Essen. . Eine Frau am Rande des Nervenzusammenbruchs empfängt ihre renitente Familie und will für die Kunst auch noch ihre Seele verkaufen: „2 Tage New York“ – ein neuer Film von und mit Julie Delpy.
Julie Delpy ist die Frau für Fortsetzungs-Geschichten. Auf die federleichte Interrail-Romanze „Before Sunrise“ folgte irgendwann „Before Sunset“. Und auf „2 Tage Paris“, ihr herrlich abgedrehtes, schamlos sprachwitziges Regiedebüt von 2007, lässt die Französin in Amerika nun „2 Tage New York“ folgen.
Dabei geht es ihr keineswegs nur um das Weiterführen des Immergleichen. Delpy, die zart radikale, immer leicht hysterische Filmfee, interessierte sich vor allem für die Entwicklung von Beziehungen, für die Strapazierfähigkeit von Familienbanden. Ihre „2 Tage“-Filmreihe soll damit vor allem eine intelligente Antwort auf grobe Slapstick-Späße à la „Meine Frau, ihre Schwiegereltern und ich“ sein. Auch wenn der etwas derbere Witz bei diesem Sippen-Treffen nicht zu kurz kommt.
Tatsächlich hat Delpy bei „2 Tage New York“ nochmal ordentlich an der Humor-Schraube gedreht. Die Arbeit am Drehbuch, verriet sie in einem Interview, sei eine Art Therapie gewesen gegen die Trauer über den Krebstod ihrer Mutter, die im Vorgängerfilm „2 Tage Paris“ noch einen Auftritt hatte, wie auch Delpys Vater Albert. Eine weitere Episode dieser sehr persönlichen Krisenbewältigung kommt schon in drei Wochen in die Kinos und heißt „Familientreffen mit Hindernissen“. Auch so ein überdrehtes, stellenweise anstrengendes, aber oft doch amüsantes Gequatsche über Liebe, Politik, Erziehung, Sex und was den Familienfrieden sonst noch gefährden kann.
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So erzählt Delpy ihre „2 Tage Paris“-Geschichte nun also weiter – unter umgekehrten Vorzeichen. War es damals Marion (Julie Delpy), die mit ihrem amerikanischen Freund (Adam Goldberg) in Paris den Culture-Clash heraufbeschwor, sorgt die französische Bagage nun in New York für Aufregung. Papa Jeannot (wieder Albert Delpy) hat sich einen Berg von Würsten und Käse an den Körper gebunden, weil er in Amerika den Lebensmittelnotstand fürchtet.
Unbedeckte Körperteile
Marions Schwester Rose (Alexia Landeau) entpuppt sich als Nymphomanin, die den prüden Amerikanern ständig ihre unbedeckten Körperteile vorführt. Und ihr Freund Manu (Alex Nahon) bestellt sich den Drogendealer in die Wohnung. Dass sich Marions neuer Lebenspartner Mingus (überraschend ernsthaft: Starkomiker Chris Rock) dabei noch anzügliche Witze über seinen Namen und politische Frotzeleien wegen seiner Hautfarbe anhören muss, spitzt das Konflikt-Szenario zu.
Was in Paris allerdings noch spielerisch, charmant und enorm satirisch daherkam, bekommt in New York manchmal einen starken Zug ins Slapstickhafte, Absurde. Trotzdem erfreut der Film auch durch seine eigenwillige Beständigkeit. Und als Gaststar steigt wieder mal Daniel Brühl vom Baum.