Mülheim. Rund 120 Helfer haben bei der Aufräumaktion des Vereins „4330hilft“ nach dem Hochwasser in Mülheim mitgemacht. Fast 20 Tonnen Müll kamen zusammen.
Auf der Kreuzung vor der Stadthalle fallen am Samstag mehrere Menschen mit dunkelroten Müllsäcken sofort ins Auge. Sie sind auf dem Weg zum großen Parkplatz an der Bergstraße, von wo aus der Verein „4330hilft“ nach dem Hochwasser eine große Aufräumaktion koordiniert. Fast 70 Mülheimerinnen und Mülheimer packen mit an.
Um 11.30 Uhr ist der kleine Container auf dem Stadthallen-Parkplatz bereits fast randvoll. Doch immer wieder bringen fleißige Helfer neuen Müll und Schrott, der durch das Hochwasser in die Randgebiete der Ruhr geschwemmt worden sind. Jörg Fidomski von der DHL hat nicht nur seinen Transporter zur Verfügung gestellt, sondern packt auch in seinem Urlaub mit an. Aus dem Lieferwagen schleppt er unter anderem große Metallplatten und Teile eines Kinderklettergerüstes.
Sponsoren stellen Material zur Verfügung
Spendenaktion für betroffene Regionen
Der Verein „4330hilft“ sammelt auch Geldspenden für die Regionen, die noch stärker vom Hochwasser getroffen worden sind. Insgesamt sind schon fast 3700 Euro zusammen gekommen. Informationen dazu gibt es auf der Facebookseite „Spendenaktion für Hochwasseropfer.“ oder unter helfen@4330hilft.de
Auch die Die FUNKE-Mediengruppe, zu der diese Zeitung gehört, ruft gemeinsam mit der Caritas zu Spenden für die Betroffenen der Hochwasserkatastrophe auf. Den Flutopfern soll schnell und unbürokratisch geholfen werden.
Die Hilfsbereitschaft ist überwältigend und der Erfolg der Aktion entsprechend groß. Stand Freitag gab es bereits mehr als 15.500 Einzelspenden – von einer kleinen Summe bis hin zu Einzelspenden von 15.000 Euro!
Mit den Großspenden der RAG- und der Brost-Stiftung sind derzeit insgesamt rund 4,2 Millionen Euro zusammengekommen. Die FUNKE-Mediengruppe, zu der diese Zeitung gehört, beteiligt sich mit 50.000 Euro an der Spendenaktion.
Spenden für die Flutopfer bitte an: Caritas, Bank für Sozialwirtschaft Karlsruhe, IBAN: DE88 6602 0500 0202 0202 02,Verwendungszweck: Funke hilft – CY00899
„Wir sind wirklich begeistert, die Leute wollen einfach helfen“, freut sich Daniel Zschocke, einer der Initiatoren der Aktion. Während sich neben dem Verein mit der freiwilligen Feuerwehr, dem Kirchenkreis der Neuapostolischen Kirche, dem Verein Solidarität in Mülheim und mehreren Sponsoren ganze Gruppen zum Mitmachen gemeldet haben, kommen auch immer wieder Familien oder einzelne Privatleute und fragen, wo sie helfen können.
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Pascal Gasch ist extra aus Gelsenkirchen gekommen. Als Soldat hat er sich auf einer Internetplattform der Bundeswehr als Helfer registriert und wurde über diesen Weg auf die Aktion aufmerksam. „Ich war vorher noch nie in Mülheim aber ich habe ja einen Eid geschworen“, erklärt er, ehe er sich auf dem Weg in die Ruhrauen macht.
Kommunikation über eine Whatsapp-Gruppe
Mehrere Firmen haben Müllsäcke, Schubkarren, Handschuhe und Schaufeln zur Verfügung gestellt. Außerdem können sich alle Helfer an der Stadthalle stärken. Mit der Styrumer Ruhraue sowie den Uferbereichen der Innenstadt, in Saarn und Mintard haben die Verantwortlichen des Vereins Hauptsammelzonen ausgemacht.
Über eine Whatsapp-Gruppe halten sich die Helfer auf dem Laufenden, schicken Bilder von spektakulären Funden. Außerdem werden über diesen Weg Sammelstellen für Mülltüten und Sperrmüll ausgemacht. „Dann wissen wir, wo wir das Zeug abholen müssen“, erklärt Daniel Zschocke. Neben dem Standort an der Stadthalle steht am Wasserbahnhof noch ein großer Container der MEG bereit.
Viel Plastik muss aus den Gebüschen entlang der Ruhr in Mülheim gefischt werden
„Man verliert ein bisschen den Überblick, wo gerade überall Leute unterwegs sind“, lacht Zschocke. Mit so vielen Helfern hat er gar nicht gerechnet. Zwei Mitglieder des Vereins besetzen am Wochenende zudem die Hotline, um weitere helfende Hände zu informieren.
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In erster Linie gilt es, das viele Plastik aus den Gebüschen zu fischen. „Sperrige Sachen gibt es gar nicht mehr so oft, wie gedacht. Da haben die Leute schon eine gute Eigeninitiative gezeigt“, findet Zschocke. Ausnahmen bestätigen freilich die Regel: So sei unter der Mendener Brücke ein Trampolin angespült worden. Bei Tierfunden soll der Fundort markiert werden, anschließend wird das Veterinäramt informiert.
Initiatorin der Aufräum-Aktion in Mülheim: „Die Loyalität der Menschen bewegt mich“
Sabine Schulz und Darko Medić kontrollieren am Mittag noch einmal den Bereich unter der Mendener Brücke. „Hier haben wir vorhin mit vielen Leuten alles abgeräumt“, berichtet Medić. Sabine Schulz, die selbst zwei Tage lang in Hagen als Helferin aktiv war, hat für den Sonntag, an dem die Aufräumaktion fortgesetzt werden soll, vor allem das gegenüberliegende Ufer an der Friedrich-Wilhelms-Hütte ins Auge gefasst, wo noch eine Menge Müll zu erkennen ist. „Was mich wirklich bewegt, ist die Loyalität der Menschen“, sagt sie. Aufgrund der großen Hilfsbereitschaft war die Aufräumaktion bereits am Samstag ein voller Erfolg. Für den Sonntag kündigten die Organisatoren kurzfristig an, die Müllsuche vor allem auch auf die Styrumer Ruhrauen auszudehnen.
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Styrumer Ruhrauen: überall Plastikmüll und viele Binden, die wohl das Abwasser mitgebracht hat
Denn die Styrumer Ruhrauen hatte das Hochwasser auch ziemlich verwüstet zurück gelassen. „Dort sind die Zäune der Landwirte von den Wassermassen umgerissen worden, überall ist Plastikmüll verstreut und auch viele Binden, die wohl mit dem Abwasser mitgekommen sind, liegen in den Wiesen“, beschreibt Daniel Zschocke die Ausgangslage.
Am Abend sagt er zufrieden: „Hier bei den Bauern war unsere Hilfe auch wirklich nötig, da geht es ja um Existenzen, die ihren Betrieb wieder aufnehmen müssen.“ Bootsteile, Kühlschränke, ein Weinfass, Radkappen, ein Kinder-Elektro-Auto, ein Werbeplakat des Fair1-Heims, das in Saarn liegt, wurden angespült – die Aufzählung der Fundstücke ist lang und die Verwunderung darüber, was das Wasser alles mitbracht, ist groß. Zschockes beeindruckende Bilanz nach der zweitägigen Aufräum-Aktion in den Hochwasser-Zonen: „Wir haben 17 bis 20 Tonnen Müll gesammelt.“