Köln. .

Der Regisseur Woody Allen hat auch im Konzertsaal viele Fans: Nach Köln kam er mit Klarinette und der New Orleans Jazz Band. Von Selbst-Inszenierung dabei keine Spur. Auf der Bühne tut er alles, um nicht aufzufallen.

Wenn mehr als tausend Menschen in die Kölner Philharmonie strömen, um einem Amateurmusiker bei der Ausübung seines Hobbys zuzusehen; wenn sie nicht zögern, sich dieses Vergnügen bis zu 150 Euro kosten zu lassen, muss der Adressat ihres Interesses auf anderem Terrain eine umso größere Nummer sein.

Nun, Woody Allen braucht man nicht vorzustellen, seine Auftritte als Jazzklarinettist dagegen sind hierzulande rar.Mit seiner New Orleans Jazz Band, mit der er seit Jahren montags in einem Hotel in Manhattan spielt, gab er jetzt in Köln eine Kostprobe seines Zweittalents.

Wir freuen uns hier zu sein und tun unser Bestes!

Die Liebe des Erfolgsregisseurs zum Jazz kennt man aus seinen Filmen; über seine Nebentätigkeit als Musiker drehte 1998 eine Kollegin die Doku „Wild Man Blues“. Zwar stand das Titelstück dieses Films auch in Köln auf dem Programm, doch Woody Allen spielte alles andere als den „wilden Mann“. Gut, er kam in eigener, schwarzer Limousine vorgefahren, als die Band längst in der Garderobe wartete, doch auf der Bühne tat er alles, um nicht aufzufallen – einer von sieben Herren, die dasitzen und Musik machen.

„Wir spielen Musik aus New Orleans,“ ergriff er knapp das Wort, „aus Vaudevilles und Dancehalls, von Straßenparaden und Begräbnissen. Lehnen Sie sich zurück, entspannen Sie! Wir freuen uns, hier zu sein, und tun unser Bestes.“ Und das konnte sich hören lassen. Denn New Orleans Jazz, das ist für ihn kein bierseliger Dixieland, keine Stimmungsmusik, sondern eine möglichst getreue Wiederbelebung der Musiktradition jener Stadt, die als Wiege des Jazz gilt.

Gespielt wird in klassischer Septettbesetzung: eine Bläserfrontline aus Trompete, Klarinette und Posaune, dazu Banjo, Klavier, Kontrabass und Schlagzeug. Die Klarinette, also Woody Allen, umspielt die Melodielinien der Trompete und schmückt sie mit Tongirlanden aus; mitunter tauscht er mit dem Trompeter Simon Wettenhall die Rollen. Eine kollektive Musik, bei der es ums Ensemblespiel geht, nicht ums Solo.

Sein Bein wippt wie ein Flummi

Wenn Allen „dran“ ist, wippt sein Bein wie Flummi; er bläst mit feinem, leichtem Ton, der mitunter ein wenig fiept und auch schon mal wegkippt. Ein Mordstechniker ist er nicht, aber er spielt mit Hingabe und kommt mit netten, kleinen Ideen: hier ein Lauf, da ein Zitat. Zwischen den Profimusikern, die er bei sich hat, schlägt er sich wacker.

Bemerkenswerter als die Jazzkünste des Woody Allen ist für den „Normalo“-Jazzfan er Umstand, dass zu dieser Formation aus Anhängern eines historischen New Orleans Jazz seit 20 Jahren auch Kontrabassist Greg Cohen gehört, der sich sonst in der arrivierten Avantgardeszene mit Tom Waits, John Zorn, Dave Douglass oder Ornette Coleman tummelt. 2006 leitete er die Reihe „Century of Song“ bei der Ruhr-Triennale.

Wenn Woody Allen Pause hat, stellt er sein Instrument auf dem Oberschenkel ab, nickt mit dem Kopf den Rhythmus und blickt, in sich gekehrt, zu Boden. Beifall braucht er nicht zu suchen – der ist ihm sicher. Ihm geht’s, an diesem Abend erkennbar, einzig um die Musik.