Mülheim. Es wird spannend für Mülheims Grundschüler, die Anmeldungen zu den weiterführenden Schulen beginnen. Was Gymnasien und Waldorfschule ausmacht.

Die Grundschulzeit geht zu Ende, die Frage steht an: Wie geht’s weiter mit unserem Kind? Auf der Haupt-, der Real-, der Gesamtschule, dem Gymnasium – oder der Waldorfschule? Was passt am besten zu den Neigungen und Interessen? Die Redaktion hat mit allen 13 Mülheimer Schulen gesprochen und Schwerpunkte herausgearbeitet. Heute: die Gymnasien und die Waldorfschule.

Luisenschule

Die Luisenschule verkündete jüngst, dass sie nun Mitglied ist im nationalen Excellence-Schulnetzwerk Mint-EC. Schülerschaft und Lehrkräfte könnten dadurch von „hochkarätigen Förderprogrammen und innovativen Veranstaltungsformaten“ profitieren. Eine Jury habe „Quantität und Qualität der Mint-Angebote überprüft“ – und die Luisenschule 2022 als eine von bundesweit vier Schulen ausgezeichnet. Entscheidend war laut Direktorin Heike Quednau unter anderem, dass in allen Mint-Fächern Leistungskurse angeboten werden – zum Teil in Kooperation mit anderen Schulen –, dass man an „Jugend forscht“ teilnimmt und mit den Max-Planck-Instituten kooperiert.

Die Luisenschule in Mülheim.
Die Luisenschule in Mülheim. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Auch mit Grundschulen arbeitet das Gymnasium zusammen: Erst kürzlich waren Trooststraßen-Kinder zu Gast und beeindruckt von den „Mint-Superhelden“, engagierten Jugendlichen, die gern Theater spielen und ein Herz für spektakuläre Experimente im Chemiesaal haben: zum Beispiel für „Elefantenzahnpasta“ aus Wasserstoffperoxid, Kaliumiodid und Spüli.

Die Luisenschule ist bekannt als NRW-Sportschule. In jedem Jahr fangen zwei Sportklassen an, die bewegungsfreudigen Kindern ermöglichen, ihr Talent zu entwickeln. Das Leitbild heißt „Luise in Bewegung“. Auch Kinder, die nicht in der Sportklasse sind, haben Raum dafür: etwa im Unterricht mit Bewegungseinheiten oder in der Bewegten Pause, in der Gokarts, Roller, Bälle ausgeliehen werden können.

Auch interessant

Im Schulgarten gibt’s Platz für Basketball- und Fußballspiele und Vogelnestschaukeln. Dort findet auch Unterricht statt: im begrünten Klassenzimmer, das bald ein natürliches Dach aus Wein haben wird, so Quednau. Auch musikalisch geht die Luisenschule eigene Wege: etwa mit der „Big Band“, die schon mehrfach durch die USA getourt ist.

Gymnasium Broich

Das Gymnasium Broich ist ebenfalls Mint-EC-Schule. Heißt: Neben dem normalen Unterricht gibt’s ein breites Angebot an Workshops und Veranstaltungen aus allen Bereichen der Naturwissenschaften. „Wir freuen uns über Schüler und Schülerinnen, die neugierig und begeisterungsfähig sind, Freude am Lernen haben und über die nötige Ausdauer verfügen“, so Tanja Weymann, stellvertretende Schulleiterin.

Kinder mit Interesse an Fremdsprachen können sich für eine bilinguale Englisch-Klasse entscheiden – und neben Französisch oder Latein in Klasse 7 auch Spanisch ab Klasse 9 belegen.

Das Gymnasium Broich in Mülheim.
Das Gymnasium Broich in Mülheim. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

„Wir legen Wert auf die Schaffung eines Lernumfelds, das geprägt ist von Rücksicht, Respekt und Toleranz“, so Weymann, „wir sind überzeugt, dass Schüler ihre Fähigkeiten und Talente nur in einem solchen Klima voll entfalten und erfolgreich sein können.“

Man bemühe sich, den Übergang von der Grundschule zum Gymnasium so kindgerecht wie möglich zu gestalten. Das Fach „Soziales Lernen“ und Klassenlehrer-Teams helfen dabei, „dass die Neuankömmlinge schnell Teil der Schulgemeinschaft werden“. Ziel sei es, Begabungen zu fördern, überdurchschnittlich leistungsstarke Schüler zu fordern und diejenigen zu unterstützen, die Hilfe beim Lernen benötigen. Das Gymnasium ist ausgezeichnet als „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Und strebt für alle „Selbstständigkeit, Kritikfähigkeit und Mündigkeit im sozialen Miteinander“ an.

Gymnasium Heißen

Dritte Mülheimer Mint-EC-Schule ist das Gymnasium Heißen. Laut Claudia Vogt, Koordinatorin für Unterrichtsentwicklung, können Schüler und Schülerinnen naturwissenschaftliche Angebote von weit über 300 Schulen des Netzwerks nutzen. Mit dem Abitur kann ein Mint-EC-Zertifikat erworben werden.

Man versuche, „durch ein breitgefächertes Angebot die vielfältigen Interessen und Begabungen individuell zu fördern“. So auch durch den bilingualen Zweig mit erweitertem Englischunterricht in den Stufen 5 und 6 und Erdkunde-, Geschichte- und Biostunden auf Englisch ab der 7. Ein zweisprachiges Abitur ist möglich – „Schüler können dann an vielen Unis im englischsprachigen Ausland ohne Sprachprüfung studieren“.

Das Gymnasium Heißen in Mülheim.
Das Gymnasium Heißen in Mülheim. © FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Vogt weist auf die Auszeichnung als Europaschule hin: In allen Fächern spiele diese Ausrichtung eine Rolle. Die Schule empfängt regelmäßig Schüler aus aller Welt, organisiert Austauschprogramme mit Schulen in Frankreich, Polen, Spanien und Israel. Weitere Stichworte sind die Bewegte Pause, die hauseigene Cafeteria, Hausaufgabenbetreuung durch ältere Schüler und Begabungsförderung. Alle Klassenräume der Sekundarstufe I sind mit interaktiven Tafeln ausgestattet. Und um den Viertklässlern einen sanften Übergang zu ermöglichen, gibt es eine Klassenfahrt schon vor den Herbstferien.

Man strebe ein Sozialverhalten an, das von Verantwortung für die Gesellschaft geprägt ist. Dazu passt das Zertifikat „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Und die Verbundenheit mit dem Stadtteil: „zum Beispiel durch Kunstprojekte oder das Altenprojekt der Schülervertretung.“ Die Jugendlichen pflegten „engen Kontakt zu älteren Bewohnern“. Gemeinsam habe man sogar schon ein Buch herausgegeben.

Karl-Ziegler-Schule

Die Karl-Ziegler-Schule ist das einzige Gymnasium mit gebundenem Ganztag. Die Schülerinnen und Schüler werden drei Mal in der Woche bis mindestens 15.05 Uhr unterrichtet. Danach besteht die Möglichkeit zur Betreuung im Café Ziegler und der Bibliothek. Der Ganztag geht einher mit Verpflegung durch die Mensa. „Und Hausaufgaben werden in die schulische Lernzeit verlagert, so dass genügend Freizeit gewährleistet ist“, so Schulleiterin Ute Gibbels.

Die Karl-Ziegler-Schule in Mülheim.
Die Karl-Ziegler-Schule in Mülheim. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Chemie-Nobelpreisträger Karl Ziegler, der Namensgeber, sei eine Verpflichtung: „Wir haben deshalb einen Mint-Schwerpunkt.“ Man kooperiert mit der Hochschule Ruhr West, der Uni Duisburg-Essen. „Dies bedeutet aber keine Einseitigkeit“, betont Gibbels. „Wir stärken auch die Kreativität, Fantasie und Schaffensfreude.“ Etwa durch eine Percussion-AG, eine Theater-AG oder das Fach English-Drama. Die Schule arbeitet mit dem Theater an der Ruhr und dem Ringlokschuppen zusammen. „Im sportlichen Bereich feiern wir im nächsten Jahr unser Ruderverein-Jubiläum.“ Auch andere Sportarten sind beliebt.

„Das Miteinander steht bei uns täglich hoch im Kurs“, sagt die Chefin. „Besonders im ,Sozialen Lernen’ im fünften und sechsten Jahrgang.“ Die Ganztagsangebote rückten diese gemeinschaftliche Komponente stark in den Fokus. Mehrere Sozialpädagogen helfen bei der Aufgabe.

Otto-Pankok-Schule

Der Dreiklang von Sprache, Kultur und Sozialem bestimmt den Alltag des Otto-Pankok-Gymnasiums. „Wir versuchen, unsere Schüler und Schülerinnen auf die globale Welt vorzubereiten“, sagt Schulleiter Jens Schuhknecht. Der Namensgeber der Schule – Maler Otto Pankok, der für seine humanistische Einstellung bekannt war – präge die Abläufe, den Unterricht. Das OP ist als Kulturschule zertifiziert.

Dass man Latein schon in der fünften Klasse wählen kann und so neben Englisch von Anfang an zwei Fremdsprachen lernt, ist eine Besonderheit. Lateinlernen sei „nichts Altes, Verstaubtes“, sondern fördere besondere Begabungen. Auch in der siebten Klasse kann man sich noch dafür entscheiden oder für Spanisch oder Französisch. Latein ist auch als Abiturfach möglich.

Die Otto-Pankok-Schule in Mülheim.
Die Otto-Pankok-Schule in Mülheim. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Sprache und Kommunikationsfähigkeit sind elementar für Schuhknecht: Gesprächsregeln, Sprachsensibilität, Wettbewerbe wie „Jugend debattiert“. „Unsere Kinder sollen Menschen erreichen und ihre Kompetenzen vermitteln können.“ Das übe man auch in Theatergruppen. Zudem gibt’s am OP vielfältige Möglichkeiten, Musik zu machen.

Begabungsförderung ist ein Schwerpunkt: Speziell ausgebildete Lehrer sehen genau hin. Und ermöglichen Schülern die Teilnahme am „Drehtür-Modell“. In einzelnen Fächern besuchen diese dann Unterricht höherer Klassen. Im Fach Lernzeit, das in fünf und sechs unterrichtet wird, forschen die Kinder intensiv an einem selbst gewählten Thema, erstellen eine Arbeit. All das dient einem Zweck: „Sie sollen ihre Begabungen entdecken.“

Waldorfschule

Auch auf die Waldorfschule können die Viertklässler wechseln – „ein Quereinstieg ist bei uns in jeder Klasse möglich“, sagt Britta Dressel-Vogel, die für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. In manchen Jahrgängen gebe es allerdings Wartelisten.

Der Lehrplan richte sich in allen Fächern nach den Stufen der menschlichen Entwicklung. „Wir möchten die in jedem Kind liegenden Anlagen hervorbringen.“ Jeder Junge, jedes Mädchen solle sich gesund entwickeln, „unter Berücksichtigung von Körper, Geist und Seele“. Neben intellektuellen fördere man kreative, praktische, künstlerische und soziale Fähigkeiten. „Wissensinhalte werden so vermittelt, dass sie nicht als fertig zu konsumierendes Gericht aufgetischt, sondern von den Kindern und Jugendlichen in ihren Erfahrungsschatz aufgenommen werden können.“

Die Waldorfschule in Mülheim.
Die Waldorfschule in Mülheim. © FUNKE FotoServices | Kerstin Bögeholz

Alle Unterrichtsfächer – Fremdsprachen, Natur- und Geisteswissenschaften, Handwerk, Handarbeit, Kunst und Sport – unterrichte man so, „dass die jungen Menschen Antworten auf Lebensfragen finden können“. Als Gesamtschule setze die Waldorfschule auf gemeinsames Lernen, unabhängig von Leistungsprofilen. Man sei „technisch sehr gut ausgestattet“, betont Dressel-Vogel. Sitzenbleiben ist nicht möglich.

Nach Klasse acht wird ein großes Theaterstück aufgeführt, ebenso nach Klasse zwölf, wenn der „Waldorfabschluss“ ansteht. Auch staatlich anerkannte Abschlüsse sind möglich, unter anderem das Abitur.