtung stand an, das Thema Inklusion lockte. Die Kinder und Jugendlichen, mit denen sie arbeitete, hatten psychische Beeinträchtigungen. „Und ich wollte einfach wissen, wie man sie ins schulische Leben integrieren kann.“
Gibbels mag „Erfahrungen, die man anderswo nicht machen kann“
Gibbels mag „Erfahrungen, die man anderswo nicht machen kann“, die den Horizont Stück für Stück weiter machen. Was sie gelernt hatte, nahm sie mit, als sie von 2012 bis 2016 erneut in Duisburg an einer Gesamtschule tätig war. Einmal noch bog sie vom geraden Schul-Weg ab und ging für zwei Jahre als pädagogische Mitarbeiterin ins NRW-Schulministerium. 2018 aber war klar: Es soll für immer der Schuldienst sein. Die 57-Jährige, die seither als stellvertretende Leiterin des Elly-Heuss-Knapp-Gymnasiums in Duisburg tätig war, ist fest entschlossen, bis zur Pension Chefin des Karl-Zieglers zu bleiben.
Mitbewerber zog vor das Verwaltungsgericht
Seit Dezember 2020 war Jens Schuhknecht kommissarischer Leiter der Karl-Ziegler-Schule. Der 51-Jährige, der Sport- und Erdkundelehrer ist und auch schon als Ganztagskoordinator tätig war, tritt nun in die zweite Reihe zurück und wird Gibbels’ kommissarischer Stellvertreter. Vor ihm hatte Simone Reuen die Schulleitung kommissarisch inne. Sie war Martin Teuber gefolgt, der bis 2019 Chef am Karl Ziegler war.
Ute Gibbels musste sich bei ihrer Bewerbung um das Amt der Schulleiterin gegen einen Mitbewerber durchsetzen, der vors Gericht zog. „Beim ersten Verfahren zur Besetzung der Stelle gab es einen Formfehler“, erklärt sie; der Konkurrent habe das Verwaltungsgericht Düsseldorf eingeschaltet. Nachdem die Bezirksregierung eine neue Beurteilung vorgelegt hatte, habe er auf weitere rechtliche Schritte verzichtet.
„Die Schulkonferenz hat sich übrigens schon vor anderthalb Jahren klar für Ute Gibbels ausgesprochen“, betont Jens Schuhknecht.
Sie freut sich auf die Leitungsposition, „nur dort kann man wirklich gestalten“, und auf viele interessante Begegnungen. Vor allem mit den Kindern, die sie eng durch ihre entscheidenden Jahre begleiten möchte. „Ich mag es, Beziehungen zu Menschen aufzubauen.“ Als Schulleiterin, so glaubt sie, müsse man „die Nase immer vorn“ haben, wissen, wohin sich die Gesellschaft entwickelt und mit ihr die Schule. „Wir müssen die Kinder bestmöglich aufs Leben vorbereiten.“
Chefin will sich für funktionierende Technik einsetzen und gezielt Lehrkräfte schulen
Damit das am Karl Ziegler gelingt, sei die Weiterentwicklung der Digitalisierung elementar. Gibbels will sich für funktionierende Technik einsetzen und gezielt Lehrkräfte schulen. Um deren Knowhow in puncto Soft- und Hardware zu verbessern und das Verständnis für den Unterricht am PC zu vertiefen, will sie pädagogische Tage nutzen und Ausbildung in Kleingruppen anbieten. Dabei setzt die Direktorin nicht unbedingt auf externe Kräfte, sondern auf Kollegialität: „Wir müssen schauen, wer was gut kann und wer wem etwas beibringen möchte.“ Und natürlich gelte es auch, die Kinder voranzubringen. „Damit sie wissen, dass Rechner nicht nur zum Daddeln da sind, sondern sinnvoll zum Lernen eingesetzt werden können.“
Im Blick hat die Duisburgerin auch die Kleinsten, die erst am Ganztagsgymnasium ankommen müssen. Da man nicht wisse, ob der unstete Unterricht in Coronazeiten zu Wissenslücken geführt hat, plant Gibbels die Kinder in irgendeiner Form zu testen. Sie will wissen, wo die Neuankömmlinge stehen, ob man vielleicht Lehrpläne anpassen muss, „das geht nur bedingt“, oder besondere Förderprogramme ausarbeiten sollte. „Als erstes werde ich das Gespräch mit den Grundschulen suchen“, kündigt Gibbels an. Engagieren will sie sich übrigens auch fürs beliebte Café Ziegler, das immer wieder mal in Finanznöten steckt – aber eben auch ein ganz besonderer Ort an Gibbels’ neuer Wirkungsstätte ist.