Essen. Der Film „Frisch gepresst“ steht sich selbst auf den Füßen. Die Komödie kann der frechen Buchvorlage von Susanne Fröhlich nicht das Wasser reichen. Andrea Schnidt, gespielt von Diana Amft (“Doctor's Diary“), erfährt, dass sie schwanger ist. Was im Buch witzig ist, wirkt im Kino wie auswendig gelernt und aufgesagt. Oliver Pocher spielt auch mit. Er versucht mit einem Gastauftritt im Gespräch zu bleiben.

Die Deutschen haben keinen Humor. Diese wenig charmante Meinung wird im Ausland gerne vertreten, wenn es um das deutsche Kino geht. Diese Annahme ist falsch.

Es werden in Deutschland Filmkomödien gedreht und manche sind sogar richtig gut. Andere versuchen es immerhin, scheitern aber in Anstand und Würde. Und dann gibt es Filme, die ihren Humor aus der Vorlage eines literarischen Erfolgsprodukts speisen und sich dann doch nur selbst auf den Füßen stehen. „Frisch gepresst“ ist so ein Film.

Im Mittelpunkt steht Andrea Schnidt, eine überdrehte Singlefrau um die 30, Chefin eines Dessousladens im Finanzdelirium und vor allem dieses – Andrea hasst Kinder. Einige Filmminuten später kotzt die gleiche Frau zu ihrer eigenen Überraschung ins Klo und muss sich der unmissverständlichen Tatsache stellen, dass sie schwanger ist. Wer aber ist der Vater?

Gegensätze ziehen sich aus

Eigentlich kommt nur Chris (Tom Wlaschiha) in Frage, der eines Tages in Andreas Laden schneite. Er ist ein sensibler, zugewandter Anwalt von höchst sympathischem Wesen, taktvollem Auftreten und ausgesprochen guten Manieren. Damit entspricht Chris in etwa dem kompletten Gegenteil von Andrea – und Gegensätze ziehen sich doch eigentlich an – oder aus, wenn die Gelegenheit das erlaubt.

Aber da ist auch noch Gregor (Alexander Beyer), den Andrea aus Schulzeiten kennt, der es aber anders als Andrea zu Geld und Selbstsicherheit gebracht hat. Und immerhin gab es nach einem peinlich verkorksten Abend diese eine Nacht, an deren Ende Andrea morgens in Gregors Bett aufwachte. Ein letzter Zweifel ist also durchaus berechtigt. Und nun gilt es, genau diesen Zweifel ein für allemal auszuräumen, damit die Mutterschaft unter geregelten Rahmenbedingungen bestritten werden kann.

Wie das eben so ist mit Menschen, die einer Sache zunächst überhaupt nichts abgewinnen mögen und dann gar nicht mehr ohne diese leben können. Sehr modern und selbstbestimmt klingt das nicht; unter rein moralischem Standpunkt hätte dieser Film auch in den 1950er -Jahren erdacht sein können. Inhaltlich dagegen passt er sich präzise in die 1980er- und 1990er-Jahre ein, als Autorinnen wie Eva Heller und Hera Lind den Boden bereiteten für eine humoristische Literaturform, die als „Roman für freche Frauen“ bis heute eine Regalsäule in den Filialen der deutschen Großbuchhandlungen füllt.

Oliver Pochers nutzloser Gastauftritt

Längst hat es Nachfolgerinnen gegeben und eine davon, Susanne Fröhlich, schreibt besonders frech. Schon der Titel „Frisch gepresst“ für ein Buch, in dem es (auch) um Schwangerschaft geht, entfacht die Gier auf einen Wortwitz, der keine Scheu vor heißen Eisen kennt. Entsprechend geht dann auch die Post ab; allerdings nur im Buch.

Auf der Kinoleinwand entfaltet sich etwas ganz anderes, wenn Hauptdarstellerin Diana Amft das Rollenmuster des weiblichen Trampeltiers bis ins letzte Klischee ausreizt, Sunnyi Melles als Andreas Mutter einen weiteren Glanzauftritt für bizarre Frauenkarikaturen bestreitet und Oliver Pocher mit einem nutzlosen Gastauftritt als Scheiben wischender Straßenpunker sich irgendwie im Gespräch zu halten versucht.

Freche Sprüche wirken in „Frisch gepresst“ wie auswendig gelernt und aufgesagt, Geschwindigkeit und Timing im Slapstick entsprechen in ihrer biederen Darbietung den Anforderungen an Spaßproduktionen, die für die Hauptsendezeit des öffentlich-rechtlichen Fernsehprogramms erstellt werden. Der Film wurde nicht von ungefähr von Regina Ziegler produziert. Und die versteht sich auf Fernsehen – auch im Kino.


Wertung: 2 von fünf Sternen