Von einem Regisseur wie Woody Allen, der Jahr für Jahr dem Publikum einen neuen Film schenkt, sollte man nicht fortwährend Höchstleistungen erwarten. Und doch: Nach dem magischen Filmpoem „Midnight in Paris“ vom letzten Jahr ist die Kluft zum neuen Europa-Hauptstadt-Film „To Rome With Love“ denn doch ein wenig groß. Fast hat es den Anschein, als finde der Regisseur aus einer selig verklärten Vergangenheit nun einfach nicht zurück in eine glaubhafte Gegenwart. Das Rom dieses Films jedenfalls unterscheidet sich nicht sehr von dem in Fellinis „Das süße Leben“. Bis auf die Farbe.
Allen erzählt uns vier Geschichten, die ohne Bezug untereinander bleiben und sich nicht zu einem Reigen runden wollen. Obwohl gerade die Liebe hier eine wichtige Rolle spielt. Der Student Jack (Jesse Eisenberg) etwa setzt seine dauerhafte Beziehung aufs Spiel und läuft mit wehenden Fahnen zur berechnenden Freundin seiner Lebensgefährtin über. Das jungvermählte Paar aus der Provinz wiederum wird in der Großstadt nach allen Regeln alter Klischees, also mit Hilfe einer Hure (Penélope Cruz), in erotische Verwirrung gestürzt.
Ein Glück nur, dass der Regisseur sich selbst nach sechs Jahren ausschließlich hinter der Kamera nun endlich wieder selbst ins Spiel bringt. Sein Produzent experimenteller Opern jedenfalls, der in einem häufig duschenden Leichenbestatter ein neues Sangestalent entdeckt, atmet noch den guten alten Woody-Humor. Und Judy Davis als griesgrämig-verkniffene Ehefrau passt hervorragend dazu. Da verzeiht man fast den Auftritt des notorischen Zappelphilips Roberto Benigni, der aus unerfindlichen Gründen von jetzt auf gleich zum Fernsehstar aufgebauscht wird. Das unterstreicht nicht mehr als die Binsenweisheit, dass im Medienbereich jede Woche eine neue Sau durchs Dorf getrieben wird.