Paris. . Woody Allen ist abhängig vom Filmen – und vom Ruhm, wie er im Gespräch gesteht: „Du bekommst die besten Plätze in einem Restaurant, die besten Plätze in der Oper. Sie behandeln dich, als seist du etwas ganz Besonderes.“ Und wie Penelope Cruz in seinen neuen Film „To Rome With Love“ kam, verrät er auch.

Ein Jahr ist seit „Midnight in Paris“ ins Land gegangen, Zeit also für einen neuen Film von Woody Allen (76). Und da „To Rome With Love“ gerade Premiere in Paris feiert, hat man das Angenehme mit dem Nützlichen verbunden und zum Gespräch mit dem betagten Regisseur in die Seine-Metropole eingeladen. Es liegt schon ein Interview-Marathon hinter ihm, als wir ihn in seinem Hotel treffen. Trotzdem wirkt er frisch, konzentriert – und ironisch wie immer.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, in Ihrem Film einen Bestattungsunternehmer „Bajazzo“- Arien nur in der Dusche schmettern zu lassen? Und ihn dann sogar mit der Dusche auf die Bühne zu schieben, da anders seine Stimmkunst nicht funktionieren würde?

Woody Allen: Immer wenn ich Menschen frage, ob sie singen können, sagen sie zu mir, dass sie das nur unter der Dusche wagen. Jeder scheint dort besser zu klingen. Zuerst habe ich gedacht, die vielen Handtücher im Bad seien dafür verantwortlich. Ich glaube inzwischen jedoch, dass man dort in Wahrheit gar nicht besser klingt, sondern dass man sich durch das Rauschen des Wassers einfach nur schlechter hört. Wenn man das Wasser abschaltet, wird man erkennen, dass man genauso scheußlich klingt wie immer.

Ein Film über Rom und Prominente dort, das klingt ein wenig nach Fellini, oder?

Allen: Nein, ich wollte einfach einen Film über das Besondere an dieser Stadt machen. Es ist eine enorm lärmende Stadt, voll von Konfusion und Verkehr. Die Menschen hier sind sehr leidenschaftlich, sie lieben das Essen, ihre Musik, ihre Opern. Sie sitzen gern in Cafés, haben eine lange Kinokultur. Das alles wollte ich durch ein paar Geschichten und eine Handvoll Charaktere sichtbar machen. Ich hätte noch so viel mehr erzählen können, aber dann wäre der Film noch eine Stunde länger geworden.

Wenn Sie nur die reine Wahrheit sagen wollten, was können wir dann von Ihrem neuen Film erwarten?

Allen: Dass ich mein Bestes getan habe. Dass ich daran glaube, dass es lustig wird. Dass ich sowieso immer enttäuscht von den Filmen bin, wenn ich sie fertig habe. Ich wünschte Sie könnten sehen, was ich mir ursprünglich vorgestellt habe. Und dass genug übrig geblieben ist, um Sie zu amüsieren. Garantieren kann ich es nicht.

Ein Thema in Ihrem neuen Film ist der plötzliche Ruhm. Gab es einen Moment in Ihrem Leben, in dem Sie selbst spürten, dass Sie abhängig geworden sind vom Ruhm?

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Allen: Wie schon die Figur im Film sagt: Das Leben ist sehr schwierig und oft schmerzlich, ob du berühmt bist oder nicht. Natürlich ist es besser, prominent zu sein. Die Nachteile dieses Daseins, die Paparazzi beispielsweise, sind höchstens ärgerlich, nie aber lebensbedrohlich. Die gute Seite des Ruhms jedoch macht dich in hohem Maße privilegiert. Du bekommst die besten Plätze in einem Restaurant, die besten Plätze in der Oper. Sie behandeln dich, als seist du etwas ganz Besonderes. Mit den Jahren gewöhnt man sich daran. Ich muss das wissen, denn ich bin fast mein ganzes Erwachsenenleben über prominent gewesen. Wenn mir morgen am Telefon ein Restaurant-Angestellter sagen würde: Sorry, wir sind ausgebucht – das würde mich fertigmachen. Ja, man wird abhängig.

In Ihren Filmen geht es oft um so etwas wie Liebe auf den ersten Blick. Glauben Sie daran?

Allen: Viele Menschen verlieben sich von jetzt auf gleich. Es gibt Frauen, die mir erzählt haben, dass sie einen Mann auf einer Party getroffen haben, von dem sie vom ersten Augenblick an wussten, dass sie ihn heiraten würden. Mit der Liebe geht es manchmal sehr, sehr schnell, und ich glaube daran. Das passiert nicht nur in Dramen und Komödien, sondern auch im wirklichen Leben. Männer können eine Frau erblicken und sich vom Fleck weg verlieben, ohne sie überhaupt zu kennen. Wenn sie sie kennen würden, vielleicht würde es dann mit der Liebe nicht mehr klappen.

Sind Sie immer sofort sicher, welche Art von Musik Sie brauchen werden für eine neue Arbeit?

Allen: Die Musik ist die schönste Facette bei der Herstellung eines Films. Sie können einen Film schreiben, ihn drehen und schneiden. Aber wenn Sie ihn betrachten, sieht man etwas Nacktes, ohne Sound. Erst wenn ich Musik hineintupfe, von Mozart bis zu Louis Armstrong meinetwegen, fängt da etwas an zu leben. Ich mag es nicht, wenn jemand für meinen Film einen Score komponieren würde. Lieber nehme ich vorhandene Musik, die ich liebe.

Wie kam es, dass Penelope Cruz mitgespielt hat?

Allen: Penelope rief mich an und sagte: Du drehst deinen nächsten Film in Rom, ich spreche perfekt italienisch. Das war alles, was sie sagen musste. Sie war ein Geschenk.

Haben Sie eine jüngere Version von sich selbst in Jesse Eisenberg gefunden? Sein Spiel, seine Bewegungen erinnern an den jungen Woody.

Allen: Jesse ist mehr Schauspieler als ich es je war. Darum kann er auch meinen Charakter so gut herausbringen. Wenn es eine Rolle in diesem Film gibt, die ich gern gespielt hätte, dann ist es die von Jesse. Aber Jesse kann auch Tschechow spielen. Ich kann immer nur das eine.