London. . Der exzentrische Schauspieler Peter O’Toole, der Mann aus Connemara in Irland , wird 80. Filmen will er nicht mehr. „Ich habe nicht mehr das Herz dafür, und es wird auch nicht mehr zurückkommen“, sagte er in einem Interview.
Niemand ist je wieder so schön durch die Wüste geritten wie der Mann mit dem honigblonden Haar und den eisblauen Augen. Der Mann mit diesem strahlenden Gesicht, das Draufgängertum so glaubhaft spiegeln konnte wie innere Zerrissenheit. Wer die hymnischen Klänge von Maurice Jarre dazu noch im Ohr hat, die satten Farben vor Augen, der spürt die Kraft, die Hollywoodklassiker wie „Lawrence von Arabien“ verströmen, besonders auf der Leinwand.
David Leans Filmepos machte Peter O’Toole 1962 weltberühmt, es war seine erste große Rolle überhaupt. Keine bleibt bis heute so eng mit ihm verknüpft, auch weil sie so perfekt auf seinen Charakter zugeschnitten ist: Lawrence und O’Toole – zwei leidenschaftliche Exzentriker. Der Mann aus Connemara in Irland wird am Donnerstag 80.
Vor ein paar Wochen hat er das Ende seiner Karriere öffentlich gemacht. „Es ist Zeit für mich, das Handtuch zu werfen, mich vom Film und von der Bühne zu verabschieden. Ich habe nicht mehr das Herz dafür, und es wird auch nicht mehr zurückkommen“, sagte er in einem Interview.
Die Oscar-Tragödie
Nun wird es also auch nichts mehr mit einem Oscar. Achtmal hat die Academy in Los Angeles Peter O’Toole für Haupt- oder Nebenrollen nominiert, gewonnen hat er nie. In dieser Disziplin ist er Rekordhalter: Keiner stand so oft auf dem Zettel und ging jedes Mal mit leeren Händen nach Hause.
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Als man ihm 2003 einen Ehrenoscar zusprach, was manche eher als Beleidigung denn als Belohnung empfinden, lehnte O’Toole dankend ab. Er habe ja noch genug Zeit, „das entzückende kleine Kerlchen“ auf reguläre Weise zu gewinnen, sagte er damals, man solle doch bis zu seinem 80. Geburtstag warten. Seine drei Kinder überredeten ihn schließlich, die Trophäe aus den Händen von Meryl Streep doch entgegenzunehmen.
Eine fortwährende Hassliebe zum Kino
Vielleicht war es ja auch Hollywoods Art, sich für O’Tooles ewige Herumstänkerei zu revanchieren. Oft genug hatte er seine Abneigung für die Mechanismen der Filmfabrik kundgetan. Er, ein zorniger Wilder, der sich mit seinen beiden Saufkumpanen Richard Burton und Richard Harris eigentlich schon für Shakespeare und das Theater entschieden hatte, entwickelte eine fortwährende Hassliebe zum Kino.
Aber wohl auch eine gewisse Lust auf gute Bezahlung, denn sonst hätte man ihn nicht in einigen fürchterlichen Produktionen erleben müssen. Er habe chronische Geldnot, räumte er einmal ein, daher müsse er auch in minderwertigen Filmen auftreten: „Ich kann ja nicht immer auf etwas ganz Großes warten, ich muss ja meine Miete bezahlen.“
Abgefackeltes Hotelbett
Der Ehre halber sei allerdings erwähnt, dass er auch in wunderbaren Komödien seine Spuren hinterließ wie „Was gibt’s Neues, Pussy“ mit Romy Schneider oder „Wie klaut man eine Million?“ mit Audrey Hepburn. Seine stärksten Auftritte hatte er als König Heinrich II. in „Der Löwe im Winter“ und als „Lord Jim“ nach Joseph Conrads großem Roman.
Bei Dreharbeiten galt er oft als unausstehlich, viele seiner Eskapaden wie das Abfackeln eines Hotelbetts waren auch seiner schweren Alkoholsucht zuzuscheiben. Daran ging auch seine fast 20 Jahre lange Ehe mit der Schauspielerin Sian Phillips zugrunde. 1976 musste er sich einen Teil des Magens entfernen lassen, Hochprozentiges, schwört er heute, rührt Peter O’Toole schon lange nicht mehr an. Und die Wüste dürfte ihn auch nicht mehr locken.