Mülheim. Hecht & Co. hatten sich vor dem reißenden Hochwasser in die Mülheimer Ruhrauen geflüchtet. Nun saßen sie fest – ein Wettlauf gegen die Zeit.

Da staunte Michael Raspel – Fischberater der Stadt Mülheim – nicht schlecht, als am Samstagmorgen um kurz nach sechs der Mülheimer Nabu an der Tür klingelte. Doch die Zeit drängte: Denn mit dem Rückzug der Ruhr aus den Auen stand auch das Leben von unzähligen Fischen auf dem Spiel, die sich bei der Flut in ruhigere Bereiche zurückgezogen hatten. Ein Wettlauf gegen die Zeit, denn in den abgeschnittenen Pfützen ging ihnen nicht nur das Wasser, sondern auch der Sauerstoff aus.

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Mit Keschern und Speisfässern eilten Mülheimer Naturschützer den Tieren zur Hilfe

Denn den Weg zurück in den Hauptstrom können wohl die wenigsten so einfach finden: Wenn die Ruhr bei einem solchen Hochwasserereignis zum reißenden Fluss wird, flüchten sich Fische oft in ruhigere Ecken, erklärt Raspel. Fließt das Wasser dann aber ab, sind die Tiere plötzlich im seichten Wasser eingesperrt, ohne Chance, wieder zurückzukommen. Wenn nicht jemand hilft.

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Ausgerüstet mit Kescher und sauberen Speisfässern machten sich Nabu, Raspel und weitere Mitglieder der Interessengemeinschaft der Fischervereine Untere Ruhr deshalb auf den Weg in die Ruhrauen zwischen Saarn und Mintard. Wie viele sie dort fanden, überraschte aber selbst die erfahrenen Angler und Naturschützer.

Manchem großen Hecht, der vor der Flut geflüchtet war, konnten die Naturschützer das Leben retten.
Manchem großen Hecht, der vor der Flut geflüchtet war, konnten die Naturschützer das Leben retten. © Oliver Albers | Oliver Albers

Die hohen Temperaturen ließen den Sauerstoff in den Pfützen schnell schwinden

„Wir haben Hechte, Karpfen, Quappen, Zander, Barsche gefunden“, zählt Raspel auf. Dennoch war es ein Wettrennen gegen die Zeit, denn die hohen Temperaturen und die Sonne am Wochenende ließ die Pfützen schnell austrocknen und sorgte dafür, dass der Sauerstoff im Wasser schnell schwand.

Unter den Tieren waren etliche junge Fische – die jährlichen Besatzungsmaßnahmen der Fischervereine sind wirksam, stellt Fischberater Michael Raspel fest.
Unter den Tieren waren etliche junge Fische – die jährlichen Besatzungsmaßnahmen der Fischervereine sind wirksam, stellt Fischberater Michael Raspel fest. © Oliver Albers | Michael Raspel

Nicht immer kam die stetig wachsende Zahl der Helfer – in Facebook- und Whatsapp-Gruppen hatte sich die Aktion schnell herumgesprochen – rechtzeitig: Auf den Wegen der Ruhrauen fanden sie etwa die nicht-einheimische und reichlich invasive Grundel und auch manchen Hecht. Sie waren leider verstorben.

Mehr als 1000 Fische konnten gerettet werden

Gut vier Stunden aber suchten die Naturschützer und Angler die Felder ab. Auch am Raffelberg waren sie unterwegs. Dabei gingen ihnen mehr als 1000 lebende Fische in die Kescher, die so gerettet wurden. „Die Leute waren wirklich super organisiert“, lobt der Mülheimer Fischberater Raspel.

Eine weitere positive Seite hatte die Aktion: „Unter den Tieren waren viele Jungfische“, stellt Raspel fest. „Das zeigt uns, dass die Besatzungsmaßnahmen der Fischervereine, die jedes Jahr neue Fische in der Ruhr aussetzen, wirksam sind.“

Auch in den Auen der Müga konnten mehr als 200 Fische gerettet werden – zwei Mülheimerinnen sahen, dass diese in Wasserpfützen zu verenden drohten und griffen am Samstag beherzt ein.