Mülheim. Viele Mülheimer wollen den Betroffenen der Hochwasserkatastrophe helfen. Doch wie? Manchmal geht die Hilfe auch an die Grenzen der Belastbarkeit.

Groß ist die Spendenbereitschaft in Mülheim für die Betroffenen der Hochwasserkatastrophe in den Krisengebieten. Bisweilen sogar derart überwältigend, dass sie inzwischen manchen privaten Helfer unter Druck setzt, die gespendete Ware entgegennehmen und weiterleiten zu können. Warum Geldspenden inzwischen die bessere Hilfe ist.

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Engagierte Mülheimerin wird mit Sachspenden überhäuft

An unzähligen Stellen zeigen Mülheimer derzeit Empathie für in Not Geratene, dass sie helfen wollen: Unternehmen bieten kostenlos Schaufeln und Besen an oder kostenlosen Kaffee für Einsatzkräfte, manche Mülheimer stellen privat ihren Truck zur Verfügung, um Wohnwagen zu bergen, ihre Hochleistungspumpen oder einfach eine Unterkunft für den Moment. Aktuell ein häufiges Problem: die Organisation – wie erfahren Helfer, wo sie benötigt werden?

Wie schnell gut gemeinte Hilfsbereitschaft an die Grenze der Überforderung stoßen kann, musste Diane Saar feststellen. Als die 62-Jährige von der Not der Betroffenen in Ahrweiler und an anderen Orten hörte, startete sie am Freitag spontan einen Aufruf auf Facebook, und machte den „Raum der Begegnung“ ihrer Praxis an der Kohlenstraße zum Sammelort für Sachspenden.

Auch in Mintard standen Keller und Erdgeschosse unter Wasser – wenn auch bei weitem nicht so schlimm wie in anderen Teilen von NRW. Die Feuerwehr musste aber auch hier leer pumpen.
Auch in Mintard standen Keller und Erdgeschosse unter Wasser – wenn auch bei weitem nicht so schlimm wie in anderen Teilen von NRW. Die Feuerwehr musste aber auch hier leer pumpen. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

„Am Anfang kamen die Sachen peu a peu rein“, schildert die engagierte Tierheilpraktikerin. Doch schon am Samstag traf der erste VW-Bus ein, der bis unter die Decke gestapelt war mit Werkzeug, Packkartons, Müllsäcken, Lebensmittel und Bekleidung. „Die Mülheimer haben einfach gesagt: Ich helfe“, schildert Saar begeistert.

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Im Laufe des Wochenendes aber wurde ihr klar: „Alleine schaffe ich das nicht“ – und bat in den sozialen Medien um Unterstützung. Die allerdings kam nur sporadisch. Zu zweit also versuchte Saar die 40 Umzugskartons mit Kleidung zu packen und den Transport nach Mettmann zu organisieren. Dort hatte eine Familie einen Container bereitgestellt, in dem für Bedürftige in Ahrweiler gesammelt wird.

Mancher Spender wird ruppig, weil die Annahmen überlastet sind

Doch bei der Annahme stellte sich das nächste Problem: „Die Bekleidung konnte nur vorsortiert nach Größe abgegeben werden“, schildert die Tierheilpraktikerin. Also musste wieder alles umgepackt werden. Drei Tage und bis zur Erschöpfung arbeiteten die beiden privaten Helferinnen fast rund um die Uhr, um den Ansturm der Spenden zu bearbeiten.

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Inzwischen können sie einfach keine Sachen mehr annehmen – „bis auf Tiernahrung“, schränkt Saar ein, von denen die Mülheimerin aber ebenfalls noch mehrere 100 Kilo hat. Doch offenbar nicht jeder Spendenwillige zeigte dafür Verständnis. Saar erlebte auch unschöne, ruppige Töne von enttäuschten Spendern, die ihre Dinge nicht bei ihr ,los wurden’. „Ich habe die Aktion aber als Glück empfunden, weil ich Menschen auf diese Weise helfen konnte, die in größter Not sind – ich kann ja nicht scheppen“, sagt die 62-Jährige,

Eine neue Hilfsaktion des engagierten Mülheimers Daniel Zschocke: Er hat eine Spendenaktion für die Opfer der Hochwasserkatastrophe eingerichtet.
Eine neue Hilfsaktion des engagierten Mülheimers Daniel Zschocke: Er hat eine Spendenaktion für die Opfer der Hochwasserkatastrophe eingerichtet. © Martin Möller / Funke Foto Services | Martin Möller

Mülheimer Aktion „4330 hilft“ will Opfer der Hochwasserkatastrophe mit Geldspenden unterstützen

Auch Daniel Zschocke, der mit seiner Aktion „4330 hilft“ schon einige Bedürftige unterstützte, will etwas tun. Auch er hat die Erfahrung gemacht: „Aktuell sind die Annahmestellen für Sachmittel mehr als belastet.“ Deshalb hat Zschocke seit Samstag eine Mülheimer Geldspendenaktion ins Leben gerufen, die sich an das Bündnis deutscher Hilfsorganisationen „Aktion Deutschland Hilft“ anschließt.

Das Ziel ist es, 10.000 Euro aus Mülheim zu sammeln. „Es läuft gut, die Hilfsbereitschaft ist groß“, findet Zschocke. Beworben wird die Aktion auf der Facebook-Seite: „Du weißt, dass du aus Mülheim kommst“.

Fast 19.000 Mitglieder hat der Auftritt bislang. „Wenn jedes der Mitglieder wenigstens 50 Cent spendet, haben wir den Betrag schnell beisammen“, hofft er auf Zuspruch, denn die Spenden sollen zu 100 Prozent an die Hilfsorganisationen gehen.

Es gibt viele Möglichkeiten zu spenden

Die “Mülheimer Spendenaktion für Hochwasseropfer“ über Facebook soll 14 Tage lang – bis Samstag, 31. Juli – dauern. Am Montagnachmittag sind bereits 1785 Euro dort eingegangen. Spenden kann man ebenso direkt unter https://www.aktion-deutschland-hilft.de/

Auch die Diakonie Mülheim ruft über das Diakonische Werk Rheinland-Westfalen-Lippe zu Spenden auf unter https://www.diakonie-muelheim.de

Ebenso wie das Deutsche Rote Kreuz: https://www.drk.de/HilfeDeutschland/

Ein Hinweis auf die Seriösität von Spendenorganisationen ist das Spendenzertifikat des Deutschen Spendenrats e.V. sowie das Siegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI).